Erding:Spannende Zukunft

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Erding hat Entscheidungen für den Fliegerhorst getroffen

Von Antonia Steiger, Erding

Sechs Stellen sind im Erdinger Rathaus derzeit zu vergeben, darunter eine Vollzeitstelle für die Leitung der Zentralen Vergabestelle. Wer sie bekommt, soll nationale und europaweite Vergabeverfahren vorbereiten, koordinieren und organisieren. Es sei eine vielseitige, anspruchsvolle, interessante und verantwortungsvolle Aufgabe, heißt es in der Ausschreibung. Das kann man wohl sagen: Die Stadt Erding bereitet sich auf eine enorme Aufgabe vor, auf die enormste, vor der sie wohl je gestanden ist: die Konversion des 350 Hektar großen Fliegerhorstreals. Stellen für Stadtplaner und Bauingenieure wurden bereits ausgeschrieben, denn die Stadtentwicklung bekommt nun ordentlich zu tun. Vieles muss koordiniert werden: der Verbleib von MTU, die Internationale Bauausstellung IBA 2030, ein Energiekonzept für den Fliegerhorst, dazu der Erdinger Ringschluss mit Walpertskirchener Spange, die Machbarkeitsstudie für den neuen Bahnhof und die Altlastenuntersuchung.

Die Stadt will die Fläche in ihren Besitz bringen, und auch dafür hat sie in diesem Jahr eine wichtige Voraussetzung geschaffen. Im Juli stimmte der Stadtrat der Zweckerklärung zu. Um in die Kaufverhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) treten zu können, musste die Stadt schriftlich ihr Kaufinteresse sowie Bedarf und Nutzungsziele erklären. In dem Schreiben bekräftigt sie nun ihr Interesse für das Areal auf Erdinger Gemarkung. Sie verwies auf den Eigenbedarf und kündigte Gespräche mit der Gemeinde Bockhorn an, auf deren Flur sich ein Teil des Fliegerhorsts befindet.

In diesem Jahr hat die Stadt Erding auch einen aufsehenerregenden städtebaulichen und landschaftsplanerischen Wettbewerb für die künftige Entwicklung des Fliegerhorst gestartet und bereits beendet. Gewonnen hat das Büro Hähnig - Gemmeke Architekten BDA Partnerschaft aus Tübingen. Der nächste Schritt werde nun sein, sagte anschließend Mathias Hähnig, Planungsteams zu gründen und die Bürgerschaft an einzubinden. Welche Herausforderungen auf Erding zukommen, machte Alain Thierstein, Professor für Raumplanung an der TU München, in einem Interview mit der SZ Erding deutlich: Was am Fliegerhorst passiert, werde Rückwirkungen auf die Altstadt und andere Bereiche haben. "Es werden neue städtische Verbindungen entstehen, zum Beispiel zwischen der Altstadt und dem neuen Bahnhof." Ebenso werde das Gewerbegebiet West ins Spiel kommen und der Bereich rund um die Therme. Wenn an einer Stelle eine kräftige, attraktive Lage entsteht, gebe es rückwirkend Folgen für die bisherigen Strukturen. "Das gesamte Gefüge Erdings ist von diesem Projekt angesprochen", sagte Thierstein. Er rät zu einer Kombination von Wohnen, Arbeiten und Mobilität und zu einer geschickten Nutzung des Freiraum.

Die große Fläche "einfach zuzuschütten" wäre kein Problem. Aber man könnte in Erding zeigen, "wie es in einer Wachstumsregion möglich ist, durch eine dichte und durchdachte Städteplanung den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden". Möglicherweise werde sich diese Entwicklung unterscheiden "von der ländlich geprägten Wahrnehmung der alteingesessenen Erdinger". Doch der Blick derer, "die hier schon immer oder schon lange gelebt haben, ist nur ein Teil der Zukunft", sagte Thierstein.

Der Entwurf des Büros Hähnig - Gemmeke war auch der Favorit Thiersteins, der ebenfalls in der Jury saß. Hähnig sagte, er wolle für den Fliegerhorst Synergien nutzen. Zum Beispiel in Gestalt der 70 Jahre alten Bäume, die dort stehen. "Das ist kein Militärgelände mehr", sagt er, "plötzlich ist das eine Parklandschaft." Es gehe darum, Vorteile für diejenigen zu schaffen, die jetzt schon in der Stadt wohnen. Sie sollen etwas davon haben, dass ihre Stadt um mehrere tausend Einwohner wachsen wird. Wer neu hinzuzieht, soll wissen, dass das einmal ein Fliegerhorst war. Deswegen sollen das Stabsgebäude, das Offiziersheim, die Kirche und die Shelter stehen bleiben, vielleicht ein paar Mannschaftsgebäude, wie Hähnig hofft, sofern eine Sanierung sinnvoll ist. Ihr Anblick ist den Erdingern vertraut.

© SZ vom 28.12.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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