Fliegerhorst Erding:Die Aktion Erbse geht weiter

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Der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes möchte von 2018 an die Benefizaktion der Bundeswehr weiterführen. Wer bisher Spenden bekommen hat, muss jedoch umdenken

Von Antonia Steiger, Erding

Die traditionsreiche Aktion Erbse der Bundeswehr geht aller Voraussicht nach im kommenden Jahr in die Verantwortung des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) über. Der BRK-Kreisvorsitzende Franz Hofstetter (CSU), Bürgermeister von Taufkirchen, bestätigte, dass die Organisatoren der Benefizaktion an den Kreisverband herangetreten seien. Es sei eine große Herausforderung, sagte Hofstetter, die das Rote Kreuz jedoch leichter als andere Verbände bewältigen könne. In diesem Jahr wird das Waffensystemunterstützungszentrum 1 am Fliegerhorst letztmalig die Benefizaktion veranstalten.

Die Aktion Erbse ist im Bewusstsein der Bevölkerung in Stadt und Landkreis Erding fest verankert. Auch wer sonst nicht so gern Eintopf isst, rennt in der Adventszeit zum Grünen Markt in Erding, um sich dort einen Teller Erbsensuppe aus der Truppenküche schmecken zu lassen. Soldaten mit Sammelbüchse gehörten ebenfalls in dieser Zeit fest zum Erdinger Stadtbild; sie bitten vor den Geschäften um eine Spende, dazu kommen weitere Spenden und Einnahmen aus einem Benefizkonzert, so dass am Ende in den vergangenen Jahren regelmäßig mehr als 50 000 Euro zusammengetragen werden konnten, die an die Bedürftigen in Stadt und Landkreis weitergegeben werden. Zum Beispiel an den Förderverein Fendsbacher Hof, eine Behinderteneinrichtung in der Gemeinde Pastetten, die zum Einrichtungsverbund Steinhöring gehört. Zwischen 2000 und 6000 Euro habe es regelmäßig gegeben, sagte Cornelia Vogelfänger (CSU), Bürgermeisterin von Pastetten und Vorsitzende des Fördervereins Fendsbacher Hof. "Wir bemühen uns schon länger, auf andere Wege an Spenden zu gelangen", sagte sie. Zum Beispiel mit Mitgliederwerbung für den Förderverein, denn auch eine Mitgliedschaft bringe Spendengelder. Insgesamt, so sagt sie, werde die Aufgabe immer schwieriger. Der Förderverein versucht, den Bewohnern der Einrichtung das Leben ein wenig leichter zu machen, zum Beispiel mit Windeln, die hautschonender sind als das herkömmliche Material. Oder mit kleinen Taschengeldzuschüssen, für diejenigen, die wenig Geld haben. "Die Renten werde ja auch nicht höher", sagte Vogelfänger.

In welchem Umfang der Fendsbacher Hof auch künftig von den Spendengeldern aus der Aktion Erbse profitieren kann, sei noch nicht beschlossen, sagt Hofstetter. Es sei nicht ausgeschlossen, dass ein Teil an den Fendsbacher Hof gehe. Grundsätzlich könne aber auch das Bayerische Rote Kreuz jeden Euro brauchen - nicht nur um die Personalkosten für das Frauenhaus zu finanzieren, dessen Trägerschaft das BRK kürzlich übernommen hatte, sondern auch für die Wasserwachten, Bereitschaftsdienste, Ausrüstungsgegenstände und das Kinderhaus. Auf jeden Fall sei es nicht so, sagte Hofstetter, dass das BRK die Spenden aus der Aktion Erbse fest für die Finanzierung des Frauenhauses einplane.

Die Übernahme der Trägerschaft für diese Einrichtung hatte in den vergangenen Monaten heftige Diskussionen ausgelöst. Der Landkreis Erding hatte die Trägerschaft neu ausgeschrieben und dabei zur Bedingung gemacht, dass der Zuschussbedarf durch den Landkreis nicht höher als 120 000 Euro sein dürfe. Damit fiel der frühere Träger, der Sozialdienst katholischer Frauen, praktisch aus dem Rennen, weil er - wie andere potenzielle Träger - es als ausgeschlossen bezeichnet hatte, diese Bedingung zu erfüllen. Ursache für ein höheres Defizit sind nach Aussage des SkD vor allem die Personalkosten für die erfahrenen und langjährigen Mitarbeiterinnen des Frauenhauses.

Hofstetter betonte im Gespräch mit der SZ, dass keinesfalls dies der Hintergrund sei für die Ambitionen des BRK, die Aktion Erbse zu übernehmen. Und er fügte an, dass die Bundeswehr auf das BRK zugekommen sei - nicht umgekehrt. "Wir aus dem Fliegerhorst Erding freuen uns über das Interesse des BRK, die Erbse nach unserem Weggang 2018 weiterzuführen", teilte Oberstabsfeldwebel Peter Jentscher dazu mit. Wie und in welcher Form die Aktion weitergeführt werde, müssten Gespräche ergeben, "die während der Erbse 2017 geführt werden sollen".

Dann sei die Nachfolgeorganisation "für die Ausgestaltung der Erbse verantwortlich" und könne auch Dinge verändern. "Die Unterstützung Bedürftiger im Landkreis steht an erster Stelle und sollte weitergeführt werden." In diesem Jahr werde der Fliegerhorst mit seinen militärischen und zivilen Mitarbeitern "die Erbse" in der gewohnten Form an den vier Samstagen durchführen. "Darauf freuen sich alle Soldatinnen und Soldaten sowie die zivilen Beschäftigten schon sehr."

© SZ vom 14.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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