Erdinger Künstler:Rastlos suchend

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Stimmen zum Tod von Rudolf L. Reiter

Heike Kronseder

Kunsthistorikerin, Leiterin des

Museum Franz Xaver Stahl:

Ich war sehr stolz, dass ich als Teenager bei einer Vernissage in der Galerie Reiter mithelfen durfte. Als Dankeschön bekam ich von ihm eines meiner ersten Kunstwerke: Eine Lithografie mit persönlicher Widmung. Nach meinem Studium arbeiteten Rudi und ich bei einigen Kunstprojekten zusammen und ich erlebte ihn als rastlosen, sich selbst viel abverlangenden, oft ungeduldigen, ideenreichen Menschen. Er war ein Künstler mit Ecken und Kanten, ein Mann voller Ideen und Visionen und ein Mensch, der tief im Innersten verletzlich und immer auf der Suche nach sich selbst war.

Otto Berger

Kurator des Werkverzeichnisses:

Seine Kreativität, seinen streitbarer Charakter, sein Kunstverständnis, die vielen Kunstgespräche, seine Direktheit werde ich vermissen. Doch in seiner Kunst wird er weiterleben. Ich möchte Rudi zitieren, ich denke, das sagt alles: "Ich bin, was ich war, ich werde sein, was ich bin." Auf ins nächste Leben!

Christine Fößmeier

Kunsthistorikerin und Reiter-Biografin:

Er war ein großartiger Selbstdarsteller - bewusst, unbewusst, immer im Glauben, dass seine zu früh verstorbene Frau Hilde ihn besser zu vermarkten wusste. Dabei hatte er alles, was es brauchte: das schalkhafte In-sich-hinein-Lächeln im rechten Moment, die Starallüren im falschen. Er konnte selbst die, die ihn lange Zeit oder im Moment schätzten, vor den Kopf stoßen, um kurz darauf versöhnlich, großzügig und liebenswert zu sein. Er war Künstler und nur das. Ein im Herzen, in der Seele und auch im Außen gelebter Künstler, der nichts anderes wollte, als große Kunst zu schaffen.

Harald Krause

Leiter des Museum Erding,

mit der Sammlung Rudolf L. Reiter:

Er war stets auf der Suche nach der Verknüpfung des Diesseitigen mit dem Jenseitigen. Er wollte Transformation sichtbar und erlebbar machen, immer eng verknüpft mit seinen eigenen Emotionen. Mit seiner philosophisch und spirituell aufgeladenen Kunst der letzten Jahre ermöglichte er, seinen eigenen Worten nach, dem Betrachter den Blick in die "Anderswelt". Nun blickt er von der anderen Seite durch seine Kunst zurück ins Diesseits. Ich wünsche seiner Seele eine gute Reise und den so lange ersehnten und vermissten Seelenfrieden.

Gisela Hesse

Leiterin der Galerie im Schlosspavillon

in Ismaning:

Er war ein unangepasster Künstler, der von seinen Anfängen als neoromantischer Maler der heimatlichen Moorlandschaft einen langen, individuellen Weg gegangen ist und ein vielseitiges künstlerisches Spektrum entwickelt hat. In den Gemälden der letzten Jahre fand sich immer wieder sein Alter Ego, der Wanderer zwischen den Welten. Hoffen wir, dass dieser Seelenwanderer jetzt seinem Weg in eine bessere Welt gefunden hat.

© SZ vom 29.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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