Erding:Stadt kauft Rivera-Palais

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Vom Privatbesitz in städtischen Besitz wechselte das repräsentative Haus an der Münchner Straße. An der Nutzung ändert sich nichts. (Foto: Peter Bauersachs)

Das Gebäude an der Münchner Straße gegenüber dem Amtsgericht gilt als einer der bedeutendes profanen Barockbauten Bayerns. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart

Von Antonia Steiger, Erding

Die Stadt Erding hat ein weiteres bedeutendes Grundstücksgeschäft getätigt: Sie hat das Rivera-Palais in der Münchner Straße erworben. Im Jahre 2009 hatte der Kauf des Gasthauses Mayr-Wirt mitten im Sommer ebenfalls für großes Aufsehen gesorgt. Damals wollte die Stadt Erding das Haus vor dem Zugriff durch Investoren retten. Über Einzelheiten des Verkaufs und insbesondere über den Kaufpreis des Rivera-Palais hätten die Stadt und die frühere Eigentümerin Sabine Jaensch Stillschweigen vereinbart, teilt das Rathaus mit. Wie des weiteren zu erfahren war, übernimmt die Stadt Erding bestehende Mietverträge. Dies betrifft die alteingesessene Erdinger Steuerkanzlei Jaensch, Sixt und Huber, die dort seit vielen Jahren ihren Sitz hat.

Es sei eine Jahrhundertchance für die Stadt Erding gewesen, diesen Bau aufgrund seiner Bedeutung zu erwerben. Mit diesen Worten zitiert Stadtpressesprecher Christian Wanninger Erdings OB Max Gotz (CSU). Eine "einzigartige Gelegenheit", nannte Gotz den Kauf bei der Schlüsselübergabe. Das Rivera-Palais sei eines "der repräsentativsten Bauwerke der Stadt".

Das denkmalgeschützte Haus gilt als einer der bedeutendsten profanen Barockbauten Bayerns und stammt aus dem Jahr 1712. Verantwortlich für den Bau war der kurfürstliche Hofbaumeister Giovanni Antonio Viscardi, der von 1645 bis 1713 gelebt hat. Die Gräfin Adelheid von Rivera, unter anderem Herrin von Ottenhofen, Oberneuching und Kirchötting, war die Witwe des Kommandeurs der Leibgarde Kurfürst Max Emmanuels. Sie war als Gräfin von Preysing geboren worden, wie Stadtarchivar Markus Hiermer erläutert, und kannte Erding gut. Auch den Grafenstock, das heutige Rathaus, ist von den Preysings gebaut worden. Weil es ihr hier gefallen habe, habe sie sich das Haus als Altersitz bauen lassen. Sie nutzte das Gebäude als repräsentatives Stadtpalais, um ihre Gäste zu empfangen. Der Standort befand sich gegenüber dem früheren Kapuzinerkloster, zu dessen besonderen Förderern die Gräfin zählte, wie es in einer Mitteilung der Stadt heißt. Das Kloster gibt es heute nicht mehr. Es war 1692 gegründet und 1802 im Zuge der Säkularisierung aufgelöst worden. An seinem früheren Standort wurde das Amtsgericht errichtet. Auch am Rivera-Palais wurden Umbauten vorgenommen, die das Aussehen und den Charakter des Bauwerks veränderten. Seit den 1970-er-Jahren weist es jedoch wieder seine ursprüngliche Form auf. Dazu zählen auch die drei Figuren in der Fassade: Sie stellen die Gottesmutter mit dem Jesuskind sowie die heiligen Johannes von Nepomuk und Franz von Paula dar.

Als ehemaliges zweigeschossiges Wohnhaus mit hohem Giebel und Nischenfiguren firmiert das Rivera-Palais mit der Adresse Münchner Straße 20 auf der Denkmalliste, derzufolge es bei einem 1938 zum Teil zerstört worden ist. Auch das gegenüberliegende Amtsgericht ist dort aufgeführt als zweigeschossiger Putzbau mit neubarocker Fassadengliederung. Man geht dort davon aus, dass das Amtsgericht 1901 errichtet wurde, es ist also knapp 200 Jahre jünger als das Rivera-Palais.

© SZ vom 04.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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