Erdinger Fasching:Harte Landung

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Michael Galler ist neuer Präsident des Männerballetts Lieselotten. Er hat das Amt inmitten der Corona-Pandemie übernommen und musste erst mal alle Auftritte absagen. Der Fasching fällt aus und das heißt auch: Keine Narrenschranne und kein Hemadlenz

Von Regina Bluhme, Erding

Seit wenigen Wochen ist Michael Galler Präsident der Erdinger Tanzsportgruppe Lieselotten. Immer mit Beginn des offiziellen Faschings am 11. 11. ist das Männerballett sehr gefragt und gut gebucht für Bälle, für die Narrenschranne der Narrhalla Erding oder für Privatfeiern. Doch eine von Gallers ersten Amtshandlungen war die Absage aller Auftritte. Die Corona-Pandemie macht alle Pläne zunichte - auch für die Narrhalla Erding und die Karnevalsgesellschaft 1899 Dorfen. Wer gar nicht ohne Fasching leben kann, dem bleibt nur das Internet. Da wollen die Vereine auf mehreren Kanälen zumindest online Präsenz zeigen.

Fünf Jahre ist Michael Galler Mitglied der Lieselotten, im September hat der 24-jährige Zimmerer das Amt des Präsidenten von Steffen Schadt übernommen. Ihm gefällt die Kombination von Sport und Gaudi, die Tänze müssten nicht perfekt sein, auch wenn ein gewisser sportlicher Anspruch durchaus da sei. Und das Verkleiden mache natürlich auch Spaß.

1994 wurden die Tanzsportakrobatik (TSA) Lieselotten gegründet. Benannt ist das für seinen Cancan bekannte Männerballett nach der ersten Trainerin, Liese (Elisabeth) Pfeiffer. Aktuell haben die Lieselotten circa 100 Mitglieder, darunter 14 aktive Tänzer. Trainiert werden die Männer im Alter von 18 bis 24 Jahren von zwei Frauen, Vera Krinner und Chrstine Hagn. Die neue Vorstandschaft besteht neben PräsidentMichael Galler aus seinem Stellvertreter Simon Gotz, Schriftführer Valentin Kordick und Kassier Christian Woellert.

Die Lieselotten im vergangenen Fasching als Cowboys. (Foto: Privat/oh)

Weil im Lockdown nichts geht, wollen die Lieselotten auf der Facebookseite aktiv werden, wollen Videoausschnitte veröffentlichen, ein eigener Instagram Account soll eröffnet werden, "überhaupt wollen wir uns auf den neuesten Stand bringen", so Galler. Auch zwei neue Tänze will die Gruppe einstudieren. Wie das in Zeiten von Corona-Vorschriften gehen soll? Ganz einfach, sagt Galler: Die Trainerinnen werden vor dem Bildschirm vorturnen und jeder turnt dann bei sich zuhause nach.

Für Detlef Felixberger ist es die zweite Saison als Präsident der Narrhalla Erding - und jetzt das: "Der Fasching fällt aus", so Felixberger. Ein Prinzenpaar gibt es definitiv nicht, somit auch keine Proklamationsfeier. Alle Bälle und Veranstaltungen sind abgesagt, auch die beliebte Narrenschranne in Erdings Innenstadt, bei der auch die Lieselotten immer einen Auftritt hatten. "Aber wir müssen einfach vernünftig sein, zum Wohle der Allgemeinheit." Lange habe die Narrhalla "überlegt und gehadert". Mitte Oktober wurde die Entscheidung publik gemacht. Von Seiten der Mitglieder, circa 380 sind es laut Felixberger insgesamt, darunter über 80 Aktive, habe er vielVerständnis für die Absagen erfahren, "aber auch viel Traurigkeit".

Präsident Michael Galler hofft, dass das Männerballett bald wieder auf der Bühne steht. (Foto: Renate Schmidt)

Noch will der Narrhalla-Präsident den Fasching nicht ganz abschreiben. Online werde man sich auf jeden Fall etwas einfallen lassen, ein eigener Youtube Kanal sei in Planung und vielleicht das eine oder andere "Pop up Event", wie Felixberger sagt: Man sei gerade am Überlegen. Vielleicht könne zum Beispiel eine kleinere Gruppe vor einem Seniorenheim auftreten "und einfach ein bisschen Spaß verbreiten".

In St. Wolfgang ist der TSV für die Faschingsfeierlichkeiten verantwortlich. Am Freitag wurde bei einem Treffen besprochen, welche Möglichkeiten es doch noch gibt. Ein Ergebnis war bis Redaktionsschluss jedoch nicht zu erfahren. In Taufkirchen findet alle fünf Jahre ein riesiger Faschingszug statt, zuletzt waren bis zu 8000 Zuschauer in den Gemeinde gekommen. Dem Rhythmus nach wäre es heuer im Februar wieder so weit gewesen. Doch die Aktion wurde ein Jahr vorgezogen, zum einen wegen der Wahl 2020 und zum anderen, um die Teilnahme der Schäffler zu ermöglichen, die nur alle sieben Jahre auftreten. Aus heutiger Sicht, eine absolut richtige Entscheidung.

Für die Karnevalsgesellschaft 1899 Dorfen war im September klar: "Wir lassen den Fasching ausfallen", sagt Präsidentin Anja Greimel. Dieses Jahr werden also beim traditionellen Hemadlenz keine geschätzt 5000 Menschen in der Innenstadt feiern. "Das geht einfach nicht", so Greimel. Das wäre mit den Corona-Regelungen nicht möglich gewesen. "Wir wollten nicht zu einem neuen Hotspot werden." Sie habe sehr viel Verständnis von Seiten der 200 Mitglieder erfahren.

Besonders schade findet Anja Greimel die Absage für die Tanzgruppen, die längst mit dem Training begonnen hatten. Nun falle das Sportprogramm aber auch das Vereinsleben aus. Auch die Mitgliederversammlung ist abgesagt worden. Nun will der Verein zumindest auf Facebook oder auf der Homepage der Karnevalsgesellschaft Rückblicke auf vergangene Veranstaltungen posten.

Noch hat Michael Galler die Faschingssaison nicht komplett aufgegeben. Sobald die Corona-Vorschriften es wieder zulassen, könnten die Lieselotten für Auftritte gebucht werden, betont er. Sie stehen bereit, auch kurzfristig. Die zwei neuen Tänze würden ohnehin geprobt und den Cancan habe das Männerballett immer parat.

© SZ vom 07.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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