"Es gibt nichts Ärgerlicheres, als wenn einem der Sprit ausgeht":Akrobatik, Mut und Tempo

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Bei den südbayerischen Meisterschaften der Motocrossfahrer am Flughafen treffen sich am Wochenende Nachwuchsfahrer und altgediente Recken. Wichtig ist nur, dass alle körperlich fit sind, denn der Sport ist nichts für Sesselhocker

Von MARLENE KRUSEMARK, Flughafen

"Der Flughafengott ist uns gnädig", schallt es aus dem Ansageturm über die Sprunghügel hinweg. Das Brummen der Flugzeugturbinen vermischt sich mit dem Motorengeheul der Motocross-Bikes, gleich beginnt das erste Rennen des zweiten Wettkampftags. Bisher ist dieses Wochenende tatsächlich alles gut gelaufen im Offroad-Park am Münchner Flughafen, lediglich an den Besucherzahlen hapert es ein wenig an diesem Sonntag. "Man merkt, dass heute Muttertag ist und die Formel 1 in Barcelona stattfindet", sagt Michael Schertl, Pressesprecher des Motorsportvereins MSC Freisinger Bär, der das Event ausrichtet.

Im Zuge der südbayerischen Meisterschaften waren am Samstag die drei Nachwuchsklassen, die Crosserinnen des Ladies Cup und die Zweitaktklasse Erwachsene gegeneinander angetreten. In den Nachwuchsklassen gewannen Maximilian Weber, David Jort und Maximilian Metzger, bei den Ladies war Antonia Schmid auf Platz 1, und Pius Bergmann führt die Liste der Zweitaktklasse an.

Sabine Grimps war auch gestern schon da, um ihren Sohn David anzufeuern, der in der Nachwuchsklasse 3 mitfuhr. Heute, am Muttertag, kann sie etwas entspannter zuschauen: "Als Mutter stirbt man bei jedem Rennen ein bisschen", sagt sie lächelnd. Nachdem sie sich den Start angeschaut habe, komme sie immer kaum noch den Hügel hoch, um den anderen Teil des Rennens mitzuverfolgen, weil ihre Beine so weich seien vor Aufregung. Schlimm verletzt habe sich David aber noch nie, und "schließlich passieren die meisten Unfälle sowieso im Haushalt."

Dass Motocross eine Sportart für alle Altersklassen ist, merkt man schnell. Während bei den Senioren auch über 70-Jährige mitfahren, hat Tanja Schlosser aus Freising schon im zarten Alter von vier Jahren angefangen. Heute ist sie 14, fährt beim MSC Eichenried und hat das Angebot bekommen, im Juli bei den Weltmeisterschaften in Loket, Tschechien, anzutreten. Größer als die Freude sei gerade noch die Aufregung: "Mein Trainer sagt mir aber immer, es gäbe Schlimmeres, als bei den Weltmeisterschaften dabei zu sein." An diesem Sonntag fährt sie in der Klasse MX2 Jugend mit - und kämpft sich nach dem Start vom vorletzten Platz auf den sechsten vor. Weniger wichtig als das Alter scheint beim Motocross die allgemeine Fitness zu sein. "Für die Kinder bedeutet der Sport konstantes Training. Mindestens dreimal die Woche Fitnessstudio, kein Alkohol, keine Zigaretten", sagt Michael Schertl. Auch die Älteren achten auf ihre Kondition: Björn Pape vom MSC Manching beispielsweise schwört auf Yoga nach dem Fahren. Natürlich kommt es auch darauf an, dass technisch alles rund läuft: "Es gibt nichts Ärgerlicheres, als wenn einem plötzlich der Sprit ausgeht", sagt Björn Pape.

Ansonsten sind die Fahrer gegen vieles abgesichert - als dann doch noch irgendwann der Regen kommt, können sie mit abreißbaren Plastikfolien an ihren Brillen klare Sicht behalten. Die Gewinner am Sonntag heißen schließlich Alexander Heu, Pius Bergmann, Fabian Strobel, Jörg Schlichter und Ralph Radspieler. Auch wegen ihnen konnten die südbayerischen Vereine dieses Jahr wieder zeigen, warum Motocross laut Michael Schertl auch für Laien so spannend anzuschauen ist: "Die Akrobatik, die Körperbeherrschung der Fahrer und die hohe Geschwindigkeit auf losem Boden. Geteert fahren ist langweilig."

© SZ vom 16.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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