Erdinger Politiker über geplante Halle:Ungelegte Eier

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Die Freien Wähler sprechen sich nach wie vor gegen die geplante Logistikhalle aus, die anderen Fraktionen warten ab

Von Mathias Weber, Erding

Es war eine klare und ziemlich überraschende Aussage des Freie Wähler-Stadtrates und Wirtschaftsreferenten Rainer Mehringer kurz vor Weihnachten: In Absprache mit der ganzen Fraktion verkündete er, dass die Partei die geplante Logistik- und Gewerbehalle im Erdinger Westen nicht unterstützen werde - zumindest nicht in der Form, wie sie im Ausschuss präsentiert wurde. "Ein gigantisches Logistikzentrum braucht in Erding kein Mensch", hieß es damals, man werde die Pläne "nicht kritiklos schlucken." Damit gingen die Freien Wähler viel weiter als die anderen großen Fraktionen im Stadtrat, die durchaus auch ihre Bauchschmerzen wegen des in seiner Größe einmaligen Projektes äußerten.

An den Positionen hat sich jetzt - auch nachdem sich der Investor öffentlich geäußert hat - nichts geändert. Die Freien Wähler bleiben bei ihrer ablehnenden Haltung, wie die Fraktionsvorsitzende im Erdinger Stadtrat, Petra Bauernfeind, sagt. "Wir sind ja nicht strukturschwach", sagt sie, "uns erschließt sich nicht, warum wir diese Halle brauchen." Die Freien Wähler fürchten den zusätzlichen Verkehr durch Mitarbeiter und Lieferanten, den Druck auf den Wohnungsmarkt, und die Schaffung von wenig nachhaltigen Arbeitsplätzen. Zudem sei die enorme Flächenversiegelung ein Thema, sie könnte die Hochwasserproblematik verschärfen. "Uns wird vorgeworfen, dass wir plötzlich umschwenken", sagt Bauernfeind und spricht dem Umstand an, dass auch die Freien Wähler bei der Vorstellung der Projektes im Ausschuss dafür gestimmt haben, in die Feinplanung zu gehen; "aber wir haben uns immer vorbehalten, später dagegen zu stimmen."

Fast der ganze Ausschuss hatte damals dafür gestimmt, weiterzumachen mit der Planung. Auch die CSU: Deren Fraktionsvorsitzender Jakob Mittermeier sagt, dass in der Bevölkerung falsche Vorstellungen vorherrschten. "Viele Kritiker hören das Wort ,Logistiker' und denken an Firmen wie Dachser oder Schenker, aber so wird es nicht kommen." Firmen wie Alpha wünscht er sich vielmehr: "Über die hat sich noch kein Mensch aufgeregt, in diese Richtung sollte und müsste es gehen." Auch Autozulieferer könnte er sich vorstellen. Mittermeier erinnert daran, dass es außer in Erding West sonst keine nennenswerten Flächen mehr gäbe, die man für Gewerbe zur Verfügung stellen könnte. "Wo sollen wir noch hinbauen", fragt er. Die Meinung seiner CSU-Kollegen sei im Moment, dass man abwarten wolle, was auf einen zukommt. Vieles sei noch sehr vage. "Wir reden über ungelegte Eier." Und wenn Genaueres bekannt sei, dann könne man schauen, "ob es uns das wert ist."

Die SPD im Stadtrat befindet sich irgendwo zwischen der CSU und den Freien Wählern. Fraktionschef Horst Schmidt sagt, dass man das Projekt "sicherlich auch kritisch" sehe, sich aber jetzt schon gegen die Halle zu entscheiden, das findet er "merkwürdig". Wie die Grünen im Stadtrat lehnt die SPD das Projekt nicht ab, aber Schmidt wäre es recht, weitere Simulationen der geplanten Halle zu sehen, und zwar "möglichst schnell. Wir wollen Pläne sehen und dann wollen wir entscheiden, ob wir den Bebauungsplan fortschreiben wollen." Er fordert größtmögliche Transparenz bei dem Projekt: "Je mehr Geheimnisse drum herum gemacht werden, desto eher scheitert das Projekt."

Daran ist ganz offensichtlich auch dem Investor nicht gelegen. Von der VIB Immobilien AG heißt es, dass an einem 3D-Modell der Halle gearbeitet werde. Wann es aber veröffentlich wird, das ist unklar. Das liege in der Hand der Stadt.

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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