Fest am Sonntag, 3. Juli:Ein echtes Erfolgsmodell

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Das Mütterzentrum Erding feiert 30-jähriges Bestehen. Es ist ein Ort der Begegnung, des Austausches und Integration

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Seit 1986 gibt es das Mütterzentrum Erding (MüZe). Es ist ein Ort, an dem Eltern zusammenkommen, sich kennenlernen und einfach mal durchatmen können, während der Nachwuchs nebenan spielt. Es ist ein Ort, an dem Freundschaften entstehen und interkultureller Austausch gepflegt wird. Obgleich als Verein organisiert, steht das Zentrum allen Müttern und Vätern mit ihren Kindern im Vorkindergartenalter offen. Am Sonntag, 3. Juli, feiert es sein 30-jähriges Bestehen. Die Gründerinnen mussten damals gegen politische Widerstände kämpfen - und taten dies mit Erfolg.

Neun Mütter aus Erding wollten Mitte der 80er Jahre in der Kreisstadt eine Anlaufstelle für Frauen schaffen, die mehr sein sollte als eine Mutter-Kind-Gruppe: Betreuung, Erfahrungsaustausch und die Möglichkeit für niederschwellige Beratung waren gewünscht. Dabei sollten die Mütter den Ton angeben. Erdings Kommunalpolitiker seien von der Idee und der Notwendigkeit alles andere als überzeugt gewesen, heißt es in der Festschrift des Vereins aus dem Jahr 2006. Doch die Frauen ließen nicht locker. Sie sammelten Unterschriften, sangen im Stadtrat ein Klagelied und zogen so den damaligen Bürgermeister Gerd Vogt (CSU) auf ihre Seite. Im Juni 1986 gründeten sie den Verein "Mütterzentrum Erding". Ein Jahr später stimmte Landrat Hans Zehetmair (CSU) einer Förderung durch den Landkreis zu.

Noch fehlte dem Zentrum aber das Geld für eigene Räume. Erst eine Spende aus dem Adventskalender der SZ in Höhe von 30 000 Mark ermöglichte im Frühjahr 1988 den Einzug in das erste Domizil in der Freisinger Straße 2. Nach mehreren Umzügen innerhalb der Altstadt - mal aus Platzgründen, mal wegen Renovierungen - befindet sich das Zentrum seit zehn Jahren in den Räumen einer ehemaligen Arztpraxis in der Landshuter Straße 12.

"Jeder ist bei uns willkommen", sagt Petra Hadersbeck, die mit drei weiteren Frauen das Zentrum ehrenamtlich leitet. An vier Vormittagen sowie am Mittwochnachmittag findet der offene Treff statt. Eltern können dort spontan hingehen, Kaffee trinken, sich unterhalten oder Zeitung lesen, während die Kinder im Nebenzimmer nach Lust und Laune toben, spielen und kreischen. Familien, die in Erding oder im Landkreis neu sind, fänden im Treff oft Anschluss, sagt Hadersbeck. Im vergangenen Jahr haben im Durchschnitt jeden Tag etwa 35 Personen das Angebot genutzt. In den Gesprächen kämen zuweilen auch ernste Dinge zutage, etwa wenn Mütter von Gewalt in der eigenen Familie berichteten. "Wir haben ein offenes Ohr, wollen helfen und verweisen sie, wenn gewünscht, an professionelle Beratungsstellen", sagt Hadersbeck.

Ein echtes Erfolgsmodell ist der Vorkindergarten - das einzige Angebot, für das man aus finanziellen Gründen Mitglied im Verein sein muss. In zwei Gruppen schnuppern Kinder, die älter als ein Jahr sind, in den Kindergartenalltag und lernen behutsam, für einige Momente oder Stunden von Mutter und Vater getrennt zu sein. Die Warteliste für die 24 Plätze ist lang. "Manche Eltern melden ihr Kind schon bei der Geburt an." Für die ganz Kleinen gibt es freitags eine Krabbelgruppe. Und Eltern, die für ein paar Stunden etwas alleine unternehmen wollen, können ihr Kind bis zu zwei Mal in der Woche den ehrenamtlichen Helfern im MüZe anvertrauen.

Seit seinen Anfängen ist das Zentrum ein Ort für Integration. Über die Jahre hinweg haben sich dort unter anderem Familien mit türkischen, britischen und französischen Wurzeln getroffen, miteinander gesungen, gelernt und gespielt. Derzeit gibt es eine polnische, japanische und spanische Gruppe; in letzterer engagierten sich überwiegend Väter, so Hadersbeck.

Etwa 30 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen arbeiten vor und hinter den Kulissen im Zentrum. Getragen wird es vom gleichnamigen Verein und seinen derzeit knapp 100 Mitgliedern. Finanzielle Unterstützung erhalten sie von privaten Sponsoren, der städtischen Zollner-Leihfonds-Stiftung, dem Landkreis und dem Zentrum Bayern Familie und Soziales. Der Familientreff Dorfen gehörte von 2001 bis zu seiner Fusion mit dem Zentrum für Integration 2009 ebenfalls zum MüZe. Seit 2013 wird auch ein dauerhafter Kleiderflohmarkt angeboten.

Die Jubiläumsfeier findet am Sonntag, 3. Juli, von 11 Uhr an im Heilig-Geist-Hof statt. Für die jungen Besucher gibt es eine Tombola und Bastelaktionen. Um 14.30 Uhr tritt Beate Welsch mit ihrem Puppentheater auf. OB Max Gotz wird ein Grußwort sprechen. Interessierte Eltern können die knapp 180 Quadratmeter großen Räume besichtigen. Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.muetterzentrum-erding.de

© SZ vom 02.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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