Erdinger Strukturausschuss:MVV will attraktiver werden

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An den Bushaltestellen soll es künftig digitale Anzeigen geben, eine Arbeitsgruppe ist schon damit beschäftigt. (Foto: Stephan Goerlich)

Neuer Nahverkehrsplan vorgestellt: 25 Maßnahmen sind vorgesehen, um das Angebot zu verbessern und Haltestellen sollen mit elektronischen Anzeigen ausgerüstet werden

Von Thomas Daller, Erding

Im Landkreis Erding dominiert der Autoverkehr. Der Kfz-Bestand pro Haushalt liegt mit 1,6 Fahrzeugen deutlich über dem Durchschnitt von 1,4 aller Landkreise, die über den MVV angebunden sind. Für den ÖPNV ist noch Luft nach oben. Der neue Nahverkehrsplan, der alle fünf Jahre fortgeschrieben wird, zeigt auf, welche Lücken geschlossen werden müssen, um eine höhere Akzeptanz zu gewährleisten. Der Strukturausschuss des Landkreises hat sich mit dem Plan befasst und ihn in der vorgelegten Form einstimmig beschlossen.

Für den Landkreis Erding ist bekanntlich eine umfangreiche Verbesserung geplant, wobei die Umsetzung nur zäh vorankommt. Bei den großen Zielen wird die Anbindung des Flughafens an den Regional- und Fernverkehr durch die Walpertskirchener Spange mit Anschluss an die Strecke München-Mühldorf auch im neuen Nahverkehrsplan wieder genannt. Auch der zweigleisige Ausbau der Magistrale Paris-Budapest über München-Mühldorf zählt weiterhin dazu. In den Kontext passt auch eine geplante Express-S-Bahn, die bis nach Dorfen fahren soll.

Der ÖPNV-Anteil liegt im Landkreis Erding mit acht Prozent an allen Wegen unter dem Durchschnitt der MVV-Landkreise, der elf Prozent beträgt. Aber der MVV holt auf: 2008 lag der Anteil noch bei sechs Prozent im Landkreis Erding. Dennoch: Knapp 50 Prozent nutzen den ÖPNV nie oder fast nie. Immerhin 17 Prozent der Landkreisbürger nutzen den öffentlichen Verkehr täglich oder zumindest ein- bis dreimal pro Woche. Der sogenannte Hauptwegezweck im Landkreis Erding ist der Bereich Freizeit mit einem Anteil von 27 Prozent, dicht gefolgt von Arbeit und Ausbildung mit einem Anteil von 26 Prozent. Der Anteil des Einkaufsverkehrs liegt bei 16 Prozent. Das sind zwar große Potenziale, die in dieser Zusammensetzung laut Nahverkehrsplan schwierig für den ÖPNV zu gewinnen sind.

Bei den Pendlerströmen deckt der ÖPNV bereits einen ordentlichen Anteil ab: Insgesamt pendeln rund 12 600 Beschäftigte aus dem Landkreis Erding in die Landeshauptstadt München und rund 5500 Beschäftigte in die Gemeinden des Landkreises München. Allein 3560 Erdinger pendeln nach München sowie 1300 Dorfener. Zudem pendeln rund 6250 Beschäftigte aus dem Landkreis Erding in den Landkreis Freising, wobei 3600 am Flughafen arbeiten.

Bei den Verflechtungen innerhalb des Landkreises kommt der Großen Kreisstadt Erding eine zentrale Bedeutung zu: Knapp 5000 Pendler aus dem Landkreis fahren nach Erding. Weitere große Pendlerströme bestehen zwischen Dorfen und Taufkirchen. Der größte Pendlerstrom innerhalb des Landkreises besteht jedoch zwischen Erding und Oberding. Die Fahrgastzählungen des MVV in den Bussen haben folgendes Bild an den Haltestellen ergeben: Mit jeweils über 4000 werktäglichen Nutzern weisen die Haltestellen des Flughafens sowie der S-Bahnhof Erding die höchsten Belastungen auf. Mit einigem Abstand weist der Busbahnhof Taufkirchen mit etwa 1300 Nutzern die dritthöchste Belastung auf.

Eine interessante Zielgruppe sind jene Fahrgäste, die bislang das ÖPNV-Angebot nur unregelmäßig nutzen. Laut Nahverkehrsplan ist dabei ein entscheidendes Angebotsmerkmal die Merkbarkeit der Abfahrtszeiten. Von Vorteil sei es, wenn die Abfahrtsminuten übereinstimmen. Das treffe vor allem auf die Linien 531, 562 und 565 zu. Auf den Linien 501, 502, 507, 511, 564 und 567 hingegen komme auch den Anforderungen der Schülerbeförderung ein hoher Stellenwert zu. Das führe zu teilweise geänderten Abfahrtszeiten und geänderten Routenführungen. Insgesamt wird die Merkbarkeit des Angebots im Bereich der Regionalbusse im Landkreis Erding vom MVV als positiv bewertet. Die Bewertung des Angebots durch die Bevölkerung fällt weniger euphorisch aus: 20 Prozent der Bevölkerung im Landkreis Erding bewerten es als gut bis sehr gut, 42 Prozent mit befriedigend beziehungsweise ausreichend und immerhin 36 mit mangelhaft oder ungenügend. Am schlechtesten schneiden dabei die Themen "MVV-Angebot am Wohnort" sowie die Verbindungen und Anschlüsse ab, am besten die Schnelligkeit.

25 Maßnahmen sieht der neue Nahverkehrsplan vor, um das Angebot zu verbessern, vier davon sind laut Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) bereits umgesetzt. So werden zu den Stoßzeiten auf der Linie 512 zum Flughafen Gelenkzugbusse eingesetzt, die über etwa 30 Sitzplätze mehr als die Standardbusse verfügen. Auf den Linien 502 und 507 werden Verstärkerfahrten eingesetzt und in der Hauptverkehrszeit soll es Leistungsausweitungen geben. Außerdem werden Expressbusse erwogen, die zum Flughafen fahren sollen. Bayerstorfer geht davon aus, dass sich der Freistaat an diesen Expressbussen beteiligen soll, weil man sie im Vorgriff auf die S-Bahn einsetze. Angedacht ist auch eine neue Direktverbindung zum Flughafen ab Taufkirchen über Wartenberg, die zwingend erforderlich sei, bis der Erdinger Ringschluss gebaut sei. Der südliche Landkreis soll insbesondere mit einem Ruftaxi-Konzept besser angebunden werden. Außerdem sollen mehr Busse mit alternativen Antrieben eingesetzt werden. Der Landkreis hat bereits beschlossen, sich an der Erprobungsphase zu beteiligen.

Im Strukturausschuss monierte SPD-Kreisrat Horst Schmidt, dass zur Barrierefreiheit des ÖPNV nicht nur die Zustiegsmöglichkeiten der Busse zählen würden, sondern auch die Lesbarkeit der Busverbindungen. Er plädierte dafür, auf elektronische Anzeigen wie bei den S-Bahnen umzustellen. Bayerstorfer sagte, dafür gebe es bereits eine Arbeitsgruppe, die sich damit beschäftige. Auf der Handy-App sei diese Umstellung bereits erfolgt, und auch die Haltestellen sollen umgerüstet werden. Weil jedoch eine Kostenteilung mit den Gemeinden geplant sei, müsse man noch über einheitliche Standards reden. Der MVV habe dazu auch schon Vorschläge unterbreitet, in der Großen Kreisstadt Erding seien die Vorbereitungen bereits am weitesten gediehen.

© SZ vom 30.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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