Fachkräftemangel im Landkreis:Landwirt auf Zeit

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Das Füttern der Tiere im Stall gehört zu den dringenden Aufgaben der Betriebshelfer und Dorfhelferinnen. (Foto: Manfred Neubauer)

Maschinenring eröffnet Personaldienst, um Bauern bei der Suche nach Arbeitskräften zu unterstützen und zu entlasten. Insbesondere bei Krankheits- und Sozialfällen ist Hilfe erforderlich

Von Regina Bluhme, Landkreis

Fachkräftemangel herrscht im Landkreis nicht nur im Bäckerhandwerk. Auch der Maschinen- und Betriebshilfering Erding e.V. tut sich mittlerweile schwer, im Bereich der Betriebshelfer genügend Personal zu finden. Die Erdinger Geschäftsstelle setzt nun auf eine neues Geschäftsmodell: Ende April hat in der Großen Kreisstadt eine Filiale der Maschinenring Personaldienste (MRPD) GmbH eröffnet, die sich darauf spezialisiert hat, Arbeitskräfte für die Landwirtschaft zu vermitteln.

In den Maschinenringen tun sich Landwirte zusammen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Aktuell hat der Verein im Landkreis 1914 Mitglieder. 60 Betriebshelfer hat der Maschinenring Erding im Jahr 2016 an Höfe vermittelt wegen "Krankheits- oder Sozialfällen", berichtet Geschäftsführer Bernhard Empl. Ein Todesfall, eine dringende Operation oder eine Kur - ohne fremde Hilfe geht es dann auf dem Hof nicht. "Die Nachfrage ist nach wie vor da, doch die Betriebshelfer werden immer weniger", lautet dabei die beunruhigende Nachricht von Bernhard Empl.

Einer der Hauptgründe liegt seiner Ansicht nach in der zunehmenden Größe der Höfe. "In einem Betrieb mit bis zu 100 Kühen, haben Sie keine Zeit mehr, nebenbei noch irgendwo auszuhelfen." Zudem könne meist nicht auf Verwandtschaft zurückgegriffen werden. "Der Landwirtschaft geht es ja nicht rosig, die Kinder werden nicht mehr Landwirt und wohnen oft auch weiter weg."

Ein neues Geschäftsmodell soll nun im Landkreis die Suche nach geeigneten Betriebshelfern erleichtern. Seit Ende April hat die Maschinenring Personaldienstleistung (MRPD) GmbH einen Standort in Erding. Die GmbH mit Sitz in Neuburg an der Donau wurde 2008 gegründet und ist jeweils zur Hälfte ein Tochterunternehmen des Kuratoriums bayerischer Maschinenringe e.V. und der Österreichischen Maschinenring Personal und Service eGen. "Wir sind in Bayern und Baden Württemberg mit 40 Kooperationen und 28 Standorten tätig", berichtet Ilka Hafner, MRPD-Geschäftsführerin. "Unser Ziel ist es, Landwirte bei der Suche nach Arbeitskräften zu unterstützen und zu entlasten", betont Hafner.

"Die Landwirte kommen bei Engpässen auf uns zu", erklärt Hafner. Die Personaldienstleistung GmbH vor Ort übernehme die Akquise und die Auswahl der Bewerber. "Wir schauen ganz genau hin, ob der Bewerber auch zu dem jeweiligen Betrieb und zur Landwirtsfamilie passt." Als Betriebshelfer kommen laut Hafner nicht nur Landwirte in Frage, es können auch Schreiner oder Automechaniker sein, "wir suchen Menschen, die für die Landwirtschaft in der Region was übrig haben." Die Betriebshelfer arbeiten dabei als Festangestellte der GmbH. Bisher habe es in den meisten Fällen zwischen den Einsätzen keine Lücken gegeben, betont Ilka Hafner. "Wir drohen mit einem Arbeitsplatz auf Lebenszeit", fügt sie scherzend hinzu. Die Angestellten erhielten auf die Betriebe zugeschnittene Fortbildungen. So würden Mitarbeiter in der Bedienung von Milchrobotern geschult. Mittlerweile zählten auch kleine und mittlere Unternehmen zu den Kunden der Personaldienste GmbH, fügt Ilka Hafner hinzu. "Wir scheuen auch nicht, die Großindustrie zu bedienen."

Neben den Betriebshelfern sind auch Dorfhelferinnen gesucht. "Die Nachfrage steigt ständig, doch wir werden immer weniger", sagt Annika Preiß. Sie arbeitet seit fünf Jahren fest angestellt bei der Katholischen Dorfhelferinnen und Betriebshelfer in Bayern GmbH mit Sitz in Landshut. Die 25-Jährige hat erst drei Jahre eine Hauswirtschaftsschule und dann zwei Jahre lang die Dorfhelferinnenschule in Pfaffenhofen besucht. Sie ist im gesamten Landkreis Erding im Einsatz. "Ich bin immer wieder in verschiedenen Bereichen tätig, das gefällt mir." Mal muss sie den Haushalt schmeißen, die Kinder hüten oder die Tiere im Stall füttern. Für sie komme kein anderer Beruf in Frage, betont sie. Der mangelnde Nachwuchs liegt ihrer Ansicht nach an den Arbeitszeiten und der zum Teil doch schweren körperlichen Arbeit. "Eine Sechs-Tage-Woche schreckt einige ab."

Im Landkreis beackert der Maschinenring noch ein weiteres Feld. Seit 2002 gibt es neben dem Verein auch die Maschinenring Erding GmbH, die ihre Dienste unter anderem in den Bereichen Grünpflege, Winterdienst und Photovoltaik anbietet. Bernhard Empl ist sich sicher, dass Kräfte aus der Landwirtschaft grundsätzlich bei allen Arbeitgebern sehr gefragt seien. "Denn jeder in der Branche weiß, dass das fleißige Leute sind, die von Kindheit auf das Arbeiten gelernt haben".

© SZ vom 07.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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