Erding:Versuchsweise asphaltieren

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Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer machte die A 94 bei ihrer Eröffnung vor zehn Monaten noch richtig Spaß - seitdem macht sie Ärger. (Foto: Renate Schmidt)

Der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (CSU) regt an, die "neu erstellte Teilstrecke der Autobahn A 94 als eine Strecke für Forschungsprojekte der Bundesanstalt für Straßenwesen auszuweisen"

Von Florian Tempel, Erding

Der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (CSU) hat seinem Namensvetter, Partei- und Duzfreund, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), einen Brief geschrieben. Er unterbreitet ihm in dem auf den 15. Juli datierten Schreiben die Idee, die "neu erstellte Teilstrecke der A 94 als eine Strecke für Forschungsprojekte der Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) auszuweisen". Lenz verweist in seinem Schreiben darauf, dass "neben wahrgenommenen Defiziten beim aktiven Lärmschutz" vor allem der Fahrbahnbelag auf der Isentalautobahn "besonders in der Kritik" stehe. Wenn die Bundesanstalt für Straßenwesen auf dem Neubauabschnitt zu Forschungszwecken "lärmmindernden Asphalt" ausbringen würde, wäre das "ein klares Zeichen an die Anwohnerinnen und Anwohner, dass Maßnahmen ergriffen werden, um die Situation zu verbessern".

Die 1951 gegründete Bundesanstalt ist eine Forschungseinrichtung im Ressort des Bundesverkehrsministeriums. Die Bast hat ihren Sitz in Bergisch Gladbach, wo etwa 400 Mitarbeiter in Fachabteilungen mit insgesamt 27 Fachreferaten daran arbeiten, wie sich "Sicherheit, Umweltverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit und Leistungsfähigkeit der Straßen" verbessern ließen, wie es im Internetauftritt der Bast heißt. Jedes Jahr sei man mit "rund 250 eigenen Forschungsprojekten sowie der Betreuung von über 300 Forschungsprojekten, die von externen Wissenschaftlern durchgeführt werden" beschäftigt. Eine Bast-Sprecherin bestätigte, "dass lärmmindernde Fahrbahnbeläge unser Thema sind" und Versuchsstrecken auf Autobahnen durchaus üblich seien. Mit einer Einschränkung aber: "Normalerweise kommt das zu tragen, wenn neu gebaut wird. Aber das kann natürlich auch im Sanierungsfall passieren." Wenn das Bundesverkehrsministerium die Bast dazu auffordern würde, würde man auf alle Fälle dem folgen.

Dass die Isentalautobahn ein Sanierungsfall wäre, weist Josef Seebacher, der Sprecher der Autobahndirektion Südbayern allerdings zurück. Die vom bayerischen Landtag im Frühjahr in Auftrag gegebenen akustischen Messungen des Fahrbahnbelags seien mittlerweile ausgewertet. Der Untersuchungsbericht sei bereits ans Verkehrsministerium verschickt worden. Dieses werde ihn wiederum dem Landtag vorlegen. Weil die Auftraggeber jedoch noch nicht informiert seien, könne er keine Details nennen. Nur so viel, verrät Seebacher: "Es ist keine Überraschung dabei."

Lärmgeplagte A 94-Anwohner sollte das nicht missverstehen. Die Formulierung bedeutet, dass die Grenzwerte und Standards nach denen der Fahrbahnbelag auf der A 94 eingebaut wurde, offenbar eingehalten und nicht zu beanstanden seien. Seebacher verweist zudem darauf, "dass wir ja schon einen lärmmindernden Asphalt auf den neuen Abschnitten eingebaut haben", der immerhin drei Dezibel Lärmreduzierung bringe. Der sogenannte echte "Flüsterasphalt" sei nicht verwendet worden, auch weil er viel weniger lang halte. Man könne diesen auch nicht einfach neu aufbringen, weil für echten Flüsterasphalt die Straßenentwässerung ganz anders gebaut werden müsse, was aufwendig und teuer sei. Die Autobahndirektion sei gleichwohl bereit, alles möglich zu tun, wenn es staatliche Auftraggeber wollten, "es ist nur eine Frage des Geldes".

Seebacher erklärte weiter, dass die Bundesanstalt für Straßenwesen auf dem A 94-Abschnitt zwischen Pastetten und Forstinning bereits eine Versuchsstrecke habe. Auf dem sechs Kilometer langen Teilstück seien Fahrbahnbeläge in "verschiedenen Betontechnologien" eingebaut worden, die von der Bast über einen längeren Zeitraum wissenschaftlich untersucht worden seien.

Zu den noch ausstehenden Messungen des tatsächlichen Verkehrslärms entlang der Isentalautobahn sagte Seebacher, dass diese nunmehr für September und Oktober terminiert seien. Man müsse zwei Monate lang messen, da nur angesichts wechselnder Witterungsbedingungen nur relativ wenige Tage verwertbare Messergebnisse brächten, was sich auch schon bei den Messungen der Gemeinde Lengdorf gezeigt habe. Gemessen werde an fünf oder sechs Standorten, die "exemplarisch verschiedene Situationen" zeigten. Die Auswertung werde bis Anfang 2021 dauern. Ob das Tempolimit auf maximal 120 Stundenkilometer auf der A 94 so lange verlängert werden, wisse er nicht zu sagen.

© SZ vom 29.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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