Erding:Überraschung aus Berlin

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Im neuen Bundesverkehrswegeplan finden sich vier Ortsumfahrungen entlang der B 388 im vordringlichen Bedarf. Sie haben jetzt eine gute Chance, bis 2030 realisiert zu werden

Von Mathias Weber, Erding

Darauf haben einige Lokalpolitiker in Erding lange gewartet: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat den Entwurf zum neuen Bundesverkehrswegeplan vorgestellt. In ihm sind alle Infrastrukturprojekte aufgelistet, die der Bund in den kommenden 15 Jahren realisieren will. In Erding dürften viele zufrieden sein: Alle vier Ortsumgehungen entlang der B 388, die für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet wurden, haben es in den so genannten vordringlichen Bedarf geschafft; sie dürfen also auf eine Realisierung bis in das Jahr 2030 hoffen. Auch die Bahnstrecke zwischen München und Mühldorf ist in diese Kategorie eingestuft. Zwischen Markt Schwaben und Ampfing soll die Strecke um ein zweites Gleis erweitert und elektrifiziert werden. Und auch ein weiteres, hoch umstrittenes Projekt findet sich im Entwurf: Die B 15 neu. Diese Straße wird allerdings nur im "weiteren Bedarf" eingestuft, eine zügige Realisierung ist daher unwahrscheinlich. Dass es alle vier Ortsumgehungen entlang der B 388 in den vordringlichen Bedarf geschafft haben, darf wohl als größte Überraschung gelten. Einer vergleichsweisen kleinen Ortsumfahrung wie der von Grünbach wurden im Vorfeld kaum Chancen eingeräumt. Die vier Umfahrungen um Moosinning, Erding, Grünbach und Taufkirchen dürfen aber als ein Paket betrachtet werden: Sie alle sind Teile eines Hauptprojektes von Ismaning nach Taufkirchen - offenbar ein Kniff, um auch die kleinen Ortsumfahrungen in den vordringlichen Bedarf aufnehmen zu können. Dementsprechend werden in dem Entwurf auch nicht die Kosten der einzelnen Umgehungen angegeben, sondern nur eine Gesamtsumme von 86 Millionen Euro. Der Nutzen-Kosten-Faktor des gesamten B 388-Ausbaus wird mit 7,2 angegeben, ein hoher Wert. Freilich werden die Ortsumgehungen nicht alle gleichzeitig realisiert werden; die Planungsstände sind sehr unterschiedlich. In Taufkirchen ist die Planfeststellungsbeschluss zum Beispiel bereits ergangen. Nun ist das Projekt noch vor Gericht, wenn aber bald Baurecht besteht, so sagte Verkehrsminister Dobrindt kürzlich, fließe auch Geld.

So weit sind Moosinning, Erding und Grünbach noch nicht, obwohl die jeweiligen Ortsumfahrungen schon seit Jahrzehnten diskutiert werden und zum Teil auch Umweltverträglichkeitsgutachten vorliegen. Sollten die Planungen in den kommenden Jahren gut vorankommen, scheint es nicht unwahrscheinlich, dass auch diese Ortsumgehungen finanziert - und realisiert - werden könnten. Wenig Chancen auf eine baldige Realisierung hat hingegen die B 15 neu. Zwei Varianten wurden für die Straße angemeldet, die einmal Rosenheim mit Regensburg verbinden soll: Die Neubautrasse durch den Landkreis Mühldorf sowie eine Ertüchtigung der bestehenden B 15 durch den Landkreis auf vier Spuren. Wenig überraschend hat es die Straße aber nur in den weiteren Bedarf geschafft, was die strittigen Ausbaupläne widerspiegelt. Allerdings gibt es Planungsrecht: Bis 2030 kann das Projekt weiter geplant und eine Finanzierung gesucht werden.

Als weiteres Straßenprojekt findet sich der Bau der A 94 im Entwurf des Verkehrsplans, als laufendes Projekt. Die Kosten des 33 Kilometer langen Abschnitts von Forstinning nach Marktl werden mit 774,5 Millionen Euro veranschlagt. Auch diese Einstufung ist keine Überraschung.

Das einzige Schienenprojekt, das sich im Entwurf zum Bundesverkehrswegeplan findet, ist die Ausbaustrecke von München nach Mühldorf und Burghausen; von Markt Schwaben bis Ampfing soll ein weiteres Gleis gebaut werden, von Markt Schwaben bis Freilassing soll sie elektrifiziert werden. Dann wird dort eine Geschwindigkeit von 160 Stundenkilometern möglich sein. Zusammen mit anderen Streckenverbesserungen in Ostbayern sind für dieses Projekt 1,14 Milliarden Euro eingeplant. Nicht im Bundesverkehrswegeplan hingegen findet sich der Erdinger Ringschluss, weil es sich um ein Nahverkehrs-, und nicht um ein Bundesprojekt handelt. Trotzdem wird es für den Ringschluss Zuschüsse aus Berlin geben, die Planungen sind weit fortgeschritten.

Nun, da der Entwurf des Bundesverkehrswegeplans vorliegt, will das Ministerium die Öffentlichkeit beteiligen. Jedermann kann eine Stellungnahme zu den Projekten übermitteln. Unter www.bmvi.de sind der Plan und umfassende Informationen dazu einsehbar, dort gibt es auch weitere Hinweise zu den Stellungnahmen.

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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