Finanzen:Ein neuer Rekordhaushalt

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Stadtkämmerer Hermann Held rechnet mit 31 Millionen Euro aus Gewerbesteuern. Das sind 4,5 Millionen Euro mehr als erwartet. Auch die Einkommenssteuer steigt

Von Antonia Steiger, Erding

Mit stoischer Gelassenheit hat der Erdinger Stadtrat am Dienstagabend eine Mitteilung zur Kenntnis genommen, die ein wenig mehr Aufregung wert gewesen wäre: Die Einnahmen aus den Gewerbesteuern steigen in diesem Jahr voraussichtlich um ansehnliche 4,5 Millionen auf 31 Millionen Euro. Stadtkämmerer Hermann Held ließ sich zu einem "gigantisch" hinreißen, OB Max Gotz (CSU) sprach von einer "sehr guten Situation". Damit erklimmt der Verwaltungshaushalt der Stadt Erding, der die laufenden Einnahmen und Ausgaben abbildet, mit knapp 84 Millionen Euro einen neuen Rekordwert.

Wo die hohen Gewerbesteuern herkommen, das wird der Öffentlichkeit mit Hinweis auf das Steuergeheimnis nicht verraten. Ob man aber weiterhin von dem größten Steuerzahler in Erding abhänge, wollte Hans Egger (Erding jetzt) trotzdem wissen. Bekanntlich stützt das international agierende Reisebuchungsunternehmen Amadeus mit seiner deutschen Filiale in Aufhausen seit vielen Jahren mit seinen jährlichen Steuerzahlungen in zweistelliger Millionenhöhe den Haushalt der Stadt Erding in unerreichbarer Weise. "Man kann zufrieden sein mit der allgemeinen Entwicklung der Gewerbesteuer", sagte darauf Held. Gotz fügte an: "Wir sind zunehmend breiter aufgestellt."

Dass die Geschäfte für die Unternehmen gut laufen, bestätigt beispielsweise Jörg Wund, Geschäftsführer der Therme Erding. 2016 wird ihm zufolge ein neues Rekordjahr. "Wir sind ordentlich gewachsen", sagt er mit Blick auf das neue Wellenbad und das Hotel Victory. Mit etwa 1,7 Millionen Besucher rechnet das Rutschen- und Saunaparadies in diesem Jahr , das wären mehr als jemals zuvor. "Wir tragen sicher einen kleinen Teil zu diesem guten Ergebnis bei", sagte Wund. Genaue Summen nennt er nicht, die Therme zahle jedoch "mehr als vor einem Jahr".

Die Mehreinnahmen bei den Gewerbesteuern schlagen sich auf anderen Posten im Haushalt durch: So erwirtschaftet die Stadt Erding dank dieser Einnahmen im Verwaltungshaushalt insgesamt ein Plus in Höhe von 11,4 Millionen Euro, wozu auch die Bürger mit ihrer Einkommenssteuer beitragen: Held korrigierte auch diese Zahl nach oben - um 500 000 Euro auf 24,3 Millionen Euro. Dieses Plus aus dem Verwaltungshaushalt fließt in den Vermögenshaushalt, aus dem heraus die Stadt Erding ihre Investitionen bezahlt.

Aber auch hier gibt es Korrekturen, weil einige Maßnahmen noch nicht begonnen wurden, andere wiederum überraschend umgesetzt werden mussten. Insgesamt wird die Stadt im Jahr 2015 vermutlich weniger Geld investieren als zunächst angenommen: Statt gut 26 Millionen Euro werden es nur gut 25 Millionen Euro sein. Auf das Jahr 2017 verschoben wurde unter anderem der Beginn des zweiten Abschnitts der Stadtparksanierung, der Umbau der Kreuzung der Siglfinger Straße mit dem Rennweg und auch die Sanierung der Semptbrücke an der Landshuter Straße. Zu den unerwarteten Mehrausgaben zählt die Erneuerung des Ricotenplatzes beim Sepp-Brenninger-Stadion.

Unter dem Strich muss Kämmerer Held auch aufgrund der Mehreinnahmen den Rücklagen weniger Geld entnehmen als gedacht: statt 13 Millionen Euro nur 11,36 Millionen. Zum Ende des Jahres 2015 wies das wärmende Rücklagenpolster laut dem Bericht der Stadtverwaltung einen Soll-Stand von 59,3 Millionen Euro auf. In seinem Bericht verkneift sich Held traditionell jeden Anflug von Euphorie: Es müsse erwähnt werden, heißt es, dass diese Zahlen "keine Selbstverständlichkeit" seien, schreibt er. Der Verwaltungshaushalt müsse daher weiterhin von "zusätzlichen freiwilligen Maßnahmen, die nicht absolut notwendig sein, freigehalten werden".

© SZ vom 29.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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