Hans Zehetmair :"Toleranz ist nichts für Feiglinge"

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Als "älterer Herr mit 80 Jahren, der auch im Ruhestand weiterhin ein politischer Mensch bleibe", charakterisierte sich Hans Zehetmair selbst. (Foto: Stephan Görlich)

Hans Zehetmair mahnt beim Empfang zu seinem 80. Geburtstag zu gegenseitiger Wertschätzung

Von Philipp Schmitt, Erding

Eine illustre Gästeschar von Flughafen-Chef Michael Kerkloh über amtierende und ehemalige Polit-Prominenz bis hin zu Weißbräu-Inhaber Werner Brombach hat am Sonntag beim Empfang des Landkreises dem früheren Lehrer, Landrat und Staatsminister Hans Zehetmair (CSU) zum 80. Geburtstag die Ehre erwiesen. "Es lebe der Landkreis Erding", sagte ein sichtlich gerührter und mit der Fassung ringender Zehetmair am Ende seiner Rede, als er sich bei Ehefrau Ingrid und seinen Weggefährten für die Unterstützung bedankte.

Zuvor hatte der frühere stellvertretende Ministerpräsident, der sich selbst als "älterer Herr mit 80 Jahren" sieht, "der auch im Ruhestand weiterhin ein politischer Mensch bleibe", noch einmal eine beeindruckende Rede gehalten. Zehetmair rief dabei er zu gegenseitiger Wertschätzung über die Parteigrenzen hinweg auf: "Toleranz ist nichts für Feiglinge."

Zehetmair, der am 23. Oktober 1936 geboren wurde, startete 1966 als Erdinger Stadtrat in die Politik und machte im Laufe der Jahre "alle Stationen durch". Ein Jahr vor der Bundestagswahl und zwei Wochen nach der Wahl des künftigen US-Präsidenten Donald Trump mahnte er nun, Politik nicht als "Spielchen" und Demokratie nicht "als Quatschbude" anzusehen. Man müsse demokratisch für Überzeugungen kämpfen und "nicht nur gegen, sondern auch für etwas zu sein". Er erinnert daran, wie er sich etwa gemeinsam mit dem früheren Bürgermeister Gerd Vogt (CSU) als Landrat für die Umsetzung der Geothermie in Erding eingesetzt habe. Als Minister habe er später für die Pinakothek der Moderne in München kämpfen müssen. Zehetmair war einer der am längsten amtierenden Kultusminister in Bayern.

Zehetmair räumte ein, dass er in seiner langen beruflichen Laufbahn auch Fehler gemacht habe, aber eben auch Erfolge erzielen konnte: "Der Erfolg hat immer viele Väter, die Niederlage nur einen" und vor dem "Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt", dozierte der am Sonntag im großen Sitzungssaal des Landratsamtes.

"Anhand der großen Schar der Gratulanten lässt sich ablesen, in welcher Intensität du in den letzten Jahrzehnten die Entwicklung des Landkreises geprägt hast", sagte Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), dessen Mentor Zehetmair war. Zehetmair habe die Weichen für eine prosperierende Flughafenregion gestellt. Zehetmair habe zudem an der Gründung der Kreismusikschule, der Neustrukturierung der Volkshochschule, dem Bau neuer Realschulen und Gymnasien, der FOS/BOS und beim Ausbau der Infrastruktur rund um den Flughafen stets unterstützend mitgewirkt: "Du hast deinen Landkreis maßgeblich geprägt, wir danken dir für deine Lebensleistung", sagte Bayerstorfer, der seinen Vorgänger als "leuchtendes Vorbild" würdigte.

Die bayerische Umwelt- und Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf (CSU), die ebenfalls von Zehetmair politisch gefördert wurde, würdigte dessen "Weitblick und die Übersicht", die stets die Menschen in den Mittelpunkt seines Tuns" gestellt habe. Zehetmair habe als Lokalpolitiker in Erding und später dann als Minister in München stets seine Unabhängigkeit bewahrt. Er sei "ein großer politischer Gestalter", sagte Scharf.

© SZ vom 21.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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