Erding:Vergessener Komponist

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Pfarrcaecilienverein widmet sich der Musik von Max Reger

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Max Reger zählt zu den bedeutenden Komponisten an der Wende zwischen Spätromantik und Moderne. Lange war jedoch sein umfangreiches und von Zeitgenossen kontrovers aufgenommene Œuvre in Vergessenheit geraten. 2016 jährt sich nun Regers Tod zum 100. Mal. Aus diesem Anlass veranstaltet der Pfarrcaecilienverein Erding am kommenden Samstag, von 20 Uhr an, bei freiem Eintritt ein Konzert in der Erdinger Stadtpfarrkirche. Der große Chor unter Leitung von Organist Georg Rothenaicher und die Münchner Sopranistin Juliane Gredmaier geben Einblicke in die faszinierende Musik des Oberpfälzers.

Einen zentralen Platz im Schaffen Regers nimmt die Orgelmusik ein. Neben den bekannten sieben monumentalen Choralfantasien wählte er häufig barocke Gattungen wie Präludium, Passacaglia oder Fuge und entwickelte diese für das frühe 20. Jahrhundert weiter. Großes Vorbild war dabei stets Johann Sebastian Bach. Am Samstag sind die lockere "Toccata und Fuge a-Moll" aus op. 80 sowie die komplexe und mysteriöse "Fantasie und Fuge über B-A-C-H op. 46" zu hören. Ausgeklügelte harmonische und polyfone Strukturen, ausgeprägte und teils extreme Chromatik sowie starke dynamische Gegensätze - vom kaum hörbaren vierfachen Pianissimo bis hin zum vollen Klang mit sämtlichen Registern - ziehen sich wie ein roter Faden durch das knapp zwanzigminütige Werk. Für Rothenaicher ist das auch Ausdruck der Persönlichkeit Regers: "Menschlich aufwühlend und zugleich sehr innerlich." Manchmal weiß der Zuhörer nicht, wohin sich ein Stück entwickelt; in dieser geheimnisvollen Spannung liegt der Reiz von Regers Kompositionen.

Im Mittelpunkt des Konzerts stehen sieben Lieder für Sopransolo und Orgel. Alle Texte haben einen Bezug zur Passionszeit. Zwischen den einzelnen Liedern sind fünf Sätze aus den "Geistlichen Gesängen op. 138" für Chor a cappella zu hören. Diese vier- bis achtstimmigen Spätwerke von 1914 sind laut Rothenaicher das "Beste und Anspruchsvollste", was Reger für Chor geschrieben hat. Sie verlangen den Sängern nicht nur eine klare Intonation ab, sondern geben ihnen auch die Möglichkeit, die ausdrucksstarke Verbindung zwischen Text und Musik mit Leben zu erfüllen. Opus 138 steht nicht zuletzt in Verbindung mit Regers Todestag. Einer Anekdote zufolge, die Rothenaicher erzählt, soll der zutiefst gläubige Komponist noch auf dem Sterbebett in Leipzig die Noten von "Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit" gelesen haben. Ein Gesang, der die Zuversicht an ein Leben nach dem Tod ausdrückt.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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