Erding:Vielfalt von Faltern und Libellen schwindet

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Das bayerische Landesamt für Umwelt hat sich zwei Jahre lang mit dem Bestand von ausgewählten Tierarten im Landkreis befasst. Der Kurzschwänzige Bläuling galt schon mal als ausgestorben, jetzt wurde er gesehen. (Foto: Siegfried Braun/oh)

Bayerisches Landesamt für Umwelt hat zwei Jahre lang den Bestand von ausgewählten Tierarten im Landkreis erfasst

Von Thomas Daller, Erding

Tierpopulationen unterliegen dem Wandel. Mal nehmen die Saatkrähen vehement zu, wie im Erdinger Stadtpark, mal kommt es zu einer Invasion der Buchsbaumzünsler, die Gärten und Friedhöfe befallen. Ornithologen fällt vielleicht auf, dass sich die Storchpopulation im Landkreis gut entwickelt und es seit wenigen Jahren wieder eine sichtliche Zunahme bei den Falken gibt. Auch der Klimawandel spielt eine Rolle: aus dem Mittelmeerraum wandern Wespenspinnen ein, gelegentlich sieht man Taubenschwänzchen. Die Artenvielfalt der Tagfalter hingegen schwindet, dasselbe gilt für viele Libellenarten.

Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat sich zwei Jahre lang mit der Verbreitung und dem Bestand von ausgewählten Tierarten im Landkreis Erding befasst, nun liegen die Ergebnisse dieser Naturschutzfachkartierung vor. Mehr als 7800 Nachweise von Arten, verteilt auf mehr als 700 Lebensräume, hat die Kartierung ergeben. Darunter gibt es Insektenarten, die bisher im Landkreis nicht bekannt waren, wie der Kurzschwänzige Bläuling, und neue Fundorte seltener Kleinlibellen-Arten. Die Bestände anderer Insektenarten, insbesondere von Tagfaltern und der Wechselkröte, haben dagegen teils deutlich abgenommen.

Die Experten untersuchten im Landkreis die Vorkommen von Vögeln, Reptilien, Amphibien, Schmetterlingen, Libellen und Heuschrecken sowie Pflanzenarten. Die botanischen Untersuchungen konzentrierten sich auf wenige, besonders wertvolle Bereiche wie das Eittinger Moos sowie die Naturschutzgebiete Viehlassmoos und Freisinger Buckl. Die zoologischen Geländearbeiten umfassten hingegen ausgesuchte Flächen im gesamten Landkreis Erding.

Neuentdeckungen im Landkreis sind der Kurzschwänzige Bläuling und die Gabel-Azurjungfer, die vermutlich im Zusammenhang mit der klimatischen Erwärmung in Bayern in Ausbreitung begriffen sind. Weil Kurzschwänzige Bläulinge wärmeliebend sind, kommen sie vor allem in warmen, besonnten Gebieten vor. Sie bewohnen gebüschreiche Wiesen und Lichtungen mit Blütenbewuchs. Besonders erfreulich sind neue Fundorte und eine positive Bestandsentwicklung bei zwei seltenen Arten von Kleinlibellen, die kleine Bäche und Gräben besiedeln: der Vogel- und der Helm-Azurjungfer. Die Experten führen das auf gezielte Schutzmaßnahmen wie die Renaturierung und Neuanlage von geeigneten Lebensräumen zurück.

Schecken- und Feuerfalter, Wechselkröte und Kleiner Wasserfrosch wurden jeweils nur mehr an wenigen Standorten nachgewiesen. Einige Libellenarten, wie zum Beispiel die Südliche Binsenjungfer, konnten in den untersuchten Gebieten nicht mehr aufgefunden werden.

Die Ursachen für die unterschiedliche Entwicklung von Artenvorkommen sind nach Angaben des Landesamtes vielfältig und reichen von Lebensraumveränderungen über die sogenannte "Verinselung von Biotopen" bis hin zum Klimawandel. Insbesondere gefährdete Arten werden von der Ausweitung des Biotopverbunds profitieren, den das neue Bayerische Naturschutzgesetz für die nächsten Jahre vorgibt.

Weitere Informationen:

Die Ergebnisse sind wichtige Grundlagendaten für bedrohte Arten und ihre Lebensräume und werden in der landesweiten Datenbank der Artenschutzkartierung zentral gespeichert. Wiederholungskartierungen dienen dazu, die Daten aktuell zu halten und Trends aufzuzeigen. Sie stehen Behörden, Kommunen, Verbänden, Planungsbüros und Wissenschaftlern zur Verfügung und liefern bei der Erarbeitung von Landschafts- und Grünordnungsplänen, bei Eingriffen in die Landschaft, bei der Planung von Schutzprojekten und für die Landschaftspflege wichtige Informationen. Das LfU koordiniert die Arbeiten bayernweit und stellt die Ergebnisse auf Anfrage zur Verfügung.

© SZ vom 21.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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