Erdinger "Singvögel":Krähen vermehren sich

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Bei der jüngsten Zählung wurden mehr Nester in den Bäumen gefunden. Und in jedem saß ein Paar. Immerhin: Die geschützten Vögel haben sich aus einigen Splitterkolonien zurückgezogen.

Von Antonia Steiger, Erding

Die Zahl der Saatkrähen in Erding hat sich in diesem Jahr weiter erhöht. Keine Überraschung für die Experten und keine besonders gute Nachricht für viele Erdinger Bürger. Denn die geschützten Vögel machen einen beträchtlichen Lärm. Bei der vergangenen Bestandsaufnahme zählten die Mitarbeiter des Landschaftsarchitekturbüros Narr, Rist und Türk 649 Nester in den Bäumen. Im vergangenen Jahr waren es nur 512. Dennoch: Ganz ohne Erfolg sind die Bemühungen, die Krähenpopulation zurückzudrängen, trotzdem nicht geblieben. Die Zahl der über das gesamte Stadtgebiet verteilten Splitterkolonien ist gesunken, das sagt Thomas Schreder, CSU-Stadtrat und Umweltreferent.

Die Hauptkolonie der Erdinger Saatkrähen lebt im Stadtpark, sie soll unangetastet bleiben, so verlangt es die bei der Regierung von Oberbayern angesiedelten Naturschutzbehörde. Und das ist auch rundum gelungen: Die Zahl der Krähenpaare im Rückzugsort Stadtpark ist im Laufe eines Jahres sogar gestiegen: von 413 auf 532. Mit einer dementsprechend großen und wachsenden Lärmbelastung müssen im Frühling und Sommer daher wieder die Anwohner des Parks sowie die Schüler und Lehrer am Anne-Frank-Gymnasium und an der Mädchenrealschule Heilig Blut rechnen. Richtig laut wird es, wenn die Krähen, die laut Schreder jetzt schon vereinzelt mit dem Nestbau beginnen, ihre Jungen bekommen haben, die dann nach Futter schreien. Im Erdinger Rathaus nimmt man dieses Problem sehr ernst, wie Schreder versichert. Wer in der Nähe einer Krähenkolonie lebt, müsse damit rechnen, schon morgens um vier Uhr von dem unmelodischen Geschrei der Saatkrähen geweckt zu werden, die trotz ihrer unangenehmen Stimmlage zu den Singvögeln gezählt werden. Weswegen sie nicht gejagt werden dürfen: Auf Singvögel darf in Deutschland nicht geschossen werden.

Das Krähengeschrei sei eine sehr große Belastung für die Bürger, sagt Schreder. Deswegen ließen Politik und Verwaltung nicht nach in ihren Bemühungen, Erleichterungen zu erringen. Zur Diskussion steht im Moment eine Maßnahme, die einem Teil der Parkanrainern helfen könnte: Es geht darum, die Vergrämungsmaßnahmen möglicherweise auf die Bäume am Grainger-Weg auszudehnen und dort einen Pufferstreifen einzurichten, also auch dort die Nester aus den Bäumen zu entfernen. Entschieden sei jedoch noch nichts, betont Schreder.

Diese Art der Krähenvergrämung wurde in den vergangenen Jahren auch in den Splitterkolonien angewandt - so gut es eben ging. Denn es geht nicht überall, wie Schreder sagt: Manche Bäume sind so schwer erreichbar, dass die Bauhofmitarbeiter mit ihren Kränen nicht an die Nester gelangen. Andere Bäume sind so dünn, dass man auch nicht auf sie klettern kann, um die Nester runterzuholen. Schwierig gestaltet sich zum Beispiel die Vergrämung in der größten Splitterkolonie in Erding am Herzoggraben, wie Schreder sagt. Und das hat zählbare Konsequenzen. Diese Kolonie ist zuletzt sogar angewachsen: von 55 auf 73 in einem Jahr.

Unangetastet blieb bislang die Hauptkolonie im Stadtpark, und das gilt, wie Schreder sagt, auch für die Sanierungsmaßnahmen, die für das Jahr 2017 geplant sind. Nachdem im Jahr 2012 und 2013 schon ein großer Teil des Stadtparks aufgewertet wurde - sowohl aus Sicht der Spaziergänger und Kinder als auch aus Sicht der Natur- und Tierschützer -, soll nun der nächste Abschnitt folgen. Er umfasst den südöstlichen Abschnitt mit dem Tiergehege, wo sich Krähen besonders gerne aufhalten. Sollten Bäume weichen müssen, wäre das für die Krähen kein Problem. Dort gibt es genügend Bäume, die sich für den Horstbau eignen. So wie die Lebensbedingungen allgemein sehr gut seien. "Sie finden genügend zu fressen."

Voraussetzung für jede Art von Krähenvertreibung und eine mögliche Ausweitung der Vergrämungsmaßnahmen sind die jährlichen ornithologischen Gutachten, die die Stadt mit viel Aufwand erstellen lässt. Dabei wird ganz Erding untersucht. Und dabei wurde festgestellt, dass es Bereiche gibt, aus denen sich die Saatkrähen zurückgezogen haben, unter anderem am Rätschenbach, am Rennweg, in der Hölderlinstraße und am Hans-Kogler-Weg. Statt zehn Splitterkolonien gibt es nun nur noch sechs. Ein Ziel wurde somit bereits erreicht.

© SZ vom 31.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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