Erding:Ungeliebtes Ehrenamt

Lesezeit: 3 min

Die Sicherung des Schulwegs durch sogenannte Losten findet an immer weniger Stellen statt. Ursache: es fehlen Eltern, die sich zur Verfügung stellen. (Foto: Polizei)

Während sich genügend Jugendliche für den Einsatz als Busbegleiter finden, muss an einigen Stellen im Landkreis der Schulweghelferdienst eingestellt werden. Immer weniger Eltern nehmen sich dafür Zeit

Von Wolfgang Rescher, Erding

Wenn das Gedränge in den Schulbussen wieder einmal groß ist, sind die Zustände für alle Beteiligten nicht einfach. Um für Ruhe und Ordnung während der Busfahrt zu sorgen, werden vermehrt sogenannte Schulbusbegleiter eingesetzt. Sie sollen zusätzlich zu den bekannten Schülerlotsen die Sicherheit der Schüler auf dem Weg zur Schule erhöhen. Doch während es keine Probleme gibt, genügend Busbegleiter zu finden, mangelt es an Helfern für die Sicherung des Schulwegs.

Schulbusbegleiter sind in der Regel Schüler ab einem Alter von 13 Jahren. Sie werden von der Polizei, Kreisverkehrswacht und Sozialpädagogen ausgebildet. In Dorfen und Taufkirchen werden rund 40 solcher Busaufsichten eingesetzt. "Das Projekt hat sich sehr bewährt", sagt Wolfgang Lanzinger vom Gymnasium Dorfen. Er ist zuständig für die sogenannte OWacht. "Wir erhalten auch immer wieder positive Rückmeldungen von Busfahrern und Busunternehmen." Die OWacht wurde 2010 von Eltern ins Leben gerufen, nachdem es in überfüllten Schulbussen zu mehreren Vorfällen gekommen war. Es werde zwar versucht alle Buslinien abzudecken, das sei aber nicht immer möglich, sagt Lanzinger. Es gebe zwar keine Nachwuchsschwierigkeiten, aber man könne nicht steuern, woher die Jugendlichen kommen. Als Belohnung für ihr Engagement wird für die Busbegleiter am Ende des Schuljahres ein Ausflug organisiert.

Nicht ganz so einfach ist es Freiwillige zu finden, die sich ehrenamtlich verpflichten Straßenübergänge und Bushaltestellen zu betreuen. Diese Stellen müssen von Erwachsenen besetzt werden. In Taufkirchen werden dringend Freiwillige gesucht. Claudia Potocnik kümmert sich seit sechs Jahren für den Förderverein der Grundschule Taufkirchen um die Schulweghelfer. "Seit ungefähr zwei Jahren haben wir zunehmend Schwierigkeiten genügend Freiwillige zu finden, die sich für 20 Minuten an die Ampel stellen." Viele Eltern müssten arbeiten. Allerdings gäbe es auch genug Eltern, die Mittags zu Hause wären aber nicht bereit seien sich zu engagieren. "Ich sehe immer wieder Eltern, die ihre Kinder von der Schule abholen. Das zeigt, dass sie eigentlich verfügbar wären", sagt Potocnik.

Besonders enttäuschend sei dies, weil es nur ein so kurzer Zeitraum sei, für den sich die Helfer an die zwei Überwege im Ort stellen müssten. Insgesamt werden 18 bis 20 Ehrenamtliche zwischen 11.15 und 13 Uhr benötigt, um die zwei Ampeln während der Woche abzudecken. Wie wichtig es ist, die jungen Leute auf dem Schulweg zu schützen, zeigen Berichte, nach denen selbst den Schulweghelfern teilweise buchstäblich über die Zehen oder Kellen aus den Händen gefahren werden.

Über massive Pöbeleien von Autofahrern haben sich auch die Schulweghelfer der Grundschule Klettham beschwert. Das könnte ein Grund sein, warum es auch hier schwierig ist Freiwillige zu finden. "Es ist fast unmöglich Eltern zu finden, um die Schulwege abzusichern", sagt Schulleiterin Ingeborg Bruns. Die Schule musste auf Grund mangelnden Personals den Dienst sogar einstellen. Einen weiteren Grund für die Personalprobleme vermutet der Vorsitzende der Kreisverkehrswacht, Manfred Raubold, bei den Eltern. "Viele Eltern sind nicht mehr verfügbar sobald ihre Kinder von der Schule abgehen."

Auch die Grundschule am Grünen Markt konnte wegen fehlenden Nachwuchses die Schulwege nicht mehr sichern. Zum Schluss war man nur noch in der Lage den Zebrastreifen in der Haager Straße zu bemannen. Der Elternbeirat stellte seine Bemühungen mit der Begründung ein, dass man wenn überhaupt alle Überwege besetzen müsste. Schulleiterin Monika Eder versucht der Situation etwas positives abzugewinnen: "Irgendwann müssen die Kinder sowieso lernen mit dem Verkehr zurecht zu kommen."

Glücklich schätzen können sich Orte wie Dorfen. "Wir haben seit Jahren einen festen Stamm von Freiwilligen. Deshalb haben wir keine großen Nachwuchsschwierigkeiten", sagt Theresa Petrik. Sie ist bei der Gemeinde zuständig für die Schulweghelfer. Insgesamt könne man sich auf 14 Ehrenamtliche stützen.

Die Stadt Erding versucht mit Gutscheinen engagierten Ehrenamtlichen ihren Dank auszudrücken. Doch das scheint neben der Sicherheit der Kinder nicht genug Anreiz zu bieten. "Es auch keine leichte Aufgabe", sagt die in diesem Jahr pensionierte Schulleiterin der Grundschule Altenerding, Barbara Schock. Man hätte selbst versucht Rentner dafür zu gewinnen, doch leider ohne Erfolg. "Deshalb sind wir sehr dankbar für die Lösung mit der Mittelschule", sagt Schock. Die setzt zur Sicherung der Kreuzungen in der Umgebung 16 Schüler der siebten bis neunten Klassen ein. "Die Kinder sind begeistert dabei", sagt Schulleiterin Karin Rausch. "Wir haben mehr Anfragen als Plätze, die wir vergeben können." Ein ähnliches Arrangement besteht bei den beiden Schulen am Lodererplatz. Die Mittelschule sichert mit Schülern den Zebrastreifen bei St. Paul. Hier engagieren sich zehn Schüler ab der achten Klasse.

© SZ vom 08.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: