Erding/Wörth:"Einschneidendes Ereignis"

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Geplanter Hochwasserschutz: Bürgermeister informieren sich

Von Mathias Weber, Erding/Wörth

Es sei ein "herausragendes Projekt", heißt es aus dem Münchner Wasserwirtschaftsamt: Das geplante Wasserrückhaltebecken im Vorlauf der Sempt, das in den kommenden Jahren bei Niederwörth entstehen könnte und im Falle eines Hochwassers Schaden von den Erdinger Stadtteilen und anderen Gemeinden an der Sempt abhalten soll. Sicher ist aber noch nicht, ob dieses Becken tatsächlich gebaut wird; zwei Varianten für einen Hochwasserschutz an der Sempt hat das Amt geprüft: Einen "technischen Hochwasserschutz" im Erdinger Stadtgebiet und eben das Becken bei Niederwörth, einen Quadratkilometer groß. Worauf es hinauslaufen wird, das scheint klar: Wörths Bürgermeister Thomas Gneißl (Freie Wähler) sagt, dass es kein Geheimnis sei, dass die zuständigen Stellen und die Stadt Erding das Rückhaltebecken bevorzugten. Der SZ sagte Gneißl aber auch, dass er zwar eine gute Nachbarschaft zu Erding pflege, mit Blick auf Wörther Interessen das Vorhaben auch kritisch zu sehen sei. Für Wörth, sagt Gneißl, sei das Vorhaben "fraglos eine höchst unbequeme Geschichte" und ein "einschneidendes Ereignis". Am Mittwoch haben sich Gneißl sowie der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) und Vertreter des Wasserwirtschaftsamts zu einem Informationsaustausch getroffen - entschieden wurde nichts. Die Bürgermeister hatten das Treffen angesetzt, um über den aktuellen Stand des Projektes informiert zu werden, denn auch sie wissen kaum etwas. Gneißl sagt, man habe zwar mitbekommen, dass Baugrunduntersuchungen und eine Umweltverträglichkeitsstudie vorlägen, über den aktuellen Planungsstand sei er jedoch nicht informiert worden. Der stellt sich nun so da: Das Wasserwirtschaftsamt hat eine Vorplanung für das Projekt erarbeitet, die Genehmigungsplanung wird aber ein externes Ingenieursbüro übernehmen. Bis dahin sind noch weitere Untersuchungen nötig. Vor allem die Auswirkungen auf das Grundwasser müssen geklärt werden. Dazu gibt es bereits Messstellen, weitere sollen noch installiert werden. Auch macht die Oberfläche noch Probleme, offenbar ist der Baugrund nicht überall gut. Aus dem Wasserwirtschaftsamt in München heißt es, dass das Projekt daran zwar noch scheitern könnte, im Normalfall werde in solchen Fällen aber nach einer technischen Lösung gesucht wird.

Der Geschäftsleiter der Stadt Erding, Reinhard Böhm, war auch mit dabei bei der Sitzung und bestätigt, dass noch vor der Sommerpause, im Juli wahrscheinlich, eine erste Bürgerversammlung in Wörth geplant sei, bei der die Bürger über den Stand des Projektes informiert werden sollen. Später im Jahr wird eine weitere Veranstaltung in Erding folgen. Bürgermeister Gneißl ist selbst gespannt, was dann präsentiert wird. Er sagt, dass er keinen Informationsvorsprung und zu zentralen Fragen noch keine Antworten hat: Etwa, wer eigentlich die Kosten des Vorhabens trägt, wann es zu einer Entscheidung kommt und wer am Ende tatsächlich entscheidet. Er erwartet eine, so wörtlich, "schmerzhafte Veranstaltung".

Schließlich sorgten die vielen Gerüchte schon jetzt für Unmut in der Gemeinde, Gneißl sagt, er werde oft darauf angesprochen. Er fordert daher mehr Transparenz, auch im Blick auf die politische Entscheidungsfindung in Erding und Wörth. Gerade seine Gemeinde, die die Last des Vorhabens tragen würde, müsse sich eine Meindung bilden können. Er habe zwar vor, so sagt Gneißl, das Projekt nüchtern und sachlich zu begleiten. Man könnte allerdings auch an einen Punkt kommen, an dem man sich nicht in allen Fragen einig sei. Auf jeden Fall werde man sich auch informieren, wie die Rechtsposition der Gemeinde aussieht.

© SZ vom 10.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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