Erding:Umstrittenes Verkehrsprojekt

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In Bockhorn wächst der Unmut über die Nordumfahrung, in Erding wächst der Zorn auf den Nachbarn

Seit sechs Jahren läuft das Planfeststellungsverfahren für die Nordumfahrung Erding, und die kritischen Stimmen reißen nicht ab. Zuletzt war die Nordumfahrung Thema auch in der Stadtratssitzung in Erding. OB Max Gotz (CSU) nahm in scharfen Worten Bezug auf Diskussionen unter anderem in der Gemeinde Bockhorn. In Bockhorn gibt es große Befürchtungen, dass die Nordumfahrung in ihrer jetzigen Planung eine weitaus höhere Verkehrsbelastung unter anderem für Hecken und Mauggen nach sich ziehen würde. Zudem ginge Ackerland verloren. In Bockhorn werden daher die Stimmen immer lauter, die fordern, dass die Nordumfahrung auf einer Trasse durch den Fliegerhorst gebaut werden soll.

Gotz kritisierte Versuche von Nachbargemeinden, in die Planungshoheit der Stadt Erding einzugreifen, wie er sagte. Er bezog sich dabei auf Berichte, denen zufolge man sich in Bockhorn intensiv damit beschäftigt, wie die Nordumfahrung auf Erdinger Gebiet am besten verlaufen sollte - enger um die Stadt, kürzer und ohne dass Bockhorner Landwirte Grund für die Straße hergeben müssten. Es sei "nicht in Ordnung, wenn Gemeinden über das Gebiet anderer Gemeinden urteilen", sagte Gotz nun im Stadtrat. Er nahm zudem Stellung zu Aussagen, dass die Planung überholt sei. "Wenn die Behörden so lange brauchen, sind die Zahlen natürlich nicht mehr tagesaktuell." Gotz zufolge hat die Regierung von Oberbayern eine vertiefte Untersuchung in Auftrag gegeben, deswegen komme es nun erneut zu Verzögerungen. Gotz sagte des Weiteren, dass es dabei bleibe, dass der Landkreis Erding die Straße baue und dass der Freistaat Bayern sie anschließend aber in seine Trägerschaft übernehme. Bekanntlich wird der Landkreis Erding keine Kosten tragen, einen Teil muss die Stadt Erding schultern. Doch hofft man auch auf großzügige Zuschüsse des Freistaats sowie aus Geld aus dem sogenannten Umlandfonds.

Kritik an der Nordumfahrung hatte zuletzt auch der Bund Naturschutz geübt. Dort vertritt man den Standpunkt, die Nordumfahrung sei ein "klarer Flughafenzubringer". Die Planung basiere auf Verkehrsprognosen, die den Betrieb einer dritten Startbahn inkludiert hätten. Weil auch Kurzstreckenflüge stark an Bedeutung verlieren werden, seien die Wachstumsprognosen zum Flughafen überholt und die Nordumfahrung überflüssig. Zudem zerstöre sie ein wichtiges Naherholungsgebiet.

Gotz betonte nun im Stadtrat, die Planrechtfertigung für die Nordumfahrung bleibe die gleiche. Es gebe für die Stadt Erding keine Alternative, wenn sie den Schwerlastverkehr aus der Freisinger Siedlung bekommen wolle. Walter Rauscher (CSU) erinnerte an die hohe Verkehrsbelastung sowohl in der Freisinger Siedlung als auch auf der Anton-Bruckner-Straße: "Wir müssen unbedingt etwas machen." Gotz erwiderte ihm, dass man nun den Planfeststellungsbeschluss abwarten müsse. "Ohne Baurecht passiert gar nichts." Und es werde wohl auch dagegen geklagt werden. "Mehr können wir nicht machen. Aber ohne die Nordumfahrung bekommen wir die Lastwagen nicht hinaus."

© SZ vom 30.06.2021 / ts - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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