Erdinger Feuerwehr:Immer ansprechbar

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Keine Übungen, keine Besprechungen: Das Erdinger Feuerwehrhaus ist seit Anfang März geschlossen, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. (Foto: Renate Schmidt)

Wegen der Ausgangsbeschränkungen steigt die Zahl der Einsätze in diesem Jahr wohl nicht. Als "Höchstverfügbarkeitsdienstleister" sind die Aktiven trotzdem sehr gefragt

Von Antonia Steiger, Erding

Abstand halten, das gilt in diesen Tagen auch für Feuerwehrleute. Wenn die Freiwillige Feuerwehr Erding zu einem Einsatz gerufen wird, rückt sie nun manchmal mit zwei Autos statt nur mit einem aus, damit die Feuerwehrleute nicht so dicht gedrängt sitzen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind auch bei den Feuerwehren zu spüren. Die drei Wehren im Stadtgebiet - Erding, Altenerding und Langengeisling - haben ihr Vorgehen aufeinander abgestimmt, sagt der Erdinger Kommandant und Stadtbrandinspektor Markus Gebauer. Dass man mit mehreren Autos zu Einsätzen fährt, ist ein Ergebnis dieser Absprachen. Die Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus haben noch eine ganz andere Folge: Die Einsatzzahlen werden in diesem Jahr zurückgehen - nach zuletzt 6090 Stunden Einsatzstunden im Jahr 2019.

Immer mehr Menschen leben in Erding, das ist der Hauptgrund, warum die Feuerwehren immer mehr zu tun haben. 566 Einsätze waren es im Jahr 2019, das teilt die Feuerwehr Erding in ihrem Kurz-Jahresbericht mit, der vorläufig den ausführlicheren Bericht ersetzen muss, den die Kommandanten zur Jahreshauptversammlung vorlegen. Sie ist abgesagt - wegen Corona. Durchschnittlich eineinhalb Einsätze pro Tag haben die ehrenamtlichen Feuerwehrleute der Erdinger Wehr im Jahr 2019 abgearbeitet, darunter 91 Brandbekämpfungen, 220 technische Hilfeleistungen, 189First Responder und 66 sonstige Einsätze wie Fehlalarme und Sicherheitswachen. Gerade die technischen Hilfeleistungen nehmen zu, sagt Gebauer, auch weil die Feuerwehr manches Mal gerufen wird, obwohl das vielleicht gar nicht nötig wäre. "Wir helfen gerne", fügt Gebauer an, zum Beispiel bei einem Wasserrohrbruch, wenn der Keller vollläuft. Das eine oder ander Mal könnten sich die Bürger aber auch alleine zurecht finden. Oder den Handwerker rufen. Insgesamt verfügt die Feuerwehr Erding derzeit über 105 Aktive zwischen 18 und 65 Jahren, elf von ihnen sind Frauen. Das sei zufriedenstellend, sagt Gebauer, auch wenn mehr ehrenamtliche Aktive natürlich immer gut wären. Den größten Zuwachs erfährt die Feuerwehr dabei aus ihrer eigenen Jugendarbeit; zuletzt wechselten fünf junge Leute in die Mannschaft. Im Moment umfasst die Jugendfeuerwehr 25 Mädchen und Buben. Hin und wieder gibt es auch Verstärkung durch zugezogene Bürger, auch Quereinsteiger, wie Gebauer sagt, die sich sozial engagieren wollen. "Das ist selten, aber es kommt vor."

Der Zuzug wird anhalten, umso dringender ist aus Sicht nicht nur der Erdinger, sondern auch der Altenerdinger Feuerwehr der Bau neuer Häuser. Die Standorte sind so gut wie beschlossene Sache, bestätigt OB Max Gotz (CSU) der SZ, wenngleich der Stadtrat darüber noch nicht beschlossen habe. Auch das Grundstück für den geplanten neuen Standort für die Erdinger Feuerwehr am Stadion befindet sich ihm zufolge seit Kurzem in städtischem Besitz. Die Altenerdinger Feuerwehr soll an der Münchner Straße Richtung Aufhausen ihr neues Zuhause bekommen. Gotz betonte, beide Standorte seien gutachterlich geprüft, was vor allem für das Feuerwehrhaus direkt an der Anton-Bruckner-Straße von Bedeutung ist. Die Straße gehört zu den meistbefahrenen in Erding, die Erreichbarkeit für ehrenamtliche Aktive auf dem Weg zum Einsatz ist ein wichtiger Faktor. Gotz kündigte verkehrsrechtliche Anordnungen an, zudem rechnet er mit einer Beruhigung des Verkehrsgeschehens nicht nur nach dem Bau der Nordumfahrung, sondern auch, wenn der neue Bahnhof auf dem Fliegerhorstgelände errichtet wird.

Vorläufig müssen die Feuerwehren in ihren jetzigen Behausungen ausharren. Damit die ehrenamtlichen Aktiven aber weiter entlastet werden, bekommt die Erdinger Feuerwehr einen weiteren hauptamtlichen Gerätewart, den vierten, wie Gotz betont. Sie reinigen und halten alles an Material, Geräten und Fahrzeugen instand. Als "Höchstverfügbarkeitsdienstleister" ist die Feuerwehr laut Gebauer derzeit stark gefragt, zum Beispiel um Material zu transportieren oder zu lagern. Höchstverfügbarkeitsdienstleistung bedeutet aber auch: "Wenn ich jetzt den Knopf drücke, dann sind in zehn Minuten 30 Mann bei Ihnen. Das schafft nur die Feuerwehr." Und das trotz neuer Regeln: "30 Sekunden Hände waschen, bevor der Helm aufgesetzt wird. Das war früher undenkbar." Jetzt sei es unverzichtbar, denn die Aktiven müssten sich selber schützen - und diejenigen, denen sie helfen wollen.

© SZ vom 07.04.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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