Erdinger Künstler:In Memoriam Rudolf L. Reiter

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Victoria Reiter lädt zu einem Gedenkabend für ihren vor vier Monaten verstorbenen Vater. Unter anderem wird die seit seinem Tod unberührte Werkstatt geöffnet

Von Florian Tempel, Erding

Vier Monate nach dem Tod von Rudolf L. Reiter lädt seine Tochter Victoria Reiter an diesem Samstag zu einer Gedenkveranstaltung in Reiters Atelier in der Erdinger Altstadt. Mit ihrem Ehemann Hamit Ataseven hat Victoria Reiter die Werkstatt ihres Vater zu einem Gedenkort und einer Galerie umgestaltet. "Wir wollen das Werk und die Kunstaktionen meines Vaters weiter führen", sagt sie, "in der Galerie gibt es viel zu entdecken". In einer feierliche Zeremonie wird beim Gedenkabend Der Arbeitsraum von Rudolf L. Reiter im Keller seines Atelierhauses, der seit seinem Tod unverändert ist, durch seine Familie geöffnet. Der Raum, in dem der Erdinger Künstler bis zuletzt an Gemälden arbeitete wird dann für alle Interessierten zu besichtigen sein.

Ein informelles und erkennbar von Wassily Kandinsky inspiriertes Gemälde von Rudolf L. Reiter. Reproduktion: Renate Schmidt (Foto: N/A)

Mit der Fortführung der Kunstaktionen meint Victoria Reiter vor allem die noch laufende Aktion "Mit der Seele sehen". Vor einem Jahr ging die los. Im Ausstellungsraum im Museum Erding hingen drei flache, gleichgroße Pakete nebeneinander an der Wand. Das hellbraune Packpapier wurde durch Hanfseile zusammengehalten. Alles war bei diesen drei Pakten gleich, bis auf eine auf das Packpapier geschriebene Nummerierung mit römischen Ziffern. Dem Betrachter wurde textlich eröffnet, dass sich nur hinter einer Verpackung ein typisches informelles Reiter-Bild befände. Welches das verpackte Gemälde war und wo sich hinter dem Packpapier zwei leeren, weiße Leinwände verbargen, sollten man gewissermaßen auf geistiger Ebene ohne sinnliche Wahrnehmung erfahren könne. Reiter war sich sicher, dass die Aura seines Kunstwerks spürbar wäre, auch wenn man es nicht mit den Augen sehen kann. Die Betrachter sollten, das gehörte ebenfalls zur Aktion, ihre spontanen Eindrücke und persönlichen Empfindungen auf ein als Fragebogen vorbereitetes Blatt Papier niederschreiben und einer verschlossenen Box anvertrauen. Als Rudolf L. Reiter er im Frühjahr dieses Jahres die drei Pakete auf die Reise schickte, ahnte er bereits, dass er die Rückkehr seines geheimnisvollen Triptychons nicht mehr erleben würde. Sie waren zum Beispiel in Kallmünz, diesem wunderbaren Ort nahe Regensburg, dem Rudolf L. Reiter mehr als 30 Jahre lang verbunden war und den vor ihm auch der von ihm so geschätzte Wassily Kandinsky einst besuchte.

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(Foto: Museum Erding)

Vor einem Jahr begann Rudolf L. Reiter seine letzte große Kunstaktion "Mit der Seele sehen" im Museum Erding.

Seine Tochter Victoria und ihr Ehemann Hamit Ataseven wollen sie weiterführen.

Nun sind die Pakete, gewissermaßen auf Zwischenstopp, wieder in Erding. Am Samstagabend in Reiters Werkstatt, bei dem Oberbürgermeister Max Gotz, der Autor Manfred Trautmann und Stadtpfarrer Martin Garmaier sprechen und die Harfenistin Barbara Pöschl-Edrich Musik spielen wird, wird man also auch noch einmal "Mit der Seele sehen" sehen können. Das ist sehr passend und würde sicher auch Rudolf L. Reiter freuen. Daneben gibt es aber auch andere Werke zu bewundern. Und man kann auch etwas mitnehmen. Es gibt auf je 50 Stück limitierte Kalender mit informellen Gemälden oder mit Landschaftsbildern, in zwei verschiedenen Größen.

In Memoriam Rudolf L. Reiter , Samstag, 26. Oktober, 18 Uhr, in der Galerie Am Rätschenbach 28.

© SZ vom 24.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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