Erding/Wörth:Unmut über Wasserwirtschaftsamt

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Kritisiert wird vor allem der mangelnde Informationsfluss. Das soll sich beim Hochwasserschutz an der Sempt ändern

Von Mathias Weber, Erding/Wörth

Es dürfte ein spannender Abend werden: In kaum zwei Wochen soll den Bürger Wörths vorgestellt werden, welche Auswirkungen die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen entlang der Sempt auf ihre Gemeinde haben. Am Dienstag, 12. Juli, ist dazu eine Bürgerversammlung in Wörth angesetzt. Im Kern wird es wohl um eine Maßnahme gehen: Das riesige Hochwasserrückhaltebecken, das auf Niederwörther Flur entstehen könnte und im Falle eines Hochwassers Schaden von den Gemeinden im Unterlauf der Sempt abhalten soll - insbesondere von den südlichen Erdinger Stadtteilen, die es beim Jahrhunderthochwasser 2013 stark getroffen hat. Sicher ist zwar noch nicht, dass dieses Becken gebaut wird, aber Aussagen der Verantwortlichen lassen kaum einen anderen Schluss mehr zu.

Wörths Bürgermeister Thomas Gneißl (Freie Wähler) sagte der Erdinger SZ, dass die Planungen, die bisher noch nicht der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, schon jetzt für Aufruhr in seiner Gemeinde sorgten; vor allem Grundbesitzer werden neugierig sein, welche Auswirkungen das Projekt auf ihre Flächen haben wird. Gneißl, so sagte er, wolle die Sache "nüchtern und sachlich zu begleiten". Er hatte zusammen mit seinem Erdinger Amtskollegen Max Gotz (CSU) das Münchner Wasserwirtschaftsamt dazu gedrängt, mit den Planungen endlich an die Öffentlichkeit zu gehen, sodass die Bürger das Projekt auch begleiten können; daher nun diese erste Bürgerinformation mit Vertretern des Wasserwirtschaftsamtes im Juli. Eine weitere Veranstaltung soll im Laufe des Jahres in Erding folgen.

Dort regt sich währenddessen Unmut über das Münchner Wasserwirtschaftsamt. Anlass ist die Sanierung des Stadtwehres durch das Amt, wo eine folgenschwere Unachtsamkeit dazu führte, dass dem Unterlauf nicht genug Wasser gelassen wurde und schließlich Hunderte Fische verendeten. Das brachte bei der jüngsten Stadtratssitzung viele auf die Palme: Von einem "verheerenden Vorgang" sprach Oberbürgermeister Gotz, Umweltreferent Thomas Schreder nannte den es eine "Umweltkatastrophe".

In diesem Zusammenhang nimmt sich nun auch CSU-Fraktion im Stadtrat der Sempt an. Sie hat gleich drei Anträge in den Stadtrat eingebracht, die sich mit dem Zustand des Flusses beschäftigen. Zum einen fordert die Fraktion, die Stadtverwaltung solle beim Wasserwirtschaftsamt darauf hinwirken, dass am Stadtwehr eine Fischtreppe installiert werde; die EU-Wasserrahmenrichtlinie fordere schließlich, dass solche Fließgewässer wie die Sempt in einen "guten ökologischen Zustand" versetzt werden sollten, und damit auch die Fische problemlos Hindernisse überqueren können. Ein solches Bauwerk ist allerdings schon vorgesehen: Das Wasserwirtschaftsamt erarbeitet derzeit einen Linienplan, wie die Sempt im Sinne der Verordnung um- und ausgebaut werden kann. In diesem Plan ist eine Fischtreppe als "sehr wichtige Maßnahme" eingetragen. Zudem fordert die CSU in einem weiteren Antrag, dass darauf hingewirkt werden solle, dass die Sempt wieder regelmäßiger ausgekehrt werde. Die "Absenkung des Wasserspiegels der Sempt und die damit teilweise Trockenlegung des Bachbetts haben eindrucksvoll gezeigt, dass die auch aus der Bevölkerung erhobene Forderung nach einer Bachauskehr mehr als berechtigt" sei. In der Tat hatten Anwohner in Altenerding nach dem Jahrhunderthochwasser schon bemerkt, dass die Sempt in den vergangenen Jahrzehnten immer seltener gereinigt worden war. Und schließlich möchte die CSU, dass "bei zukünftigen, notwendigen Absenkungen der Wasserspiegel von Fließgewässern II. Ordnung im Stadtgebiet alle Anlieger und Beteiligten vorab rechtzeitig schriftlich informiert werden". Ein "koordiniertes Handeln aller Beteiligter" sei notwendig. So könne das bei der Erdinger Bevölkerung verloren gegangenes Vertrauen zurückgewonnen werden. Das hat das Wasserwirtschaftsamt mittlerweile offensichtlich auch beim Oberbürgermeister selbst verspielt. Er sagte bei der Stadtratssitzung, dass der "Informationsfluss besser werden müsste", und er sagte, dass man sich fragen müsse, "ob es stimmt, was zu uns gesagt wird." Gotz versprach eine zügige Weiterleitung der Forderungen der Fraktion an das Wasserwirtschaftsamt.

© SZ vom 02.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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