Erding:Vor der Vollendung

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Am Dienstag kommt "Jetzt" in Erding an. Der Bogen aus poliertem Edelstahl wird in der Haager Straße aufgerichtet

Von Antonia Steiger, Erding

In der Nacht von Montag auf Dienstag macht sich ein Schwertransport auf den Weg von Furth im Wald nach Erding. Er hat eine wertvolle Fracht an Bord: das Werk "Jetzt" des Kinetic-Art-Künstlers Robert Kessler, ein 16 Meter langer, auf Hochglanz polierter Bogen aus Edelstahl, der von nun an die Haager Straße umspannen wird. Es ist das Ergebnis eines Wettbewerbs für Stadtteilkunst, den Kessler vor vier Jahren mit seinem beziehungsreichen Konzept für sich entschieden hat. Der Bogen wird an der Grenze zur Altstadt stehen, dort verlief früher die Stadtmauer. Wer neu nach Erding zuzog, der musste sein Haus außerhalb der schützenden Stadtmauer bauen. Künftig markiert ein Bogen, der innen mit rot pulsierenden LED-Leuchten ausgestattet ist, diesen Übergang von Neu zu Alt, von Vergangenheit zu Zukunft. "Jetzt" wird die Passanten auf die Bedeutung des Augenblicks hinweisen.

"Schaut gut aus", das ist die vorläufig noch recht exklusive Meinung des Stahlbauers Anton Mühlbauer, in dessen Werkstatt in Furth im Wald die Idee Kesslers vom Konzept zum Kunstwerk wurde. Gesehen haben den Bogen noch nicht viele. Im Laufe des Dienstagvormittags aber können sich alle Erdinger einen Eindruck verschaffen. Von Dienstagmorgen an ist die Durchfahrt der Haager Straße gesperrt, bis der Bogen steht. Er wird an den Untergrund angeschraubt, einen Untergrund, den die Stadt Erding erst aufwendig auf diese Aufgabe vorbereiten musste. Denn die besondere Statik des Bogens verlangt, dass mit ganz besonderer Sorgsamkeit vorgegangen wird, damit der Bogen Wind und Wetter aushält. "Von der horizontalen Lage aufrichten und dann in der Luft drehen", so läuft das am Dienstag, sagt Mühlbauer. Es sei eine anspruchsvolle Arbeit, die Fingerspitzengefühl erfordere. Dieses Kunstwerk sei schon "eine ganz besondere Sache", findet Mühlbauer, aber mit solchen Dingen kennt er sich aus. Denn das Further Unternehmen hat nicht nur bereits ein paar kleinere Brücken in Erding gebaut, wie der Chef sagt. Auch die spektakuläre Glasfassade des Gewandhauses Gruber in der Erdinger Innenstadt kommt aus der Werkstatt in Furth am Wald.

Der in Nürnberg geborene Robert Kessler, der sich in seiner Arbeit oftmals die Prinzipien der Kinetik zu Nutze macht, sieht der Installierung seines Werkes mit großer Vorfreude entgegen. Er sei "höchstoptimistisch", seine Arbeit sei "gelungen", findet er. Der auf Hochglanz polierte Edelstahlbogen ist ihm zufolge "eine Schönheit". Von denjenigen, die den Bogen liegend in der Further Werkstatt gesehen haben, habe er viel Lob bekommen, sagt Kessler. "Entscheiden werden das dann aber die Erdinger." Ihnen erklärt Kessler in wenigen Worten auf einer Tafel in der Nähe des Kunstwerks, was er sich bei "Jetzt" gedacht hat. So hat zum Beispiel der Fuß des Bogens, der an der Einmündung der Bachinger Straße steht, die Form einer Pflugschar, in der vermutlich der eine oder andere Bürger ein Element des Erdinger Stadtwappens wiedererkennt; die anderen können das nachlesen. Um die Kostbarkeit des Augenblicks noch augenfälliger zu machen, sollen rote LED-Lämpchen im Inneren des sechs Meter hohen Bogens immer dann aufleuchten, wenn jemand unter dem Bogen durchmarschiert. Dass sie Rot blinken, hatte im von der CSU dominierten Erdinger Stadtrat immer wieder für Heiterkeit gesorgt. Schwarz blinkende Lämpchen in der Nacht, das hat jedoch nie jemand gefordert. Die Elektroarbeiten werden noch einige Wochen in Anspruch nehmen, ebenso wird auf dem Platz auch noch Pflaster verlegt. Im September, so hat es OB Max Gotz (CSU) angekündigt, werde es dann eine Einweihungsfeier geben. Erst wolle er aber sehen, dass das auch funktioniert.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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