Fehlalarm:Polizei stürmt Wohnung

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Richard Graupner ist Polizist - und AfD-Mitglied im bayerischen Landtag. Er glaubt, dass Polizisten konservativer als der Durchschnitt der Bevölkerung sind. (Foto: Günther Reger)

Verwirrter Mann hatte gemeldet, seine Mutter sei erschossen worden

"Ein Sondereinsatzkommando anzufordern wäre auch ein Option gewesen", sagt der Erdinger Polizeichef Anton Altmann. Doch dafür war keine Zeit mehr. Die Lage erschien zu brenzlig, um länger zu warten. Und deshalb stürmten seine eigenen Leute am Dienstagvormittag eine Wohnung in einem Mietshaus in Klettham.

Kurz zuvor hatte ein 19-Jähriger telefonisch gemeldet, seine Mutter sei in der Wohnung erschossen worden. Tatsächlich war nichts passiert. Die Mutter hatte sich nur zu einem Nickerchen hingelegt und war völlig überrascht, als auf einmal ihre Wohnungstür mit kräftigen Fußtritten aufgebrochen wurde und ein halbes Dutzend Beamten mit ihren Dienstwaffen im Anschlag in ihre Wohnung stürmten.

Mit allen Kräften zum Tatort

Um 10.20 Uhr war in der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums in Ingolstadt ein Anruf ihres Sohnes eingegangen. Es war nur ein kurze Mitteilung. "Er hat eigentlich nur gesagt, dass seine Mutter erschossen wurde", sagt Altmann, noch seinen Namen und seine Adresse angegeben, "und dann einfach aufgelegt". Sekunden später war die Erdinger Polizei alarmiert und rückte sofort mit allen verfügbaren Kräften zum vermeintlichen Tatort aus.

Alle Streifenwagen plus weitere aus Dorfen, Freising und vom Flughafen, sowie Kriminalkommissare der Kripo und ein Notarzt mit Rettungssanitätern waren wenig später in Klettham. Nachdem die Umgebung rund um den Wohnblock abgesperrt worden war, näherten sich die Polizeibeamten dem Haus.

Ein Nachbar habe Schreie gehört

Als ein Nachbar, der aus dem haus kam, ihnen mitteilte, er habe gerade Schreie aus der betreffenden Wohnung gehört, gab Altmann das Signal, dieselbe sofort zu stürmen. Zur großen Erleichterung der Beamten fanden sie dort aber keine Leiche, sondern eine ganz lebendige und vollkommen unverletzte Frau.

In der Zwischenzeit war der 19-jährige Sohn zu Fuß in der Polizeiinspektion erschienen. Er wollte noch einmal persönlich die angebliche Ermordung seiner Mutter melden. "Er war davon überzeugt, dass das den Tatsachen entsprechen würde", sagt Altmann. Tatsache war allerdings nur, dass der junge Mann massiv unter Drogeneinfluss stand. "Der war völlig durch den Wind."

In Klinik gebracht

Die Polizei versuchte ihn zu beruhigen und nahm ihn vorsichtshalber "in Gewahrsam", sagt Altmann, da "man nicht ausschließen konnte, dass er in seinem Zustand einen Fremden oder sich selbst gefährdet". Aus diesem Grund sei der 19-Jährige anschließend in die psychiatrische Klinik Taufkirchen gebracht worden.

© SZ vom 09.12.2015 / flo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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