Erdinger Quote nur leicht unter bayerischem Durchschnitt:Rekordzahlen bei Mittlerem Abschluss

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Petra Leubner, bis vor Kurzem Rektorin der Erdinger Mittelschule. (Foto: Renate Schmidt)

In diesem Jahr haben im Landkreis Erding mehr Jugendliche als je zuvor die Mittelschule mit einem Mittleren Abschluss verlassen. Das liegt auch an den neuen Angeboten - und weitere sollen folgen.

Von Florian Tempel, Erding

Die Zahl der Schüler, die die Mittelschule mit einem Mittleren Abschluss beendet haben, war noch nie so groß: 188 Jugendliche haben es in diesem Jahr im Landkreis Erding geschafft. Das sind ziemlich genau ein Drittel aller Mittelschüler. Damit liegt die Quote nur leicht unter dem bayerischen Durchschnitt. Landesweit haben 36 Prozent die Mittelschule mit einem Mittleren Abschluss verlassen.

Vor 23 Jahren legten die ersten Schülerinnen und Schüler im Landkreis Erding die Prüfungen zum Mittleren Abschluss an einer Hauptschule ab, wie die Mittelschulen damals noch hießen. An der Hauptschule am Lodererplatz war im Rahmen eines Schulversuchs eine sogenannte freiwillige zehnte Klasse eingerichtet worden. 17 Jugendliche, die im Jahr zuvor den Quali mit besonders guten Noten abgeschlossen hatten, bildeten die erste Klasse und bestanden alle auch die Abschlussprüfungen.

1999 folgte die Einführung des M-Zugs an der Hauptschule Dorfen, von 2003 an gab es auch in Taufkirchen die Möglichkeit den Mittleren Abschluss an der Hauptschule zu machen. 2006 waren es erstmals mehr als 100 Schülerinnen und Schüler, die die Hauptschule mit dem Mittleren Abschluss verließen. Einen weiteren Schub brachte die Einführung des 9+2-Modells an der Marie-Pettenbeck-Schule in Wartenberg im Schuljahr 2012/13, bei dem Schüler nach der neunten Klasse noch zwei Jahre bis zum Mittleren Abschluss dranhängen. Die Zahl der Mittleren Abschlüsse stieg auf mehr als 150. In diesem Jahr kamen die ersten Absolventen der Vorbereitungsklassen, wie das 9+2-Modell mittlerweile heißt, an der Mittelschule Finsing dazu - und prompt gab es eine neue Rekordzahl an M-Abschlüssen.

Angebot schafft Nachfrage, das gilt offensichtlich auch für den Mittleren Abschluss, den man mittlerweile an fünf von zehn Mittelschulen im Landkreis machen kann. Die Schulleiter sehen die M-Züge und die Vorbereitungsklassen einhellig als große Erfolgsgeschichte und wichtige Einrichtung. Im Detail gibt es dennoch einige und nicht unwesentliche Unterschiede.

Bei den drei M-Mittelschulen sticht die Mittelschule Erding heraus. "Wir hatten zuletzt immer drei oder sogar vier M 10-Klassen", sagte die scheidende Rektorin Petra Leubner. In diesem Jahr legten 76 Schülerinnen und Schüler die Abschlussprüfungen ab. Dass es so viele sind hat einen Grund: Etwa ein Drittel wechseln vom Gymnasium in den M-Zug. "In der neunten und zehnten Klasse erhöht sich bei uns immer die Klassenzahl", sagt Leubner. Da es auffällig viele Rückläufer vom Gymnasium gibt, erklärt sich wohl auch, dass relativ viele nach dem M-Abschluss nicht eine Ausbildung machen, sondern ihre Schullaufbahn fortsetzen. 30 Prozent der Erdinger Absolventen dieses Jahres gehen an die Fachoberschule oder wechseln zurück ans Gymnasium in eine sogenannte Vorbereitungsklasse, eine spezielle zehnte Klasse vor den letzten beiden Jahren bis zum Abitur.

An der Mittelschule Taufkirchen sei das ganz anders, sagt Rektor Adolf Geier. An seiner Schule gibt es meistens zwei M 10-Klassen. Dass es in diesem Jahr nur 27 Absolventen waren, war eine Ausnahme. Für das kommende Schuljahr haben sich 47 Jugendliche angemeldet. Rückläufer vom Gymnasium sind in Taufkirchen ebenfalls eher selten. "Unsere Klassen bauen sich von unten auf," sagt Geier. Viele Schüler sind seit der siebten Jahrgangsstufe im M-Zug, manche kommen auch in der achten und neunten dazu. Von den Taufkirchenern machen nur wenige, keine zehn Prozent, nach dem M-Abschluss an der Fachoberschule oder einem Gymnasium weiter. Auch das ist anders als in Erding. "Wir signalisieren ganz klar", sagt Geier, "dass wir unsere Kinder für eine Ausbildung schulen." Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt "sei ja auch so gut wie noch nie". Mit einem Mittleren Abschluss hätten seine Absolventen derzeit eine große Auswahl an allen Arten von Ausbildungsberufen. Nach dem Ende der Ausbildung würden dann allerdings "sehr viele" auf die Berufsoberschule wechseln, um doch noch das Abitur zu machen und studieren zu können.

In Dorfen war die Zahl der M 10-Schüler mit 28 Jugendlichen in diesem Jahr nicht so stark und im kommenden Schuljahr werden es kaum mehr sein. Es gibt durchaus Rückläufer vom gleich nebenan gelegenen Gymnasium und auch nicht ganz wenige, die nach dem M-Abschluss weiter in die Schule gehen wollen. Rektor Rainer Sonnleitner findet die Mischung gut: Dank dem "breiten Angebot und der Durchlässigkeit" der Mittelschule - an der man ja auch den Quali oder einen einfachen Mittelschulabschluss machen kann -, "können wir den unterschiedlichen Begabungen und Leistungsmöglichkeiten unserer Schülerinnen und Schüler optimal gerecht werden".

An den 9+2-Schulen in Wartenberg und Finsing kommen die Schüler der Vorbereitungsklassen alle von der Mittelschule. "Gerade für Jugendliche, die erst im Verlauf ihrer Schulzeit erkennen, dass sie leistungsstärker als gedacht sind, bietet sich hier eine große Chance", sagt der Finsinger Schulleiter Stephan Rettig. Sein Wartenberger Kollege Michael Braun findet es "eine super Sache, weil man mehr Zeit hat", da die Schüler sich zwei Jahre lang auf den Mittleren Abschluss vorbereiten. Die meisten Absolventen machen nach dem M-Abschluss eine Ausbildung. Doch gar nicht so wenige - bei den Finsingern sind es ein Drittel - wollen an der Fachoberschule weiterlernen.

Womöglich wird es noch eine weitere 9+2-Mittelschule geben. Isen war zuletzt für viele Kreispolitiker der bevorzugte Standort, Finsing jedoch der Favorit des Schulamts. Die Anmeldezahlen für die Vorbereitungsklassen haben sich auf einem recht hohen Niveau eingependelt, die Nachfrage ist da - und lässt sich vielleicht durch mehr Angebot noch steigern.

© SZ vom 03.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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