Erdinger Traditionsveranstaltung:20 Minuten müssen reichen

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Beim St. Prosper-Wettbewerb messen sich Nachwuchskabarettisten - heuer zum ersten Mal im "Hunter"

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde. So will es ein chinesisches Sprichwort, und auch wenn nicht zweifelsfrei belegt ist, ob das die sechs jungen Künstler wirklich motiviert hat, steht eines fest: Beim St. Prosper Nachwuchs-Kabarettpreis werden sie alles versuchen, um das Leben des Publikums und das der Jury zu verlängern. Zum fünften Mal wird am Samstag die in der Szene begehrte und bei den Erdingern beliebte Auszeichnung verliehen. Mit Spannung dürften nicht nur die Kabarettisten und Comedians den Abend erwarten, sondern auch die Betreiber des "Hunter", denn es handelt sich um die erste große Veranstaltung für die Nachfolger der alten Schiaßn. Bühne frei für eine heitere Premiere.

20 Minuten hat jeder Künstler am Samstag Zeit, um die Zuschauer von sich und seinem Können zu überzeugen. Einer von ihnen ist Angelo Sommerfeld. Als unterfränkisch-süditalienisches Geschöpf reklamiert er den Erfolg für sich, ob mit Erfindungen wie Scheidungsfotografie, Time-To-Go oder einer eigenen Castingshow. Um jungen "Gestrauchelten jenseits der Komfortzone" die notwendige Orientierung zu geben, hat er das Coaching "Sink Big" entwickelt - nach eigenen Angaben mit Unterstützung des Jobcenters und der EU. Was soll da noch schief gehen?

Die drei Mädels vom "Grampfhennangschnoder" gehören zu den Nachwuchskabarettisten. (Foto: oh)

Auf ihrer "Stümpertour" tingeln Maria und Leni Böhm und Anna Gilnhammer alias Grampfhennangschnoder mit viel Ironie und Witz über regionale Bühnen. Bei ihrem Halt beim St. Prosper singen und diskutieren sie erbarmungslos über die Männerwelt, Diäten und Odysseen durch bekannte Einrichtungshäuser. Übrigens, "es reicht absolut, die Wohnung einmal im Jahr zu putzen."

Die Welt von oben anschauen - das gelingt mit Marco Vogl. Mal heiter und komisch, mal voller Sarkasmus und bitterböse erzählt der Niederbayer vom Personalausweis mit variabler Gewichtsangabe, Polkappen-Caipirinha und dem herrlichen Blick auf die Kühltürme eines Atomkraftwerks in den Fluten der Klimakatastrophe. Schräge und schwarze Weisheiten und Unweisheiten - das verspricht Radio Niederbayern, der angeblich "letzte wirklich freie Sender der Welt". Moderator, Hausmeister und Oberpraktikant Herbert erklären dem Publikum die niederbayerische Seele und lassen es teilhaben an "obergärigen Gedankenperlen". Das Ganze garnieren sie mit jeder Menge Musik.

Bewaffnet mit Gitarre, frischem Wortwitz und nachdenklichen Pointen schießt der Vogelmayer auf die Lachmuskeln der Zuschauer. Dabei beherrscht er bissige Kabaretttexte genauso wie derbe Salven auf den Humor des Publikums. "Was der heilen Welt nur noch im Wege steht, ist die Realität." Olaf Bossi will das ändern, dem Wahnsinn in Familie und Gesellschaft Herr werden. Was also zum Beispiel tun, wenn das Kind partout nicht schlafen will? Und wann ist man eigentlich glücklich?

Olaf Bossi ist einer der sechs Teilnehmer, die in diesem Jahr beim St. Prosper-Wettbewerb gegeneinander eintreten. (Foto: oh)

Jury und Publikum entscheiden am Samstag gemeinsam über die Preisträger und ihre Platzierung. Die Moderation übernimmt Martin Bauer, der 2014 selbst für den St. Prosper nominiert war. Beginn ist um 20 Uhr, Restkarten sind an der Abendkasse erhältlich.

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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