Erding:Weiter am Anschlag

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Geboostert sind sie alle drei: Gernot Berthold (Mitte) ist der neue Chefarzt für Innere Medizin mit Schwerpunkt Gastroenterologie. Er wurde begrüßt von Landrat Martin Bayerstorfer (links) und Krankenhausdirektor Dirk Last. (Foto: Privat)

Im Klinikum sind alle Intensivbetten belegt. Wenn es noch schlimmer wird, tritt eine Ethikkommission zusammen. Die Innere Medizin wird für die Zukunft ausgerüstet - mit neuer Technik und mit neuem Chefarzt

Von Antonia Steiger, Erding

Neunzig Prozent der Krankenhausmitarbeiter in Erding sind geimpft, 109 Frauen und Männer aber nicht. Wer jetzt am Klinikum Erding eingestellt werden möchte, muss geimpft sein, das sagte Krankenhaus-Direktor Dirk Last am Dienstag bei einem Pressetermin, bei dem ein neuer geimpfter Mitarbeiter vorgestellt wurde - ein Chefarzt: Gernot Berthold hat die Leitung der Abteilung Innere Medizin und Gastroenterologie übernommen und folgt damit auf den langjährigen Chefarzt Rudolf L. Riepl. Die Abteilung wird technisch neu ausgerüstet, auch die geplante Strahlentherapie spielt in dem Konzept eine wichtige Rolle, doch derzeit kämpft das Klinikum mit der Corona-Pandemie. Alle Intensivbetten seien belegt, sagte Last.

Die Zahl der Corona-Patienten steigt und steigt: Am Dienstagmorgen waren es 28 auf der Isolierstation und sieben auf der Intensivstation, am Tag zuvor waren es noch 21 und sechs. Keiner von ihnen verfüge über einen vollständigen Impfschutz. Die Zahl der Beatmungsgeräte reiche noch aus, eine Reserve bildeten die Geräte, die normalerweise im Operationssaal genutzt werden. Sie seien aber nicht ausgelegt für eine lange Beatmung, sagte Last. Wie er sagte, lagen auch schon geimpfte Patienten auf der Intensivstation. Ausschließlich solche, die aufgrund einer anderen Erkrankung oder einer Medikamentierung immunsupprimiert waren oder deren Impfung länger als sechs Monaten zurücklag. Beamtet werden musste noch kein geimpfter Corona-Patient.

Last sagte, er blicke etwas neidisch nach Frankreich und Italien, weil es dort bereits eine Impfpflicht für das Personal in den Krankenhäusern gebe. "Die Menschen, die im Krankenhaus arbeiten, müssten eigentlich wissen, wie gefährlich das Virus ist", sagte er. Er betonte, dass die Zahl der Intensivbetten am Klinikum Erding nicht reduziert worden sei. Im Gegenteil, sie wurde aufgestockt von ursprünglich acht auf jetzt zwölf, dazu komme die Reserve. Aber man spricht im Klinikum bereits darüber, was zu tun sei, wenn alles noch schlimmer werde. Eine Triage sei noch nie nötig gewesen, sagte Last. Es gibt aber bereits eine Ethikkommission, wie Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) betonte. Die würde zusammentreten, wenn sich die Frage stellen würde, welchen Patient man behandle, falls auch die Reservekapazitäten ausgeschöpft seien. Auch in Erding werden alle verschiebbaren Operationen verschoben. Das führte laut Last dazu, dass einem Patient, der eine Leistenoperation benötige, viermal habe abgesagt werden müssen. Von Montag auf Dienstag hat das Landratsamt 35 neue Corona-Fälle registriert, die Sieben-Tage-Inzidenz lag bei 578,9 und damit weit unter dem Wert von Montag (748,8). Nach zwei Todesfällen ist die Zahl der Gestorbenen auf 133 gestiegen. An diesem Mittwoch treten bayernweit neue Kontaktbeschränkungen in Kraft; Bars dürfen gar nicht mehr aufmachen, allgemeine Sperrstunde ist von 22 bis 5 Uhr.

Unterdessen gehen die Planungen für den Ausbau des Klinikums weiter. Dies sei ein Kriterium dafür gewesen, sagte Berthold, dass er sich auf die freigewordene Stele als Chefarzt beworben habe. Zuvor war er Leitender Oberarzt an den Lahn-Dill-Kliniken in Wetzlar in Hessen, einem Haus mit tausend Betten, das auch ein zertifiziertes onkologisches Zentrum ist. Ein wesentlicher Schwerpunkt seiner Arbeit werde in Erding die diagnostische und therapeutische Endoskopie und Endosonographie sein. In Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen werde versucht, Eingriffe so gering wie möglich zu halten. Berthold sagte, er schätzte die kurzen Wege in Erding, in der Tumorkonferenz werde jeder Patient besprochen. Wenn das Haus auch über eine Strahlentherapie verfüge - im nächsten Jahr soll Baubeginn sein -, könne man die Patienten von der Diagnose bis zur Therapie komplett behandeln.

© SZ vom 24.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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