Europawahl im Landkreis:Kommunen müssen handeln

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Jedes Dorf und jede Stadt kann ökologischer handeln, als sie es bisher tun. Grüne Positionen dürfen nicht länger verlacht werden, der Wähler will nun Taten sehen.

Kommentar von Antonia Steiger

Ein Sieg für Europa, ein Sieg für die Demokratie. Das gilt im Kleinen auch für den Landkreis Erding. Sensationelle Gewinne für die Grünen, solide Ergebnisse für die CSU und kein weiteres Erstarken der AfD: Dies ist ein Fazit, das viele aufatmen lässt. Mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit lassen sich die Wähler offenbar doch nicht in beliebiger Menge einfangen. Wie man seinen eigenen Stimmenanteil bei einer um zwanzig Prozentpunkte steigenden Wahlbeteiligung halbiert, das ist ein Kunststück, das man vor dieser Wahl nicht einmal der Erdinger SPD zugetraut hätte. Sie darf nun noch ein bisschen intensiver darüber nachdenken, wie sie vor Ort Menschen gewinnt, mit denen sie Wahlen gewinnen kann. Diese Frage muss sich die SPD selber beantworten. Die andere wichtige Frage richtet sich an die gesamte Politik: Haben alle den Schuss gehört?

In jeder Kommune, in jeder Kleinstadt und in jedem Dorf ist eine ökologischere Politik denkbar - und machbar. Das ist es, was die Menschen wollen, die an diesem Sonntag zur Wahl gegangen sind. Es sind viele Stimmen, vor allem der jungen Wähler, die einen Großteil ihres Leben noch vor sich haben, die die Grünen nach vorne geschoben haben. Aber nicht nur ihre Stimmen alleine. In allen Bevölkerungsschichten und in allen Generationen ist die Erkenntnis angekommen, dass etwas passieren muss. Auch wer CSU wählt, weiß, dass die Ressourcen endlich sind, dass die Natur geschützt werden und dass mit Energie sparsamer umgegangen werden muss. Er wählt die CSU nicht, weil er grüne Positionen ablehnt, sondern in der Hoffnung darauf, dass auch seine Partei sich nun deutlicher in Richtung Klimaschutz bewegt.

Die Zeiten, in denen grüne Positionen verlacht oder verächtlich gemacht werden, müssen endlich vorbei sein - in jedem großen und jedem noch so kleinen Parlament. Und mit ihnen die Zeiten, in denen man auf die anderen zeigt, die es ja auch nicht besser machen, um von der eigenen Untätigkeit abzulenken. Kreistage, Stadträte und Gemeinderäte können nun zeigen, dass sie das Signal verstanden haben, das von diesem Sonntag ausgeht. Die Nutzung regenerativer Energien, fahrradfreundliche Städte und mehr öffentlicher Personennahverkehr sind nur ein paar der Möglichkeiten, mit denen klimawirksam Politik gemacht werden kann. Vor Ort in den Kommunen und im Dialog mit denjenigen, die einen Wissensvorsprung haben. Vor allem aber: Es sollte zack zack gehen.

© SZ vom 27.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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