Erfolgreiche Einrichtung:Damit die Integration gelingt

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An der Mittelschule Altenerding genießen Schüler und Lehrer die Pause. An der Schule haben sich die zwei Übergangsklassen gut bewährt. Nun wird eine weitere an der benachbarten Carl-Orff-Grundschule eingerichtet. (Foto: Renate Schmidt)

Die Carl-Orff-Grundschule Altenerding bekommt eine Ganztags-Übergangsklasse. An der benachbarten Mittelschule hat man damit schon sehr gute Erfahrungen gemacht

Von Antonia Steiger, Erding

Manche sind Analphabeten, manche sprechen mehrere Sprachen: Kinder, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen, haben ganz unterschiedliche Vorbildungen. Um sie auf die Regelschule vorzubereiten, gibt es ein bewährtes Instrument: die Übergangsklasse. An der Mittelschule Altenerding sind zwei dieser Klassen bereits eingerichtet, jetzt bekommt auch die benachbarte Carl-Orff-Grundschule Altenerding eine solche. Die Leiterin der Mittelschule Altenerding, Karin Rausch, erläuterte den Stadträten im Verwaltungs- und Finanzausschuss, wie segensreich diese Einrichtung wirken kann. Sie überzeugte alle.

Zwischen 11 und 17 Jahre sind die 36 Mädchen und Jungen alt, die in den beiden Übergangsklassen an der Mittelschule zusammen gefasst werden. Dort dürfen sie bis zu zwei Jahre bleiben, um Lücken zu schließen, die sie an einem Vorwärtskommen in der Regelschule hindern. Ein Mädchen besucht derzeit sogar den Mathematikunterricht in der Grundschule. Andere lernen vor allem Deutsch. Immer dann, wenn es geht, schließen sich die Schüler den Regelklassen an, zum Beispiel in Sport oder Ethik.

An der Mittelschule Altenerding werden derzeit 268 Schüler in 13 Klassen unterrichtet, 80 haben eine ausländische Staatsbürgerschaft, 50 weitere eine deutsche mit einem Migrationshintergrund. Das sind insgesamt knapp die Hälfte aller Mittelschüler, und das sei eine gewaltige Herausforderung für die Schule, sagte Rausch. Sie wird noch größer dadurch, dass alle paar Tage neue Schüler kommen und dass sie einen unterschiedlichen Lernstand haben. Ihre Lücken schließen sie laut Rausch mit viel Elan. Die Stadt Erding muss als Sachaufwandsträger ihre Zustimmung zu einer gebundenen Ganztagsübergangsklasse an der Carl-Orff-Grundschule geben, der Verwaltungs- und Finanzausschuss hat dies mit einem einstimmigen Votum getan.

Wie Karin Rausch erläuterte, ist eine Übergangsklasse mit einem enormen Aufwand verbunden. Dazu werden auch pensionierte Lehrer zurückgeholt, vieles ruhe aber auf den Schultern ehrenamtlicher Helfer, und das gelte noch viel mehr für eine gebundene Ganztagsklasse, die zusätzlich Arbeitsgemeinschaften und Projekte anbietet. Deutlich mehr Stunden und eine stärkere Intensivierung und Differenzierung ist in der gebundenen Form möglich. So ist ein Sozialpädagoge eingebunden, der Themen wie Demokratieerziehung, Sozialtraining und interkulturelles Lernen bearbeitet. Rausch sagte, die Kinder und Jugendlichen müssten "riesige Veränderungen in sehr kurzer Zeit" verkraften, dazu litten viele Flüchtlinge unter schweren Traumata. Vor allem diejenigen, die ihre Eltern nicht bei sich hätten. Kinder, die mit ihrer Familie geflohen sind, könnten dennoch oftmals nicht auf Hilfe hoffen, denn viele Eltern sprächen kein Deutsch. "Viele verstehen unser politisches System nicht und auch das Schulsystem nicht." Statt Hilfe zu bekommen, müssten Kinder oft ihren Eltern helfen.

Rausch plädierte für die Übergangsklasse in der Grundschule, weil sie an der Mittelschule sehr erfolgreich sei, wie sie sagte. Jugendliche ließen sich in das bayerische Schulsystem integrieren, viele schafften es ans Gymnasium oder in eine Ausbildung. Unter den Stadträten kam von allen Seiten Beifall und Bestätigung. "Sehr beeindruckend", sagte Schulreferent Josef Biller (CSU). Rausch und OB Max Gotz (CSU) betonten, dass "keine Sekunde" Unterstützung an den "heimischen Schülern" eingespart werde. Auch sie würden intensiv gefördert, fügte Rausch an. Die Stadt Erding muss Zuschüsse bei der Regierung von Oberbayern und beim Europäischen Sozialfonds beantragen. Für die Eltern ist die gebundene Ganztagsübergangsklasse kostenlos, sie müssen nur das Mittagessen zahlen - und auch dabei gibt es Hilfe. Der Förderverein kann einspringen. "Manchmal zahlt auch ein Lehrer ein Mittagessen", sagte Rausch.

© SZ vom 21.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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