Fair-Trade:Grundschule mit Weitblick

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Berglern bekommt das Siegel als Fairtrade-Schule - als vierte Einrichtung im Landkreis. Auch Viertklässler könnten lernen, wie Bananen transportiert werden, sagt Rektorin Sabine Hoffmann

Von Edgars Opulskis

Die Grundschule Berglern ist auf dem Endspurt zum Fairtrade-Siegel. An diesem Donnerstag, 31. Januar, bekommt die Schule diese Auszeichnung und folgt damit dem Vorbild des Anne-Frank-Gymnasiums, der Mittelschule Erding und der Montessori-Schule in Aufkirchen. Diese drei Schulen sind schon Fairtrade-Schulen. "Es war mir sehr wichtig, der Schule ein Profil zu geben", sagt Schulleiterin Sabine Hoffmann. 2012 hat sie mit ihren Schülern beim Bundeswettbewerb "Alle für Eine Welt - Eine Welt für alle" den zweiten Platz gewonnen, der Preis war eine Reise zum Bundespräsidenten. Anschließend habe sie bei einer Lehrerkonferenz die Idee einer Fairtrade-School vorgestellt. Fünf Kriterien müssen erfüllt werden. Die Schulen gehen dabei unterschiedliche Wege.

Zunächst müssen Lehrer, Schüler und Eltern ein Fairtrade-Schulteam gründen. Die Sozialkundelehrerin Karin Urland sagt, als sie an der Mädchenrealschule Heilig Blut dafür geworben habe, seien die Schülerinnen sofort darauf angesprungen. Die Eltern unterstützen sie, indem sie Sponsoren für den Einkauf fair gehandelter Lebensmittel suchten. Aus denen backten die Schülerinnen Muffins, mit denen sie die Auszeichnung zur Fairtrade-School feierten. Mindestens einmal im Jahr stellt die Schule seither ihren ökologischen Fußabdruck aus.

Als zweites Kriterium für das Siegel brauchen Schulen einen Fairtrade-Kompass, mit dem sie darlegen, wie sie die anderen Kriterien umsetzen wollen. "Die Schule soll sich selber im Kompass weiterentwickeln", erklärt Alexander Auhagen von der Mittelschule Erding. Die Schule habe aber auch schon früher faire und umweltfreundliche Produkte eingekauft wie Recyclingpapier und auch "faire" Aktionen veranstaltet. So gab es zum Nikolaustag faire Schokolade und am Valentinstags fair gehandelte Rosen. Das dritte Kriterium erfüllt die Mittelschule auch: Sie muss für Lehrer und Schüler Fairtrade-Produkte anbieten. Am Kiosk gibt es solche Süßigkeiten.

In der Montessorischule in Aufkirchen betreiben die Schüler selbst einen kleinen Fairtrade-Kiosk. Einmal in der Woche treffen sich etwa fünfzehn Schüler, um zu diskutieren, welche Produkte sie in den Pausen verkaufen wollen. Anschließend fahren sie zum Einkaufen. Im Pausenverkauf haben dann ein bis zwei Schüler Dienst und bieten Biolimonade, Smoothies und Mango-Kaubonbons an, aber auch Schulhefte, Blöcke und anderes Material. So bekommen die Schüler auch noch zusätzlich praktische Erfahrung im Ein- und Verkauf, in der Buchhaltung und im Rechnungswesen.

In der Grundschule Berglern gibt es keinen Pausenverkauf oder Kiosk. Daher sei es schwierig gewesen, Fairtrade-Produkten anzubieten und das entsprechende Kriterium zu erfüllen, sagt die Schulleiterin Sabine Hoffmann. Die Schule musste sich etwas einfallen lassen: Biokisten. Aus der bekommen die Kinder einmal pro Woche umsonst Gemüse. In der Kiste stecken auch fair gehandelte Bananen und Reiswaffeln. Nun konnte Hoffmann unter dieses Kriterium einen Haken setzen.

Auch die Lehrer haben ihre Kiste, aber in der befinden sich keine Reiswaffeln, sondern Bücher. Bildungskisten nennt sie Hoffmann. Sie beinhalten Lehrmaterial zum globalen Lernen. Denn um das vierte Kriterium zu erfüllen, müssen die Lehrer globale Handelsbeziehungen und ihre sozialen Auswirkungen im Unterricht thematisieren, angepasst an die Fähigkeiten der jeweiligen Altersstufen. Spezielle Fairtrade-Fächer gibt es nicht. Das Thema muss also in den Lehrplan integriert werden, laut den Anforderungen in mindestens zwei Jahrgängen und Fächern. Zum Beispiel in Erdkunde, Wirtschafts- und Rechtslehre oder Haushalt und Ernährung.

Am Anne-Frank-Gymnasium stellen die Lehrer den fünften Klassen den Fairtrade-Gedanken im Geografieunterricht vor, sagt Monika Erber, die das Projektteam leitet. "Den Achtklässlern erklärt man, wie Bauern in der dritten Welt arbeiten und welche Bedingungen dort herrschen." Aber auch Grundschüler können schon lernen, wie Bananen transportiert werden, sagt Grundschulleiterin Hoffmann. "Manche Kinder erkennen jetzt schon das Fairtrade-Siegel an Produkten."

Mindesten einmal im Jahr muss außerdem eine Schulaktion zu einem Fairtrade-Thema stattfinden, das ist das fünfte und letzte Kriterium. An der Grundschule Berglern haben die Erst- und Zweitklässler in Gruppenarbeit Fußbälle aus fair gehandelten Materialien selber genäht und bauten sie in ihren Sportunterricht ein. Das Anne-Frank-Gymnasium hat eine Modenschau gemacht. Auch die Schulleiterin Helma Wenzel ist auf das Podest gestiegen und hat die "neusten oder eher gesagt fairsten Trends präsentiert", so die Geografielehrerin Monika Erber.

Die erste Fairtrade-School wurde 2012 in Düsseldorf ausgezeichnet, inzwischen sind es 568 in ganz Deutschland. Es gibt auch Fairtrade-Unis und Fairtrade-Towns - seit 2015 zählt auch die Stadt Erding dazu. 2017 erhielt sie für weitere zwei Jahre das Siegel. Dass seitdem die Erdinger Mittelschule als Fairtrade-School dazugekommen ist, wird die Stadt als Erfolg verbuchen können, wenn dieses Jahr eine erneute Zertifizierung ansteht. Für die Kinder der Grundschule Berglern begann der Weg in den fairen Handel mit einem süßen Geschmack im Mund: Als die Schule 2017 beschloss, sich um das Siegel bemühen zu wollen, verteilte Religionslehrer Maximilian Ostermair als Nikolaus verkleidet Fairtrade-Schokolade an die Kleinen.

© SZ vom 29.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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