Erntezeit:Artischocken und Physalis statt Mais

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Bernadette Lex und ihr Vater Lorenz Lex bauen in Bockhorn unter anderem Sojapflanzen an. Sie verkaufen ihre Pflanzen in ihrem Hofladen, ihrem Online-Shop und an den regionalen Groß- und Einzelhandel. (Foto: Birgid Allig)

Auf manchen Äckern im Landkreis werden erfolgreich Sonderkulturen angebaut: Doch Soja, Kichererbsen oder Buchweizen benötigen auch viel Pflege, für die mechanische oder Handarbeit erforderlich ist

Von Zoë Kögler, Landkreis

Auf 120 Hektar Anbaufläche betreibt die Familie Lex Landwirtschaft. Aber bei ihnen gibt es keinen Mais oder Raps, wie er klassisch in der Region angebaut wird. Bernadette Lex und ihre Familie widmen sich den Sonderkulturen. Darunter versteht man Kulturen, die nicht herkömmlich in der Region angebaut werden, zum Beispiel Soja, Buchweizen, alte Getreidearten, oder Kichererbsen wie die Familie Lex sie anbauen. Aber auch Hopfen und Wein gehören dazu. Viele der Pflanzen, die jetzt zu den Sonderkulturen zählen, wurden früher schon angebaut, wurden aber langsam verdrängt. "Von daher sind manche Sonderkulturen erst zu Sonderkulturen geworden", erklärt Lex.

Der Anbau von Sonderkulturen halte sich im Landkreis aber in Grenzen und sei nicht bezeichnend für die Region, sagt Gerhard Stock, Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes Erding-Freising. Über mangelnde Vielfalt kann man sich im Landkreis aber nicht beschweren. Neben den Kulturen, die Familie Lex in Bockhorn anbaut, hat sich Andreas Landshammer, Betriebsleiter der Biogärtnerei an der Isen, dem Feingemüse und den Kräutern verschrieben. Auf beinahe drei Hektar baut er unter anderem Spargel, Artischocken oder auch Physalis an.

Was beide Betriebe auszeichnet, ist ihr Öko-Aspekt. Beide verwenden keine Pestizide zur Unkrautbekämpfung. Stattdessen sind sie auf mechanische Hilfe angewiesen - oder auf Handarbeit. "Manche Sonderkulturen wachsen im Frühjahr langsam und würden überwuchert werden von Wildkräutern, wenn man nicht striegelt oder hackt", erklärt Lex. Um Krankheiten bei den Pflanzen müsse man sich aber bei den wenigsten Sonderkulturen Sorgen machen. Ungezüchtete Pflanzen seien sehr widerstandfähig. Bei Sojabohnen müsse man aber sowohl auf den Distelfalter als auch auf Rehe und Hasen aufpassen. Schmetterlingsraupen knabbern die Sojabohnen an, Rehe und Hasen die jungen Triebe, sagt sie.

Abhängig von der wirtschaftlichen Bedeutung der angebauten Kulturen würden für die Pflanzen unter anderem Kulturtechnik, Sortenzüchtung, und Pflanzenschutzsysteme angeboten, erklärt Markus Peters vom Bayerischen Bauernverband. "Bei sehr kleinen Kulturen ist hier der Anbauer vielfach auf sich allein gestellt und muss wahre Forschungs- und Pionierarbeit leisten." Bringe er die Kultur erfolgreich zur Ernte, habe er allerdings ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Mehr noch als der Anbau sei allerdings die Vermarktung der Produkte eine Herausforderung, erklärt Peters. Häufig sei für die Sonderkulturen Handarbeit nötig und da könne sich Deutschland bei den Lohnkosten nicht mit dem Weltmarkt messen.

Landshammer ist hauptsächlich Direktvermarkter und verkauft mit seinem Team drei Mal die Woche in der Umgebung und in München. Das Risiko bei der Vermarktung lerne man mit der Zeit einzuschätzen, wenn man direkt vermarkte, erklärt Landshammer. Der Biohof Lex hat sogar einen Hofladen mit Online-Versand. Insgesamt entwickle sich der Markt positiv, sagt Lex. "Die Menschen interessieren sich wieder für regionale Herkünfte und für gesunde Ernährung." Etliche Sonderkulturen würden sich dabei sogar fast wieder aus der Ecke der Sonderkulturen herausbewegen. Manche Bauern würden kein gentechnisch verändertes Soja aus Südamerika mehr wollen, sodass es hier wieder vermehrt angebaut werden würde, erklärt Lex. Bei ihnen würden Sojabohnen für Tofu und Tempeh, aber auch als Saatgut verwendet werden.

Dennoch ist der Anbau der Pflanzen mit einem gewissen Risiko verbunden. Während einige Sorten sich gut eignen würden für Gebiete in der Region und bereits im September reif werden, können einige Arten erst später geerntet werden. Wenn es dann im Herbst mal früh nass sei, habe man eben hohe Trocknungskosten und eine mühsame Ernte. Buchweizen beispielsweise könne erst im November geerntet werden. Dafür aber sei die Pflanze ansonsten recht anspruchslos und durchwurzele den Boden sehr gut. Außerdem blühe sie sehr schön und sei somit gut für Bienen und andere Insekten.

© SZ vom 07.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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