Flüchtlinge in Erding:"Unerfreuliche Zwischenfälle"

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Landratsamt weist Kritik an Umzügen von Flüchtlingen zurück

Von Florian Tempel, Erding

Mitglieder der Aktionsgruppe Asyl (AGA) haben mehrere vom Landratsamt Erding angeordnete Umzüge von Flüchtlingen beklagt. Die SZ hat darüber berichtet. Das Landratsamt weist nun die Kritik zurück, die Behörde hätte Umzüge mit unverständlicher Härte, Unnachgiebigkeit und sogar Drohungen durchgesetzt. In einer Pressemitteilung räumt die Sprecherin der Kreisbehörde zwar ein, dass es bei angeordneten Umzügen von Flüchtlingen "in letzter Zeit tatsächlich häufiger zu unerfreulichen Zwischenfällen" gekommen sei. Mitarbeiter des Landratsamts hätten daran jedoch keine Schuld. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) "appelliert" an die Kooperationsbereitschaft der Flüchtlinge und der Mitglieder der Helferkreise: "Wir versuchen, den Bedürfnissen der Schutzsuchenden in größtmöglichem Umfang gerecht zu werden. Ich bitte aber um Verständnis, dass in manchen Fällen ein Umzug unumgänglich ist und erwarte im Hinblick auf die immer noch hohe Zahl der Asylbewerber in unserem Landkreis eine bessere Zusammenarbeit der Betroffenen mit dem Landratsamt."

Mitglieder der AGA hatten über drei konkrete Fälle berichtet. In jedem von diesem waren schwangere Frauen betroffen, in zwei Fällen standen sie kurz vor der Entbindung, als sie umziehen mussten. Das Landratsamt geht auf die besondere Situation der Frauen in seiner Pressemitteilung mit keinem Wort ein.

Zum Fall einer hochschwangeren, allein erziehenden Mutter von bereits drei Kindern heißt es, die Familie habe umziehen müssen, da "eine Kindswohlgefährdung angenommen" worden sei. Der Umzug habe dem "Schutz der Familie" gegolten, "zu den Hintergründen dürfen keine Angaben gemacht werden." Zum erzwungenen Umzug einer Familie aus einem der alten Klassenzimmercontainer hinter dem Korbinian-Aigner-Gymnasium heißt es, "der Container der Familie wird als Lagerfläche benötigt". Das Landratsamt räumte auf Nachfrage ein, dass tatsächlich aber zwei junge Männer in den zuvor von der Familie bewohnten Container einquartiert wurden. Die Familie hatte zudem zum 1. Oktober eine Wohnung in Erding in Aussicht. Das Landratsamt bestätigt auch das. Gleichwohl heißt es, sie "konnte dafür keinen Mietvertrag vorlegen". Auf Nachfrage bestätigte die Sprecherin des Landratsamts, dass die Familie auch deshalb nicht länger bleiben durfte - und tatsächlich an dem Tag umziehen musste, als die Mutter ein Kind zur Welt bracht.

© SZ vom 07.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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