Erding:Wehmütiger Schlussakkord

Lesezeit: 2 min

"Mercy, mercy, mercy" - Werner Riedel (links) verabschiedete sich bei seinem treuen Publikum mit einem passenden Stück von Joe Zawinul. (Foto: Peter Bauersachs)

Das Erdinger Jazz Project von Werner Riedel gibt sein letztes Konzert in der Schiaßn

Von Antonia Steiger, Erding

Mit großem Bedauern haben sich am Freitagabend die Erdinger Jazzfreunde vom Münchner Musiker Werner Riedel verabschiedet, der sein vorerst letztes Konzert mit dem Erdinger Jazz Project in der Schiaßn gegeben hat. Schiaßn-Pächter Michael Stangier wird das Lokal bald schießen. Die Fischers Stiftungs-Verwaltungsgesellschaft hat eigenen Angaben zufolge aber bereits neue Interessenten für dieses Traditionslokal an der Hand. Einige Veranstaltungen wird Stangier jedoch noch ausrichten, darunter private Feiern, aber auch eine Rocknacht.

Die gut fünfzig Besucher des Konzerts des Erdinger Jazz Projects war dies alles zunächst einmal egal. Sie genossen in vollen Zügen den Auftritt, zu dem Posaunist Riedel den Bassisten Martin Thalhammer, Reinhold Kampferseck am Schlagzeug, Andreas Wimmer am Keyboard und Christoph Hörmann am Tenorsaxofon engagiert hatte. Fast alle von ihnen haben mit Riedel schon bei der Latin Funk Factory oder bei Alabaster gespielt. Funky, schwungvoll, rhythmisch und temperamentvoll riss das Erdinger Jazz Project auch in dieser Besetzung das Publikum mit, das am Ende zum Abschied und zur Belohnung "Mercy, mercy, mercy" von Joe Zawinul zu hören bekam - ein Stück, das Riedel stets nur für ein ganz besonderes Publikum spielt, wie er betonte.

Riedel und seine Musiker traten ohne Gage auf. Und damit sie wenigstens nicht auch noch das Benzin selber zahlen müssen, ging Riedel in der Pause selbst durch die Reihen und sammelte. Schon bei dieser Gelegenheit verwickelten die Besucher den Initiator der Erdinger Jazzkonzerte ins Gespräch: Wo und wann wird es weitergehen? Riedel weiß es nicht. Am liebsten würde er auch künftig in der Schiaßn auftreten, einem Lokal mit einem einmaligen Ambiente, wie er findet: "Die Akustik ist gut, und wir haben Platz auf der Bühne." In Erding kann er mit einem Stammpubli-kum rechnen, und wer neu dazu kam, kam auch ein zweites oder drittes Mal. Es gab einige sehr gut besuchte Konzerte im vergangenen Jahr.

Riedel sucht bereits nach Möglichkeiten für künftige Auftritte im Münchner Umland. In München selbst sei ihm die Konkurrenz zu groß. Es muss für ihn nicht unbedingt Erding sein, für die Erdinger hingegen schon. Wie schön das letzte Konzert gewesen sei, versicherten sie ihm und wollten sich ohne Händeschütteln nicht von ihm verabschieden.

In der Schiaßn wird es aller Voraussicht jedoch erst einmal keinen Jazz mehr geben, dafür aber Rockmusik. "Erding rockt" heißt es am 29. Januar, der Kirchascher Sportverein wird noch eine rauschende Partynacht feiern, dazu kommen drei private Geburtstagspartys. Alles andere ist vorläufig unklar.

© SZ vom 18.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: