Fliegerhorst Erding:Bundeswehr bleibt länger

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Von der Bevölkerung verabschiedet haben sich die Soldaten schon im vergangenen Jahr. Mit dem endgültien Abzug wird es aber vorerst noch nichts. (Foto: Renate Schmidt)

Voraussichtlich erst im Jahr 2024 ziehen die Soldaten endgültig ab. In Manching werden die Baumaßnahmen nicht fertig. OB Gotz fehlt das Verständnis

Von Antonia Steiger, Erding

"Das ist für Erding eine ganz schlechte Nachricht." Mit Befremden hat Erdings OB Max Gotz (CSU) die Mitteilung aus Berlin zur Kenntnis genommen, dass sich die Schließung des Fliegerhorstes Erding erneut verschieben wird: von 2021 "auf voraussichtlich 2024". Grund sind Verzögerungen bei Baumaßnahmen in Manching, wohin der Stab des Waffensystemunterstützungszentrums 1 Anfang des Jahres umgezogen ist. Weitere Einheiten sollen folgen, aber das dauert offenbar noch. Nicht gefährdet ist laut Gotz der Bau des S-Bahn-Ringschlusses mit neuem Bahnhof auf dem Bundeswehrgelände.

Im Verteidigungsministerium wurden die "Planungen zur Abgabe der Liegenschaften" überprüft, das schreibt Thomas Silberhorn, Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, an den CSU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz. Dabei seien auch andere Sachgründe wie Verzögerungen bei Baumaßnahmen "noch einmal intensiv mitbetrachtet" worden. Das Ergebnis: Einige Liegenschaften behält das Verteidigungsministerium entgegen der Planungen ganz in seiner Verantwortung, bei anderen verzögert sich die Übergabe - wie in Erding. Tatsächlich wurde in den vergangenen Jahren immer wieder auch darüber diskutiert, ob die Entscheidung für eine Auflösung des Fliegerhorstes wieder zurückgenommen wird, weil sich die sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen geändert haben. Danach sehe es im Moment nicht aus, findet Gotz. "Aber auch diesem Frieden traue ich nicht mehr." Er ist erzürnt über die Art und Weise, wie in Berlin mit dem Thema Konversion umgegangen wird. Gotz sagte, es fehle ihm an Leidenschaft in der großen Politik, Entscheidungen bis zum Ende durchzuziehen. Vor zehn Jahren sei die Entscheidung für die Auflösung des Fliegerhorstes gefallen, seitdem sei "unter dem Strich nichts passiert", außer dass die Kommunalpolitik viel Arbeit und Leidenschaft investiert habe. Und auch Lenz ist sehr unzufrieden: "Das Hin- und Her bezüglich der Schließung des Fliegerhorstes irritiert und steht einer Planungssicherheit für Soldaten, Mitarbeiter, der großen Kreisstadt und dem Landkreis entgegen."

Die 350 Hektar Militärgelände spielen eine wichtige Rolle in der Stadtplanung. "Der Entwicklungs- und Wohnungsdruck in Erding ist enorm", sagt Gotz. Es gehe dabei nicht nur um Wohnflächen, sondern auch um Freizeit- und Freiflächen, die für Erding geschaffen werden sollen, sowie um Platz für Gewerbe. Der Fliegerhorst stelle ein "Filetstück" für Erding dar. Und jetzt stehe dieses wertvolle Areal, für das die Stadtpolitik vor Jahren bereits ein Entwicklungskonzept entworfen hat, wieder vor einer "ungewissen Zukunft". Zudem spielt das Bundeswehrgelände auch eine Rolle in der bereits beschlossenen erneuten Bewerbung für eine Landesgartenschau. Am Dienstag wird der Erdinger Stadtrat über den Flächennutzungsplan debattieren, dann wird auch diese Entwicklung zur Sprache kommen. Gotz sagte, es gehe angesichts aktueller Wachstumsprognosen für die Region nicht mehr darum, "ob man das will oder nicht". Die Politik müsse machen, "was möglich ist". Er halte es nicht mehr für ausgeschlossen, dass es weitere Baugebiete in Erding geben werde. Derzeit in Planung sind der Poststadl, der kurz vor dem Satzungsbeschluss ist. Für Areale an der Sigwolfstraße und an der Haager Straße Ost muss zunächst der Hochwasserschutz geklärt werden.

© SZ vom 02.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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