"Ich bin ein wenig sauer", erklärte Johann Peis, der Vorsitzende des Zweckverbands der Volkshochschule (VHS) Erding, bei der Vorstellung der Jahresrechnung. Verärgert hat den Neuchinger Bürgermeister aber nicht die Finanzlage der VHS. Die habe sich "zufriedenstellend" entwickelt, betonte Peis. Sauer ist er auf den Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband, der heuer erstmals den Haushalt unter die Lupe genommen hat und prompt eine Beanstandung vermeldete: Die Prüfer befanden die angewandte doppelte kommunale Buchführung (Doppik) nicht so recht passend für eine Volkshochschule.
Der 2010 gegründete VHS-Zweckverband, dem alle Gemeinden des Landkreis angehören, hat 2011 die Doppik als Buchführungssystem eingeführt. Die überörtliche Prüfung hatte bislang die staatliche Rechnungsprüfungsstelle des Landratsamts Erding inne. Nach einer Neuorganisation durch das bayerische Innenministerium ist nun der Bayerische Kommunale Prüfungsverband zuständig. "Mit dem Landratsamt hat es nie ein Problem gegeben", sagte Peis. Jetzt sei jedoch plötzlich die Frage gestellt worden, "warum in Erding mit Doppik gearbeitet wird". Nach Ansicht der Prüfer besitze die Erdinger Volkshochschule dafür "nicht die passende Struktur", so Peis. Ganz einsehen mochte er diese Kritik nicht.
Eine Buchführung mit Doppik gäbe es vor allem in großen Städten, für kleinere Institutionen wie die VHS Erding werde diese Art der Buchführung eher selten verwendet, erläuterte VHS-Leiterin Gertrud Scheffelmann auf Nachfrage. Gespräche mit dem Bayerischen Kommunalen Prüfungsverband sollen nun die Lage klären. Unter Umständen müsse man die Buchführung umstellen, sagte Scheffelmann. In der Sitzung gab es dazu keine weitere Diskussion. Kurz und schmerzlos ging es mit den Finanzen weiter. Die Jahresrechnung 2014 wurde einstimmig von der Mitgliederversammlung festgestellt.
Der Haushaltsplan für das kommende Jahr rechnet mit Mitgliedsbeiträgen der Gemeinden in Höhe von insgesamt etwa 700 000 Euro. "Das sind gute Zahlen", sagte Peis. Insgesamt habe sich die Finanzlage "in den zurückliegenden Jahren zufriedenstellend entwickelt". Positiv sei auch, dass die Volkshochschule "den Schuldenabbau weiterhin zuverlässig bedienen kann", sagte Scheffelmann. Belief sich der Schuldenstand bei der Sparkasse Erding-Dorfen 2014 noch auf 2,2 Millionen Euro, werden es 2016 nur noch 1,8 Millionen sein.
Wie aus den Daten hervorgeht, haben 2014 insgesamt 12 539 Landkreisbürger an VHS-Veranstaltungen teilgenommen. Gewaltig angestiegen ist laut Scheffelmann die Zahl der Kurse für Deutsch und Alphabetisierung an der Volkshochschule Erding. Auch personell wurde an der VHS in diesem Januar mit einer neuen Mitarbeiterin für den Deutsch- und Integrationsbereich aufgestockt. "Es ist auch unsere Verpflichtung, bei der Integration der Flüchtlinge mitzuwirken und diese zu unterstützen", bekräftigte Peis das Engagement der Volkshochschule in diesem Bereich. Derzeit könne er aber noch nicht sagen, auf welche Standorte sich künftig die Kurse für Flüchtlinge verteilen werden. Er sagte jedoch zu, dass er schnellstmöglich alle Gemeinden informieren werde, "wo und wann ein entsprechender Kurs stattfindet". Vom kommenden Januar an soll an der VHS eine zusätzliche Verwaltungskraft vor allem für den Bereich Deutsch und Integration dazukommen. Insgesamt sind laut dem Stellenplan bei der Volkshochschule Erding 15 Mitarbeiter fest angestellt, davon sechs in Vollzeit und neun in Teilzeit.
Einen Wermutstropfen hatte Peis am Donnerstag doch noch zu berichten: Im kommenden Jahr muss die VHS mit weniger Sponsorengeld auskommen. Die Sparkasse habe mitgeteilt, dass sie ihr Budget aufgrund der Zinsentwicklung zurückfahren werde. Daher der Appell des Verbandsvorsitzenden an alle Mitglieder: "Bitte versucht, neue Sponsoren zu gewinnen."