Erdinger Christkindlmarkt:Dort trifft sich die Gesellschaft

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Der Verkaufsstand mit handgemachten Krippenfiguren der Familie Amort (im Bild Alexandra Amort) ist etwas Besonderes auf dem Christkindlmarkt. (Foto: Renate Schmidt)

Weihnachtsartikel und Kunsthandwerk findet man kaum mehr auf dem Erdinger Christkindlmarkt. Die zahlreichen Glühwein- und Imbissbuden ziehen trotzdem viel Publikum an

Von Isabel Käsbauer, Sophia Neukirchner und Antonia Steiger, Erding

Wer Kunsthandwerk auf dem Erdinger Christkindlmarkt sucht, tut sich schwer. Wer Hunger oder Durst hat, dem kann dagegen geholfen werden: 20 von 28 Ständen bieten Ess- und Trinkbares an. Weihnachtliche Dekoration gibt es nur an drei Ständen, darunter zwei mit geschnitzten Krippenfiguren. Das sei natürlich schade, sagt Fritz Steinberger, der Vorsitzende des Verschönerungsvereins Erding, der den Markt ausrichtet. Es hätten sich aber nicht mehr Kunsthandwerker beworben. Auch auf der Warteliste stünden keine. OB Max Gotz (CSU) gewinnt der Entwicklung aber auch etwas Positives ab: "Da kommen die Leute zusammen." Es herrsche eine tolle Atmosphäre. Die Eiszeit und den Markt zusammenzulegen, sei die richtige Entscheidung gewesen.

Steinberger glaubt zu wissen, warum sich nicht mehr Verkäufer von weihnachtlichem Zubehör auf die bis Juli laufende Ausschreibung beworben hatten: Die Menschen kaufen Weihnachtsdekoration heutzutage lieber in Geschäften zu günstigeren Preisen. "Die Umsätze sind zu gering, ein Stand mit Kerzen und einer mit Christbaumschmuck haben uns aus diesen Gründen abgesagt", sagt er. Auch Gotz sieht das ähnlich, er hat wie Steinberger aber auch noch eine ganz andere Art von "Konkurrenz" für den Christkindlmarkt ausgemacht: "Am Wochenende, als der Markt eröffnet wurde, haben alleine im Gebiet der Stadt Erding zwölf weitere Adventsmärkte stattgefunden - von Kindergärten bis zu Pfarreien." Auch sie müssten zu ihren Einnahmen kommen.

Zudem ist der Platz in der Altstadt begrenzt, wie Steinberger sagt, vor allem seit der Zufahrtsweg an der Längsseite der Eisfläche zwischen Friedrich-Fischer-Straße und Zollnerstraße nicht mehr für den Christkindlmarkt genutzt werden darf. Fünf Buden weniger sind es seitdem. Dass in den verbliebenen auch gemeinnützige Vereine wie der Rotary-Club oder die Arbeiterwohlfahrt Platz finden, das ist Steinberger wichtig. Auch der Verschönerungsverein Erding selbst betreibt einen Stand mit kleinen Geschenkartikeln. Außerdem finden sich an fünf weiteren Ständen in den Auslagen Socken, Geldbörsen, Handschuhen, Schals, Schmuck und Tischdecken. Letztere verkauft Walfried Dichtl in Erding. Er sagt, er brauche etwa zehn Tage, um die Standgebühren in Höhe von 1200 Euro auszugleichen. Außerdem gibt es in diesem Jahr auch einen gut frequentierten Stand mit regionalem Wildfleisch und einen mit Fleischspezialitäten.

Der Stand der Familie Hainzl aus Maitenbeth gehört zu denjenigen, die schon seit Beginn des Erdinger Christkindlmarktes vor 30 Jahren dabei sind. Angelika Ziegleder verkauft an dem Stand Holzschnitzereien und erzählt von Kunden, die sich gefreut hätten, "endlich mal einen weihnachtlichen Stand" zu finden. Bei ihr gibt es Krippenfiguren. Und wer einmal etwas gekauft hat, der kommt laut Angelika Ziegleder auch wieder. "So eine Krippe ist eben ein Sammelobjekt." Ihren Beobachtungen zufolge gibt es auch auf anderen Märkten weniger weihnachtliche Stände als früher. Handwerkliche Unikate, die man nicht wie andere Weihnachtsdekoration im Supermarkt findet, verkauften sich ihr zufolge trotzdem gut. Es gibt sie auch noch am Stand der Familie Amort aus Südtirol. Die Familie Hainzl betreibt weitere Stände in Dorfen, am Flughafen, in St. Wolfgang und in Walpertskirchen. Speziell der Wintermarkt am Flughafen ist OB Gotz zufolge jedoch eine harte Konkurrenz, vor allem weil er überregional beworben werde. Die Veranstalter am Flughafen hätten einiges kopiert, zum Beispiel die Eisfläche in der Mitte, die in diesem Jahr nochmals vergrößert worden sei.

Dass der Erdinger Christkindlmarkt die Möglichkeiten eines "gesellschaftlichen Zusammenkommens" bietet, das gefällt Gotz jedoch gut. Ob nach der Arbeit oder zu einer anderen Gelegenheit, die Leute strömen auf den Markt, wie er beobachtet hat. Und viele sagten ihm, dass es noch nie so schön gewesen sei. Gerade die Eiszeit, die zum dritten Mal gleichzeitig mit dem Christkindlmarkt stattfindet, versprühe eine besondere Atmosphäre. Jammern nütze nichts über die fehlenden Stände mit wertvollem Kunsthandwerk. "Wenn wir einen Glasbläser haben wollen, dann müssen wir ihn bezahlen, damit er nach Erding kommt", sagt Gotz.

© SZ vom 30.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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