Erdinger Feuerwehren:Alarmierende Einsatzzahlen

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Die Freiwillige Feuerwehr Erding musste in diesem Jahr bereits 111 Mal ausrücken. Mit Ehrenamtlichen allein ist das nicht mehr zu bewältigen. In anderen Städte ähnlicher Größe sind mehr Feuerwehrleute hauptamtlich beschäftigt.

Von Florian Tempel, Erding

Die Freiwillige Feuerwehr Erding schlägt Alarm. Laut einer aktuellen Pressemitteilung fuhren die Erdinger Feuerwehrleute am Montagabend bereits ihren 111. Einsatz in diesem Jahr. Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres waren es mit 78 Einsätze wesentlich weniger. Dass ein Großteil der Einsätze tagsüber in der Zeit zwischen 6 und 18 Uhr zu leisten war, bereitet Kommandanten Manfred Kordick besondere Kopfschmerzen: "Genau zu dieser Zeit pendelt eine Vielzahl unserer Aktiven aus der Stadt Erding aus. Dies macht es unumgänglich, sich Gedanken zu machen, wie wir uns in Zukunft während dieser Zeit personell aufstellen müssen." Kordick hat deshalb schon mehrmals angeregt, tagsüber ein Einsatzteam mit bei der Stadt beschäftigten Aktiven aufzubauen.

Am vergangenen Wochenende häuften sich die Alarmierung in symptomatischer Weise, berichtet Kevin Quednau, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr Erding. Von Freitag Mittag bis Sonntag Mittag gab es elf Einsätze. In neun Fällen erhielten die Feuerwehrleute von der Rettungsleitstelle einen Einsatzauftrag als sogenannte First Responder. Die Feuerwehr übernimmt dabei in besonders dringenden Fällen die Arbeit der Rettungsdienste. Weil jede Minute zählt, wenn zum Beispiel ein Bewusstloser Hilfe braucht oder ein Mensch reanimiert werden muss. Der Anteil der First Responder-Einsätze machte in diesem Jahr schon mehr als ein Drittel aller Einsätze aus. Die Freiwillige Feuerwehr Erding ist in diesem Spezialbereich allerdings auch sehr gut aufgestellt: Es gibt bei ihr 41 Männer und Frauen, die als medizinische Ersthelfer qualifiziert sind. Insgesamt hat die Freiwillige Feuerwehr Erding etwa 110 Aktive.

Die Freiwillige Feuerwehr Altenerding hat etwas mehr aktive Feuerwehrleute, wurde in diesem Jahr aber bislang nicht halb so oft zu Einsätzen gerufen. Dieser Unterschied hat mit der zentrale Lage der Freiwillige Feuerwehr Erding mit ihrem Gerätehaus in der Lebzelterstraße zu tun. Und vielleicht auch damit, dass dort drei festangestellte Gerätewarte Dienst schieben, die bei Alarmierungen mit ausrücken. Zwei von ihnen sind Beschäftigte der Großen Kreisstadt. Der stellvertretende Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Erding, Fabian Steiger, ist beim Landkreis Erding angestellt. In Altenerding gibt es einen weiteren festangestellten Gerätewart. Das hat zwar nichts mit der Berufsfeuerwehr zu tun; die gibt es in Bayern nur in den sieben größten Städten. Doch die Existenz von Festangestellten weist zumindest schon einmal in Richtung eines Modells, dass es in elf mittelgroßen bayerischen Städten gibt: Die "ständige Wache bei der Freiwilligen Feuerwehr", eine Mischung von ehren- und hauptamtlicher Feuerwehr.

So haben zum Beispiel die 40 000 Einwohner-Städte Amberg und Weiden in der Oberpfalz je acht Feuerwehrleute fest angestellt. Das geht aus einer im Juli 2016 veröffentlichten Antwort des Innenministerium auf eine Anfrage von SPD-Abgeordneten hervor. Auf der Homepage der Feuerwehr Amberg werden die Vorteile erklärt: "Für die Kleineinsätze während der Arbeitszeit sind die hauptamtlichen Kräfte unerlässlich, um keine ehrenamtlichen Einsatzkräfte von der Arbeitsstelle zu diesen Einsätzen rufen zu müssen." Nachts und an Wochenende sind genug ehrenamtliche Feuerwehrleute einsatzbereit.

Seit mehr als einem Jahr wird in Erding an einem Feuerwehr-Entwicklungskonzept gearbeitet. Einzelheiten sind bislang nicht bekannt. Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) hatte zuletzt gesagt, man müsse das Konzept in jedem Fall "mit Maß und Ziel" umsetzen. Zudem wies er daraufhin, dass mit der Konversion des Fliegerhorsts ein neuer, großer Stadtteil entstehe werde, was beim künftigen Feuerwehrkonzept wesentlich mitbedacht werden müsse.

© SZ vom 08.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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