Erding:Spatenstich für neues Eingangsgebäude

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Gleich zwölf Spaten wurden beim Startschuss für das neue Eingangsgebäude im Bauernhofmuseum Erding geschwungen. (Foto: Renate Schmidt)

Bauernhaus aus dem Jahr 1672 soll zusammen mit Anbau neues Herzstück des Erdinger Bauernhausmuseums werden

Von Gerhard Wilhelm, Erding

"Es wird ein Schmuckstück", versprach am Dienstag Architekt Udo Rieger beim Spatenstich für das neue Eingangsgebäude im Bauernhausmuseum Erding, dessen Herzstück ein altes Profangebäude aus dem Jahr 1672 sein wird. Es wurde vor einem Jahr in Pesenlern bei Wartenberg komplett abgebaut. Alle wiederverwertbaren Materialien wie Balken, Türen und Fenster wurden eingelagert. Im Westen des neu errichteten Bauernhauses soll ein profilgleiches Wirtschaftsgebäude entstehen, in dem auch der Bauernmarkt ein zeitgerechtes Umfeld erhalten soll. Im verlagerten Profangebäude sollen von Mitte 2021 an die Kasse, ein Informationsstand und eine Dauerausstellung untergebracht werden. Das Gebäude soll zudem Toiletten erhalten und behindertengerecht werden.

Um den Zustand des Gebäudes in Pesenlern hatte es im Vorfeld einige Debatten gegeben. Auch beim Spatenstich kam dies zur Sprache, denn das Bauernhaus hat ein sogenanntes Frackdach, von dem es laut Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) im Umkreis von rund 100 Kilometern nur noch zwei andere geben soll. In seinen Grußworten gab Erdings OB Max Gotz (CSU) zu, dass man akustisch Wrack verstanden habe, was für viele auch den Zustand des alten Bauernhauses vor dem Abbau beschrieb. Doch es habe vor allem bei den Hölzern mehr erhalten werden können als anfangs befürchtet, sagte Rieger.

Wegen des schlechten Zustands hatten einige Kreisräte bei der Entscheidung, das alte Profangebäude umzuziehen, Kritik geäußert. Dass die Translozierung und der dazugehörige Neubau dem Landkreis 2,5 Millionen Euro kosten sollen, sei angesichts angespannter Haushaltslage zu hoch, wurde argumentiert. "Die 2,5 Millionen sind gut angelegt", sagte OB Gotz beim Spatenstich. Es sei einerseits schon länger an der Zeit gewesen, für Museum und Bauernmarkt eine "moderne, zeitgemäße Situation" zu schaffen und "in unserer hektischen Zeit" müsse man zudem Dinge bewahren, die für eine andere Zeit stehen. Es sei wichtig, "unsere Herkunft und Wurzeln zu dokumentieren" und das Profangebäude aus dem Jahr 1672 sei ein Teil dieser Wurzeln und festige die Geschichte der Stadt und des Landkreises. Davon profitieren würden Kinder, Schulen und Touristen beim Besuch des Erdinger Bauernhausmuseums.

Auch Landrat Bayerstorfer betonte, wie wichtig es gewesen sei, das Museum 1989 zu gründen. Es sei heuer 30 Jahre alt geworden, "und lebendiger denn je". Er verwies darauf, dass die Landwirtschaft lange die prägende Struktur Bayerns gewesen sei. Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe habe mit Beginn der Industrialisierung abgenommen, aber noch heute blicke man mit "großer Wertschätzung" auf die Landwirte, die "uns mit scheinbarer Selbstverständlichkeit mit dem versorgen, was wir zum Leben brauchen". Ein lebendiges Zeugnis dieser Entwicklung sei das Erdinger Bauernhausmuseum an der Taufkirchener Straße.

Architekt Udo Rieger sagte, dass man bei Umsetzung und Neuaufbau Glück gehabt habe, dass das Gebäude nicht unter Denkmalschutz gestanden habe, sonst würden die geplanten Kosten von 2,5 Millionen Euro nicht reichen. Ohne Denkmalschutz habe man zudem mehr gestalterische Freiräume bei der Planung. Es könnte nach der Untersuchung des Baugrundes sogar ein wenig billiger werden, da man wohl weniger Probleme mit Wasser haben werden als befürchtet. "Sie werden es nicht bereuen, das Bauernhaus erhalten zu haben", sagte Rieger. Im Gegensatz zum alten Haus wird sich in dem neuen einiges ändern, ließ der Architekt anklingen: "Sie werden sich wundern, was wir uns alles ausgedacht haben."

© SZ vom 30.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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