Erding:Zahlreiche Grippeerkrankungen in Erding

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Über 60-Jährigen rät der Erdinger Lungenarzt Markus Marschall zur Impfung. Allen anderen empfiehlt er, das Händeschütteln auszusetzen. (Foto: Robert Günther/dpa)

259 Fälle der meldepflichtigen Influenzaviren bestätigt das Gesundheitsamt des Landkreises Erding. Das sind mehr als im Vorjahr, aber kein Grund für Panik. Beste Vorsorge ist immer noch gründliches Händewaschen

Von Paul Kern, Erding

Im Landkreis Erding sind in diesem Jahr deutlich mehr Fälle von Influenza zu verzeichnen als in den vorigen Jahren. 259 Fälle sind dem Gesundheitsamt Erding seit Anfang des Jahres gemeldet worden. 2019 seien es im gleichen Zeitraum 138 Fälle, 2017 sogar lediglich 100 gewesen. In den benachbarten Landkreisen Ebersberg und Freising sähen die Fallzahlen mit 249 und 300 Erkrankten ähnlich aus, so die entsprechenden Gesundheitsämter. Aufgrund der Ansteckungsgefahr und der Schwere vieler Krankheitsverläufe sind Ärzte verpflichtet, jeden Virusbefallenen dem zuständigen Gesundheitsamt zu melden.

Trotz der vergleichsweise hohen Anzahl an Ansteckungen herrscht kein Ausnahmezustand. Januar und Februar sei jedes Jahr die "Hochzeit der Influenzaviren". Wie weit die Ansteckungen voranschritten, gehe dann auf "zufällige Bedingungen zurück", sagt der Lungenfacharzt und Sprecher des Ärztlichen Kreisverbandes Markus Marschall. Auch in den Schulen und Kindergärten gibt es noch keinen Grund zur Panik. Zwar seien am Anne-Frank-Gymnasium in Erding acht Fälle aufgetreten, jedoch scheint sich das Virus nicht innerhalb der Schule ausgebreitet zu haben. Die acht erkrankten Schülerinnen und Schüler seien aus verschiedenen Klassen. Mehrere Influenzafälle innerhalb einer Klasse habe es nicht gegeben, so die Schulleitung. Auf Nachfrage in mehreren Kindergärten in Erding, Dorfen und Oberding wurde lediglich von einem erkrankten Kind berichtet.

Laut Robert-Koch-Institut erfolgen die meisten Ansteckungen durch virushaltige Tröpfchen, die Erkrankte beim Husten oder Niesen absondern. Auf kurze Distanz könnten diese dann in die Schleimhäute anderer eindringen. Auch könnten durch Körperkontakt, wie etwa das Händeschütteln, virushaltige Sekrete überspringen. Die Ansteckungsgefahr ist also dort besonders hoch, wo Körperkontakt üblich ist. Auch die erkrankten Schüler des Anne-Frank-Gymnasiums seien "eher zu Hause von Eltern oder Geschwistern angesteckt worden, als in der Schule", so die Schulleitung.

Verwechseln darf man die Influenzaviren und die echte Grippe nicht mit den grippalen Infekten, die zurzeit einige vom Arbeitsplatz oder der Schulbank ins Bett verbannen. Wer - im Volksmund - "die Grippe" hat, leidet häufig lediglich an einem wesentlich ungefährlicheren grippalen Infekt, so das Robert-Koch-Institut. Im Gegensatz zum grippalen Infekt tritt die echte Grippe häufig unvermittelt auf und sorgt für plötzliches Fieber und Muskelschmerzen, so das Robert-Koch-Institut.

Der häufigste Ansteckungsgrund sei, dass "Menschen sich die Hand schütteln und später dann ins Gesicht fassen", so Markus Marschall. Risikopatienten habe er dieses Jahr zwar auch schon geimpft, für junge Menschen mit intaktem Immunsystem sei eine gute Handhygiene und Abstand zu Erkrankten aber ausreichend. Über 60-Jährigen und Menschen mit Vorerkrankung rät der Facharzt zur Impfung, alle anderen sollten sich gründlich die Hände waschen und das Händeschütteln im Zweifelsfall vermeiden. Desinfektionsspray sei nur notwendig, wenn der Handschlag aus beruflichen Gründen nicht umgangen werden kann.

Erfahrungsgemäß nähmen die Krankheitsfälle im März wieder ab, so Marschall. Auch das Robert-Koch-Institut spricht von einer "Welle" in den Monaten Januar bis März oder April. Wie der Verlauf der Grippewelle in diesem Jahr noch fortschreitet, könne man kaum vorhersagen. Zwar sei die kalte und trockene Luft der Wintermonate ein gutes Klima für die Viren, doch auch andere Parameter spielten eine Rolle für die Ausbreitung der Krankheit, so das Robert-Koch-Institut.

© SZ vom 13.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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