Erdinger Berufsschule wird 150 Jahre alt:Dauerunterricht zum Geburtstag

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Für das Jubiläumsjahr 2017 haben sich Lehrer und Schüler Projekte überlegt. Damit will die Berufsschule neben dem Fachlichen das Kreative fördern. (Foto: Renate Schmidt)

Die Berufsschule Erding feiert ihr 150-jähriges Bestehen und veranstaltet im Jahr 2017 mehrere Projekte. Darunter eine Ausstellung, eine Spendenaktion und ein Weltrekordversuch: 150 Stunden Unterricht am Stück

Von Veronika Wulf, Erding

Am 11. April wird die Berufsschule Erding 150 Jahre alt. Um das zu feiern, veranstaltet sie nicht nur einen Festakt, sondern mehrere Projekte über das Jubiläumsjahr verteilt. "Damit soll die Berufsschule noch stärker ins Bild der Öffentlichkeit rücken", sagte Schulleiter Dieter Link am Dienstag bei einem Pressegespräch. Zu den Projekten, die Lehrer in Zusammenarbeit mit freiwilligen Schülern auf die Beine stellen, gehören eine Spendenaktion, eine Ausstellung und ein Weltrekordversuch.

Für viele Schüler ist eine Doppelstunde schon lang, aber 150 Unterrichtsstunden? Als Lehrer Thomas Melzl mit dem Vorschlag vor die Klassen trat, hätten die erst mal gestutzt: Meint der das jetzt ernst? Doch als Melzl erklärte, dass er mit den Schülern einen Weltrekord aufstellen möchte, sei die Begeisterung groß gewesen. "Wir wollen von Montagmorgen bis Samstag um 16 Uhr durchgehend Unterricht machen", sagte Melzl beim Pressegespräch. Da das kein Einzelner durchhält, ist der Rekordversuch im Schichtbetrieb geplant: Fünf Klassen und 30 Lehrer wechseln sich an den sechs Tagen ab. Eine ähnliche Leistung, die es in der Vergangenheit ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hat, seien 48 Stunden Unterricht am Stück gewesen, allerdings mit nur einer Klasse. Die Erdinger Berufsschule hat den Rekordversuch bereits beim Guinness-Buch angemeldet. Noch sei man nicht zugelassen worden. "Aber wir machen das so oder so", sagte Melzl. Einige Klassen hätten sich freiwillig gemeldet mitzumachen, darunter eine Flüchtlingsklasse, von denen es an der Berufsschule in Erding zehn gibt. Der Nachtunterricht sei keine Spaßveranstaltung, sondern ganz normaler Unterricht, wie tagsüber auch, betonte Melzl. "Nur den Test, den schreiben wir dann natürlich nicht um vier Uhr morgens."

Außer einem Jubiläums-Festakt, der am 28. September stattfindet, habe die Schulleitung den Lehrern und Schülern keine Vorgaben für die Projekte gemacht. "Es macht mich als Schulleiter stolz, was für schöne, gemeinschaftliche Aktionen dabei herausgekommen sind", sagte Schulleiter Link. Zum Jahresende ist beispielsweise die Spendenaktion "Weihnachten im Schuhkarton" geplant, bei der Schüler Kartons mit Geschenken füllen und an Bedürftige schicken. Im Mai wird ein Maibaum aufgestellt und zum Beginn des neuen Schuljahres gestalten Schülern zusammen mit der Lebenshilfe Erding T-Shirts oder Pullover mit Schullogo im College-Stil, die anschließend verkauft werden.

Zum Festakt Ende September startet eine zweiwöchige Ausstellung zur historischen Entwicklung der Berufsschule. "Neben Artefakten wie Gesellenbriefen und Zeugnissen wollen wir auch Familienbiografien darstellen", sagte Lehrer Markus Geier. In manchen Stammbäumen ziehe sich die Berufsschule als Ausbildungsstätte durch mehrere Generationen. "Die Biografien sollen auch zeigen, was aus ehemaligen Berufsschülern geworden ist", sagte Anton Bichlmeier, stellvertretender Schulleiter. Manche führten später ein eigenes Unternehmen. Auch Geräte, mit denen Friseure und Mechaniker vor 150 Jahren gearbeitet haben, werden in der Ausstellung zu sehen sein.

Im Oktober vergraben einige Berufsschüler eine Zeitkapsel auf dem Schulgelände. In allen Klassen fragte Geier, was die Jugendlichen und jungen Erwachsenen jemandem schreiben würden, der in 25 Jahren hier lernen wird. "Daraufhin habe ich ganz tolle kreative Briefe bekommen", sagte Geier. Von der Besprechung eines Buches, das eine Schülerin ihren Nachfolgern empfehlen will, bis zu persönlichen Sorgen über das aktuelle Weltgeschehen. Schüler der beruflichen Oberschulen werden die Briefe in eine Kapsel einschweißen, bevor diese in die Erde eingelassen wird, wahrscheinlich unter einer Glasplatte im Boden des Gemeinschaftsraums. Dort soll sie blieben - bis ihre Adressaten sie frühestens in 25 Jahren öffnen.

© SZ vom 15.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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