Museum Erding:Von der "Filzlaus" bis zur Hightech-Uniform

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Ergänzungsausstellung zur Geschichte der Bundeswehrbekleidung

Von David Kirchner, Erding

Im Rahmen der Sonderausstellung "80 Jahre Fliegerhorst Erding" ist am Mittwochabend die zweiwöchige Ergänzungsausstellung zur Geschichte der Bundeswehrbekleidung im Museum Erding eröffnet worden. Sie läuft unter dem Titel "Bekleidung der Bundeswehr im Wandel der Zeit - von der 'Filzlaus' zur Hightech-Uniform" und thematisiert die "Textilhistorie" der Bundeswehr in den vergangenen 60 Jahren.

Hierfür stellt das Wehrwissenschaftliche Institut für Werk- und Betriebsstoffe aus Erding verschiedene historische, aber auch zeitgenössische Uniformen und Ausrüstungen aus, zwei Monitore bieten Einblicke in die Arbeit des Instituts. Bestand diese früher noch vornehmlich in der Routineprüfung verschiedener Materialien, steht heute nördlich des Fliegerhorsts Erding eine hochmoderne, wissenschaftliche Forschungseinrichtung, die sich mit der Entwicklung und Verbesserung verschiedener Materialien und Betriebsstoffe befasst. So zitierte Museumsleiter Harald Krause in seiner Begrüßung den früheren Erdinger Fliegerhorst-Oberst Klaus Zäpfel, der das Institut als das "Silicon Valley Erdings" bezeichnet hatte.

"Insgesamt hat sich die Kleidung der Bundeswehr auf ganz vielen Ebenen massiv verbessert. Die heutigen Uniformen sind ein Quantensprung im Vergleich zu denen vor einigen Jahrzehnten", berichtet auch der Geschäftsfeldmanager des Geschäftsbereichs Technologie und Entwicklung Bekleidungssysteme Heinrich Gedon bei einer Führung durch die Ausstellungsräume. War die umgangssprachlich genannte "Filzlaus" der 50er- und 60er Jahre noch aus Wolle und dementsprechend kratzig und wasseraufsaugend, sind die heutigen Textilien das Ergebnis jahrelanger intensiver Forschung. "Die Uniformen müssen gleichzeitig leicht, aber sicher, flexibel und stabil sein. Zudem müssen sie gegen extreme Wetterbedingungen, Insekten und Feuer schützen. Das sind enorme Herausforderungen für uns Entwickler", berichtet auch Alexander Dietel, Textilchemiker am Institut.

Überhaupt spiegelte sich in den Uniformen das veränderte Verständnis der Bundeswehr im Laufe der Zeit wider, sagt Dietel. So sei die Bundeswehr viele Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkriegs eine reine Verteidigungsarmee gewesen, dementsprechend habe es eine standardisierte Einheitsuniform für den Einsatz in Mitteleuropa gegeben. "Heute haben wir ganz individuelle, den verschiedenen klimatischen und geografischen Anforderungen, denen Soldaten bei Auslandseinsätzen ausgesetzt sind, angepasste Bekleidung", berichtet Dietel.

Inzwischen arbeiten die Wissenschaftler des Instituts bereits an der nächsten Ausrüstungsgeneration, den "smarten Textilien". Diese sollen durch chemische und physikalische Bearbeitung der Stoffe ganz neue Eigenschaften und Funktionen erhalten, erklärt Gedon. So könnten in Zukunft spezielle Stoffe möglicherweise Wärme erzeugen oder ihre Farbe und Struktur an die Umgebung anpassen. Auch die Integration von Elektronik in die Textilien ist ein wichtiger Teil der Forschung. So sind laut Gedon Spezialtextilien, die Daten speichern oder als Touchscreen verwendet werden können, keine bloße Science-Fiction mehr.

"Natürlich wird es noch einige Zeit dauern, aber grundsätzlich sind Uniformen, die die Gesundheitsdaten des Soldaten messen und in Echtzeit an die Einsatzleitung weiterleiten, im Bereich des Möglichen", erklärt Gedon.

Allerdings steckt auch in der modernsten Hightech-Uniform zum Teil noch ein Stück Filzlaus. Beispielsweise sind die Unterhemden für Einsätze in kalten Gebieten nach wie vor aus Wolle, deren wärmende Eigenschaft weiterhin unübertroffen ist. Ansonsten hat die heute in der Bundeswehr verarbeitete Wolle mit ihrem Vorgänger aus den 60er- Jahren jedoch wenig gemein. "Die heutigen Wollunterhemden sind natürlich speziell bearbeitet, da kratzt gar nichts und die können sie ohne weiteres ganz normal bei 60 Grad in der Maschine waschen, die ist robust genug", berichtet Heinrich Gedon mit einem Augenzwinkern.

Die Ergänzungsausstellung ist von Dienstag bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet und läuft noch bis zum 16. Juli.

© SZ vom 03.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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