Erding:Stolpersteine für Erding

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Zwei Messingplatten erinnern an Sophie und Leopold Einstein

Vielen Menschen sind sie aus anderen Städten längst bekannt: mit Inschriften versehene Messingplatten im Format kleiner Pflastersteine. In den frühen 1990er Jahren hat der Künstler Gunter Demnig diese sogenannten Stolpersteine geschaffen. Jeder Stein trägt den Namen eines einzelnen, durch den Nationalsozialismus verfolgten oder ermordeten Menschen, dazu kurze Angaben zu Biografie und persönlichem Schicksal. Der Arbeitskreises "Erding erinnert" hat zu zwei jüdischen Geschwistern geforscht, für die nun am Dienstag, 8. März, die ersten beiden Stolpersteine in Erding verlegt werden: Sophie Buchmann, geborene Einstein, und Leopold Einstein wurden 1879 beziehungsweise 1880 in Erding geboren.

Die Eltern der Geschwister waren aus Fellheim, Landkreis Unterallgäu, zugezogen. Zur Zeit der Geburt der beiden Kinder wohnten sie in der Langen Zeile - in einem Haus, das später abgerissen und 1891 durch den Neubau der heutigen Stadtapotheke ersetzt wurde, wie die Pressestelle der Stadt Erding schreibt. Die Familie Einstein verzog noch vor dem Ersten Weltkrieg nach Nürnberg, wo Sophie 1913 heiratete und ihre Mutter 1914 verstarb. Ihren Bruder Leopold internierte man nach der Reichspogromnacht 1938 für kurze Zeit im KZ Dachau. Am 10. September 1942 wurde er von Nürnberg aus in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 18. Juli 1943 starb.

Sophie Buchmann, ihr jüdischer Ehemann und ein gemeinsamer Sohn wurden am 24. März 1942 von Nürnberg aus in das Ghetto Izbica in Polen deportiert. Dort verstarb Sophie, die Todesumstände und das genaue Todesdatum sind unbekannt. Rückwirkend trug man den Tag des Kriegsendes, 8. Mai 1945, als offiziellen Todestag ein.

Für die beiden Geschwister und auch für Sophies Ehemann und ihren Sohn gibt es bislang noch keine Stolpersteine - auch nicht an ihrem letzten Wohnort in Nürnberg. Unterstützt wurde der Arbeitskreis "Erding erinnert" durch Oberbürgermeister Max Gotz, den Erdinger Stadtrat und den Historischen Verein Erding. Die Finanzierung der beiden Stolpersteine übernahm die Stadt Erding. Weitere Stolpersteine im Stadtgebiet sowie im Landkreis sollen in den nächsten Jahren - gegebenenfalls als Schulprojekte - folgen.

Das Kunstprojekt Stolpersteine , Vortrag von Gunter Demnig , Montag, 7. März, 19.30 Uhr (Einlass ab 18 Uhr), Festsaal Erdinger Weißbräu; Öffentliche Verlegung der Stolpersteine durch Gunter Demnig, Dienstag, 8. März, 9 Uhr, Erding, Lange Zeile 4, vor der Stadtapotheke.

© SZ vom 24.02.2022 / regi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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