Erding:Tauben-Cop auf Streife

Lesezeit: 2 min

Sie machen Dreck und übertragen Krankheiten - Tauben sind unbeliebte Zeitgenossen. In Erding hat man die gefiederten Störenfriede weitgehend vertrieben - mit einer ganz natürlichen Methode.

Julia Jaroschewski

Eines der Beutetiere lag blutig vor der Tür des Café Aran am Schrannenplatz. "Eine schöne weiße Taube, mit einem roten Loch im Kopf", berichtet eine Angestellte. Zwei Tage später entdeckte sie einen toten Spatz unter der Bank. Auf den ersten Blick war dafür das Falkenpaar verantwortlich, das im Erdinger Stadtturm nistet. Zurzeit hat das Paar Jungvögel und der Nachwuchs braucht Frischfutter.

Tauben haben keine Chance: In Erding halten Falken die Störenfriede in Schach. (Foto: Peter Bauersachs)

Das Falkenpaar im Erdinger Stadtturm ist jedoch ein Turmfalkenpaar. Das jage Tauben zwar, fresse sie aber nicht, sagt Sebastian Hupfer, der Kreisgruppenvorsitzende des Landesbund für Vogelschutz in Erding. Die Turmfalken sind gut dafür, die Menge an Tauben auf dem Platz in Schach zu halten.

Doch die tödlichen Angriffe auf Tauben kommen anderswo her: vermutlich von einem jungen Wanderfalkenpaar in Altenerding. Dieses hat sich erst vor kurzem in den Kirchturm in Altenerding eingenistet und die dort erst im Frühjahr angesiedelte Turmfalkenfamilie vertrieben. "Der Beuteradius der Altenerdinger Wanderfalken geht bis in die Innenstadt von Erding", sagt Vogelkundler Hupfer. Die toten Vögel gingen wohl auf deren Rechnung.

In der Nähe des Erdinger Stadtturms sei in letzter Zeit öfter Schreien und Scharren zu vernehmen, erzählt eine Angestellte des Café Aran. Den Falken selbst aber habe sie noch nie gesehen. Enrico Soravia, der Besitzer des Erdinger Eiscafés Veneto am Kleinen Platz, bemerkt, dass es kaum noch Tauben gibt. Früher haben die auf den Tischen Keksbrösel gepickt und sind sogar ins Café gekommen sind. Jetzt sind sie nicht mehr da. "Die Taubenpopulation ist merklich zurückgegangen", sagt Robert Buckenmaier vom Ordnungsamt der Stadt Erding.

Im Rahmen des Programms "Sauberes Erding" entstand 2007 die Idee, die Tauben, die so Buckenmaier als "Ratten der Lüfte" bezeichnet werden, mit einem Falken zu vertreiben. Denn: Tauben machen Dreck und übertragen Krankheiten. Noch dazu ist ihr scharfer Kot aufgrund der enthaltenden Salpetersäure "eine Gefahr für die historischen Gebäudefassaden", so Renate Poeschel, stellvertretende Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe Erding.

Im Sturzflug auf die Beute

Ein Hobbyfalkner hatte deswegen im Auftrag der Stadt einen Kasten im Stadtturm in der Langen Zeile angebracht. Dort sollten sich Falken ansiedeln und die Tauben vertreiben. Schon kurz danach gab es den ersten Bruterfolg, berichtet Buckenmaier. Seitdem sorge der Falke für Ordnung.

"Die Falkenbeuterei ist ein ganz natürliches Phänomen", betont Renate Poeschel. Tauben bekämen viele Junge im Jahr, so dass eine zu starke Reduzierung des Tauben-Bestandes nicht zu erwarten sei. Wenn ein Falke auf Jagd gehe, dann könne er mit einer Geschwindigkeit bis zu 340 Kilometer in der Stunde im Sturzflug auf seine Beute losgehen, sagt Matthias Luy vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern. Für Menschen bestehe keine Gefahr. Im Gegenteil: Ein Falke bereichere mit seinen Flugkünsten das Leben einer Stadt. Auf dem Platz hat das Spektakel allerdings noch niemand beobachtet. Robert Buckenmaier sieht den Falken öfter. Er blickt aus dem Rathaus direkt auf den Stadtturm.

Auf den Schrannenplatz verirren sich jetzt selten Tauben. Sollten Tauben irgendwann komplett als Beute ausfallen, könnten die Falken auf andere Nahrungsoptionen ausweichen, so Hupfer. Amseln, Buchfinken und Feldlerchen stünden auch auf dem Speiseplan des Falken.

© SZ vom 17.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: