Erding:Weihnachtseinkauf mit Wartezeit

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Kunden warten vor dem Gewandhaus Gruber am Kleinen Platz in Erding auf Einlass. Beim Einkauf in Geschäften des nicht täglichen Bedarfs muss man Zeit mitbringen. Grund sind die 2G-Kontrollen. (Foto: Stephan Gruber)

Shoppen ist in Bekleidungshäusern und Geschenkeläden dieses Jahr nur mit 2G möglich. Ein Umfrage unter Händlern im Landkreis ergibt: Es ist mitunter mühsam, aber Not macht auch erfinderisch.

Von Irem Özkalgay, Erding

Die neue 2G-Regelung im Einzelhandel sorgt bei vielen Ladeninhabern in der Weihnachtszeit für Verlustgeschäfte und Anspannung. Während Lebensmittelläden, Drogerien oder auch Schuhgeschäfte in Deutschland als Geschäfte des täglichen Bedarfs gelten und von Geimpften sowie Ungeimpften gleichermaßen besucht werden dürfen, wird in vielen Bereichen des Einzelhandels seit dem 8. Dezember eine neue Regel durchgesetzt: Einkaufen dürfen nur noch nachweislich geimpfte oder genesene Personen. Die Läden im Landkreis Erding versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.

Joachim Brunner betreibt mit seiner Frau seit 20 Jahren den Geschenke- und Wohnaccessoires-Laden Gewusst Wo in Erding. Inzwischen habe sich eine große Stammkundschaft angesammelt, die viel Wert auf eine persönliche Beratung und lokalen Einkauf lege. Seit letzter Woche muss auch Brunner die 2-G-Regel in seinem Geschäft durchsetzen. "Die Nachweise kontrollieren ich oder meine Frau am Eingang", sagte der Inhaber. Dabei seien die Kunden nach seinem Ermessen meistens einsichtig und verständnisvoll, Probleme mit Ungeimpften habe es noch nicht gegeben. Trotzdem merken beide einen deutlichen Kundenverlust in den letzten Tagen: "Die Einnahmen sind schon zurückgegangen in der letzten Woche. Die Kunden zögern einfach ins Geschäft zu kommen."

Auch Besitzer des Elektromarkts der Heuschneider in Dorfen und Vorsitzender des Gewerbevereins und Förderkreises Dorfen Stefan Tremmel muss seit letztem Mittwoch am Eingang Impfnachweise und Ausweise überprüfen. "Es war sehr schwierig für uns das umzusetzen, weil wir ein Mischbetrieb sind", sagte er. Da er neben dem Elektrohandel auch eine Servicetheke sowie einen GLS Paketshop anbiete und diese Bereiche auch für Ungeimpfte zugänglich seien, hätte er einen separaten Korridor absperren müssen. "Das wäre aber zu umständlich gewesen, dann doch lieber 2G im ganzen Laden", so Tremmel. Außerdem hat er am Eingang eine Ampel angebracht. Die leuchtet Rot sollten zu viele Menschen im Laden sein. Bis jetzt würden noch relativ viele Kunden kommen und ihre Weihnachtseinkäufe erledigen, seiner Meinung nach auch, um den lokalen Handel zu unterstützen: "In Dorfen haben wir das Motto 'Da leb ich und da kauf ich!'."

Als sehr aufwendig betrachtet auch der Juniorchef des Gewandhauses Gruber, Leopold Gruber, die neuen 2-G-Maßnahmen im Einzelhandel: "Wir mussten Personal von anderen Abteilungen abziehen, weil wir sie für die Kontrollen am Eingang brauchten". Trotz aller Bemühungen sei das Weihnachtsgeschäft aber nicht vergleichbar mit den letzten Jahren und im Laden sei deutlich weniger los. "Viele Kunden verstehen die Regeln auch nicht und fühlen sich verunsichert", vermutete Gruber. Selten aber trotzdem ab und zu habe er mit Ungeimpften zu kämpfen, die auf einen Einlass beständen. "Uns tut es leid Kundschaft wegschicken zu müssen, aber so sind die Regeln nun mal", sagte er.

Mit solchen Situationen habe auch Wolfgang Kraus vom Modehaus Kraus am Eck gerechnet: "Ich bin wie immer vom Schlimmsten ausgegangen, aber bin erneut eines Besseren belehrt worden", sagte Kraus. Dank seiner loyalen Kunden habe er bis jetzt noch keine negativen Auswirkungen der 2-G-Regel zu spüren bekommen, aber wisse von Kollegen, dass es auch ganz anders aussehen könne. "Es ist alles sehr unerfreulich natürlich, aber der große Einbruch ist noch nicht feststellbar". Das kann ebenfalls Sepp Weida, Inhaber von Ski Sport Weida in Erding, bestätigen: "Das Geschäft läuft momentan trotz 2G wirklich sehr gut, ich kann mich nicht beschweren." Meistens würden die Kunden bereits mit dem Handy in der Hand vor der Tür stehen und den Nachweis automatisch von sich aus zeigen. Der absolute Verkaufsschlager bei Weida: Langlauf- und Turnausrüstungen. "So können die Leute die Natur genießen und gleichzeitig der Testpflicht ausweichen", sagte Weida. Im neuen Concept Store Kaufmann Kraus im ersten Geschoss des Kraus am Eck wären hingegen Pullover zu dieser Jahreszeit sehr beliebt: "Der Moosbüffel Erding und der grantige Pumuckl Hoodie sind die absoluten Renner", sagte Wolfgang Kraus. Die Kombination aus der Treue zum Bewährten und der Reiz des Neuen sei das, was Kunden zum Kaufen motivieren könne. Auch Stefan Tremmel möchte versuchen, durch kleine Veränderungen den Leuten Spaß beim Einkaufen zu bereiten, wie er sagte: "Wir hatten beispielsweise einen Nikolaus der Geschenke verteilt hat, so was bringt die Leute mal auf andere Gedanken." Den Überblick bei den Regelungen für den Handel zu bewahren sei für ihn schwierig - trotzdem weiß er: "Es ist nun mal, wie es ist. Also einfach positiv bleiben und weitermachen."

© SZ vom 18.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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