Erding:Stabile Lage

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Nach der vorübergehenden Schließung der Kreißsäle werden bis Ende des Jahres etwa 600 Babys im Klinikum Erding auf die Welt gekommen sein. (Foto: Renate Schmidt)

Im Klinikum Erding läuft in diesem Jahr alles zur Zufriedenheit von Vorstand und Aufsichtsrat

Von Antonia Steiger, Erding

Das Klinikum Erding blickt auf ein gutes Jahr zurück, das haben Vorstand Sándor Mohácsi und Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) bei dessen Jahrespressekonferenz klar gemacht. 552 Babys kamen bis vergangenen Freitag im Klinikum auf die Welt, damit ist Mohácsi sehr zufrieden angesichts der Turbulenzen, die es um die Geburtshilfe im vergangenen Jahr gegeben hatte, als sie vorübergehend geschlossen werden musste. Mit voraussichtlich etwa 600 Geburten in diesem Jahr reicht das Klinikum schon wieder an das Ergebnis von 2105 heran, als dort 598 Babys geboren wurden, wie Bayerstorfer erläuterte. Die 694 Geburten im Jahr 2016 seien ein Ausreißer gewesen.

Zehn feste Hebammen arbeiten nun wieder in der Geburtshilfe. Sie sind selbständig und suchen sich selbst ihre Kolleginnen aus, wenn sie ihr Team erweitern wollen. Die Situation ist aus Sicht der Klinikleitung sehr zufriedenstellen, wie es hieß. Es sei viel besser als vor der Schließung der Geburtshilfe, als sieben oder acht Hebammen im Kreißsaal gearbeitet hätten und es dort zudem eine hohe Fluktuation gegeben habe. Bayerstorfer betonte, dass die Hebammen zwar keine Angestellten des Klinikums seien. Doch das Klinikum und damit der Landkreis schafften durchaus finanzielle Anreize für die Hebammen, indem die Kosten für die Bereitschaftspauschale übernommen werde.

Wie Mohácsi weiter erläuterte, sind auch die Patientenzahlen insgesamt gestiegen. Sie liegen um 6,5 Prozent über den Zahlen der ersten elf Monate in 2017. Als "Jahr der Stabilität" bezeichnete er das laufende Jahr, das zudem von einer Änderung der Rechtsform des Klinikums gekennzeichnet war: Einstimmig hatte der Kreisausschuss beschlossen, dass das Haus nicht mehr als Kommunalunternehmen zu führen sei, sondern in die Verwaltungsstruktur des Landratsamtes überführt werden soll. Damit verbunden ist auch, dass künftig strategische Entscheidung wie die Eröffnung neuer Abteilungen in Erding oder in Dorfen wieder öffentlich debattiert werden in einem zu gründenden Krankenhausausschuss.

Noch ist der Verwaltungsausschuss zuständig, und er soll es bis zum Ende seiner Amtszeit 2020 auch bleiben, wie Bayerstorfer sich das wünscht. Dagegen regt sich im Moment jedoch politischer Widerstand. Bayerstorfer erklärte, warum die Änderung der Rechtsform zunächst hinter verschlossenen Türen debattiert worden war: Es sei nicht sicher gewesen, ob bei einer Überführung des Hauses in die Zuständigkeit des Landratsamtes möglicherweise Grunderwerbssteuer angefallen wäre, eventuell fünf oder zehn Millionen Euro. Ganz geklärt sei dies auch jetzt noch nicht. Doch er rechne nicht damit, dass diese Forderungen auf den Landkreis zukommen, sagte Bayerstorfer. Diese hohen Zahlungen wolle der Landkreis unbedingt vermeiden, er hätte andernfalls von der Änderung der Rechtsform Abstand genommen. Um Unruhe zu vermeiden, seien diese Diskussionen bis zur Entscheidung nicht öffentlich geführt worden.

Als Erfolgsgeschichte priesen Mohácsi und Bayerstorfer weitere Einrichtungen, die an das Klinikum angegliedert sind, so das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) und die Portalpraxis in Taufkirchen, in der Fachärzte des Klinikums orthopädische und gefäßchirurgische Sprechstunden anbieten. Das MVZ in Erding soll die Notaufnahme mit ihren laut Mohácsi "teueren Strukturen" schonen, die Portalpraxis in Taufkirchen sei nötig, um die fachärztliche Versorgung in der Gemeinde und der Umgebung zu garantieren. Im Frühjahr sollen weitere Fachrichtungen dort etabliert werden. Alles passiere mit dem Einverständnis der niedergelassenen Ärzte, betonte Mohácsi. Bei einem Gespräch vor der Einrichtung der Portalpraxis hätten sich alle einverstanden gezeigt, zumal etliche Ärzte in Taufkirchen ihre Praxen schlössen. Die Ärzte, die bleiben, seien sogar froh, weil sie die Patienten alleine gar nicht mehr versorgen könnten. "Die Landschaft hat sich massiv gewandelt", sagte Mohácsi. Wenn es immer weniger Arztpraxen auf dem Land gebe, werde dies die medizinische Grundversorgung stark verändern. "Wir alle müssen uns darauf einstellen."

© SZ vom 17.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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