Erding:"Wir sind fassungslos"

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Geschichten und Musik: Wolfgang Netzer ging mit der britischen Biologin und Primatenforscherin Jane Goodall auf Tour. Das Bild zeigt Goodall bei einem Auftritt 2019 im Showpalast in Freimann. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Jane-Goodall-Institut weist eine angebliche Verbindung zur rechts-esoterischen "Friedenkonferenz" zurück

Von Florian Tempel, Erding

Die "1. Für den Frieden Konferenz zur Wintersonnenwende" am kommenden Samstag in der Stadthalle Erding ist eine Veranstaltung, bei der harmlose Meditationsmusiker, aber auch rechte Esoteriker und radikale Verschwörungstheoretiker auftreten. Wer jedoch auf keinen Fall damit in Verbindung gebracht werden will, ist die britische Biologin Jane Goodall, die durch ihre Verhaltensforschung mit Schimpansen weltberühmt geworden ist. Ihr Name wurde ohne ihre Einwilligung in der Ankündigung der "Friedenskonferenz" missbraucht. Organisator Erich Hambach hatte damit geworben, Goodall werde per Videolivestream eine "Friedensbotschaft" nach Erding in die Stadthalle übermitteln.

"Wir sind fassungslos", sagt Sebastian Wolf, Geschäftsführer des "Jane Goodall Instituts" Deutschland, der SZ. Es habe zwar eine Anfrage von Hambach gegeben, ob Goodall eine Videobotschaft sprechen wollte - aber zu keinem Zeitpunkt habe es eine Zusage gegeben.

Hambach sorgte am Freitag dafür, dass Jane Goodalls Name aus den Ankündigungen verschwand. "Wir kriegen ständig Anfragen", sagt Wolf. Mit 85 Jahren sei Jane Goodall noch immer mehr als 300 Tage im Jahr weltweit unterwegs, um Vorträge zu halten, für eigene Projekte und als UNO-Friedensbotschafterin. Weil sie so viel auf Reisen sei, spreche sie auch tatsächlich immer wieder Videobotschaften, sagt Wolf. Jede Anfrage werde allerdings vorher genau geprüft. Ganz wesentlich sei die Klärung der Frage, wer zu welcher Art von Veranstaltung eine Videobotschaft erbitte.

Konferenzveranstalter Hambach sagt, um zu erklären was er tut, Sätze wie diese: "Wir haben globale Meditationen initiiert, um im Quantenfeld zu arbeiten". Und Daniele Ganser, den Stargast seiner Konferenz, der insbesondere Verschwörungstheorien zu den Terroranschlägen am 11. September 2001 verbreitet, nennt Hambach, "einen der wichtigsten Kommunikateure zur Bewusstseinsschaffung" im deutschsprachigen Raum. Mit ihm habe er "eine schöne gleiche Wellenlänge feststellen können".

© SZ vom 14.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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