Erfolgreiche Aufräumaktion:300 Helfer beim Ramadama

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40 Kubikmeter Müll sammeln Freiwillige auf Grünflächen und an Gewässern. Etwas außerhalb der Stadt wird vor allem Sperrmüll in die Wälder geworfen

Von Philipp Bovermann

Wenn der Winter vorbei ist, kurz bevor sich die Natur zu regen beginnt, laden alljährlich viele bayerische Städte und Gemeinden zum Müllsammeln beim "Ramadama" - Hochdeutsch: "Räumen tun wir". Auch in Erding zogen am vergangenen Wochenende rund 300 freiwillige Helfer los, um der Stadt, ihren Grünflächen und Gewässern einen Frühjahrsputz zu verpassen. Sie förderten dabei Erstaunliches zutage.

40 Kubikmeter Müll waren es insgesamt, wie Stadtpressesprecher Christian Wanninger am Dienstag bekannt gab. Das entspricht der Füllmenge von 333 der großen 120 Liter-Mülltonnen, die seit letztem Jahr nicht in, sondern neben den Abfalleimern landeten.

Der Erdinger Umweltreferent Thomas Schreder (CSU) konnte dieses Jahr das erste Mal nicht dabei sein, seit die Stadt Erding 2008 das erste Mal zum "Ramadama" aufrief. Er hatte beruflich zu tun, kennt Wald und Gewässer aber als Angler und Jäger. Bei dem "Dreck, den unsere lieben Mitbürger wegschmeißen", wird er richtig sauer. Vor allem der Fehlbach werde gern als eine Art Müllrinne genutzt, für Flaschen, aber auch für Hundekot. Die Besitzer nehmen die Hinterlassenschaften ihres Tieres offenbar erst mit einem Beutel auf, um ihn anschließend im Bach zu versenken.

Alle Helfer seien mit einem "positiven Gefühl" heimgegangen, berichtet Sabrina Tarantik von der Erdinger Flüchtlingshilfe. (Foto: Privat)

Unter der Wasseroberfläche werde es manchmal richtig interessant, wenn beim Ramadama das Bachbett ausgekehrt wird: Geldbeutel, offenbar von Dieben dort entsorgt, samt Personalausweisen tauchen immer wieder auf, einmal sogar ein aufgebrochener Tresor. Ein Problem sei aber vor allem das Plastik, so Schreder. Das löse sich langsam auf und gelange dann in Form von Mikroplastik in den Organismus der Fische - und über diesen Weg auch in den der Menschen, wenn diese Fische geangelt werden. Auch Batterien finde man häufig am Grund Erdinger Gewässer, wo sie ihre giftige Säure abgeben. "Mir sträuben sich da teilweise die Haare."

Sobald man aus dem Stadtgebiet hinausfahre, verändere sich die Art des Mülls: er wird größer. Möbel, Fernseher, ganze Küchen würden teilweise am Bachufer nördlich des Kronthaler Weihers oder in Wäldern entsorgt - obwohl man sie ebenso gut kostenlos am Bauhof abgeben könnte. Schreder vermutet, dass manche Leute ihre Sachen gern am Sonntag entsorgen würden, da hätten sie Zeit, aber der Bauhof geschlossen. Also fahren sie ihren Sperrmüll halt in den Wald, "Tür auf, reinschmeißen und weg". Das sei gefährlich, für Waldspaziergänger, ihre Hunde und natürlich auch für das Wild, das sich an Scherben schneiden könne. Er habe aber auch schon Vögel gesehen, die sich in weggeworfenen Nylonschnüren verfangen hätten und daraufhin verendet seien.

Eine Sammelgruppe von Asylsuchenden hat im Gebiet vom Herzoggraben bis zum Friedhof St. Paul Müll aufgelesen. (Foto: Privat)

Auch sein Stadtratskollege Stephan Treffler (ÖDP) berichtet von skurrilen Funden. Dieses Jahr hätten er und seine Sammelgruppe vom Bund Naturschutz unter anderem eine alte Auspuffanlage und elektronische Geräte in der Nähe des Schollbachs gefunden, ansonsten natürlich das "täglich Brot" des Müllsammlers: Zigarettenkippen, endlos Zigarettenkippen, von denen jede einzeln aufgehoben werden muss, außerdem leere Flaschen und Plastiktüten, die der Wind in Hecken und Zäune weht.

Treffler findet das Aufsammeln nicht schlimm, sondern sagt: "Immer mehr Menschen meinen, der Staat müsse alles erledigen. Aber zunächst einmal muss man doch selber anpacken." Aktionen wie das "Ramadama" seien "bürgerliches Engagement" und gehören seiner Ansicht nach "einfach dazu".

Ebenfalls "einfach dazu" gehörte beim Ramadama am Wochenende übrigens eine Sammelgruppe von Asylsuchenden, die im Gebiet vom Herzoggraben bis zum Friedhof St. Paul Müll auflas. Alle Helfer seien mit einem "positiven Gefühl" heimgegangen, berichtet Sabrina Tarantik von der Erdinger Flüchtlingshilfe. "Sie haben es super gefunden, dass sie Erding ein Stück zurückgeben konnten."

© SZ vom 10.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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