"Nicht herum eiern, Entscheidungen schnell treffen und die wichtigen Dinge konkret umsetzen - das wollen die Leute von uns sehen." Sehr selbstbewusst hat der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) bei der Jahreshauptversammlung des Erdinger CSU-Ortsverbands im Gasthaus Brunold die Maxime des von ihm seit Jahren geleiteten, mit 469 Mitgliedern größten Ortsverbands im Landkreis zusammengefasst. Die prosperierende Boomregion biete auch künftig enorme Entwicklungschancen, sagte Gotz, zum Beispiel bei der Neugestaltung des Fliegerhorstareals und der weiteren Stadtentwicklung. Auf der anderen Seite bereiten ihm aber auch die Herausforderungen durch den Zuzug, der Engpass auf dem Wohnungsmarkt und die Belastungen der Infrastruktur Sorgen. Hier müsse die Erdinger CSU "mit allen zur Verfügung stehenden Instrumentarien" gegensteuern.
Gotz forderte, dass Entscheidungen zur Stadtentwicklung trotz des Risikos, Fehler zu machen, entschlossen und schnell getroffen werden sollten. Wichtige Themen sind die Konversion des Fliegerhorstgeländes. Wegen des weiteren Zuzugs, "der sicher kommen wird", und der steigenden Preise auf dem Wohnungsmarkt hat der Ortsverband einen Fragebogen konzipiert, um maßgeschneiderte Konzepte zu erstellen, wie Gotz sagte. Die Auswertung der Fragebögen sei abgeschlossen und habe die CSU in ihrer Einschätzung, dass viele Erdinger ein eigenes Haus oder eine Wohnung auch zur Altersvorsorge erwerben wollen, bestätigt. Deswegen wolle die CSU neue Formen des Einheimischenmodells realisieren. Gotz kündigte an, die Ergebnisse der Fragebogenaktion in den kommenden Tagen öffentlich zu präsentieren.
Sorgen bereiten dem Oberbürgermeister auch die Herausforderungen für Vereine, Kindergärten und Schulen durch den künftigen Zuzug: "Wir müssen in Kooperation mit dem Landkreis dafür sorgen, dass uns der Zuzug nicht erdrückt." Wichtig sei aber auch, dass die am Fliegerhorst zur Verfügung stehenden 365 Hektar stadtnahe Flächen nicht "bis auf den letzten Quadratmeter für Wohnbebauung und Gewerbeflächen ausgenutzt werden". Es müssten auch Erholungsgebiete und Oasen für Familien geschaffen werden. Deswegen sei dort ein Landschaftsschutzgebiet in Planung.
Darüber hinaus müssten auch wichtige Infrastrukturprojekte wie der seit Jahrzehnten diskutierte S-Bahn-Ringschluss realisiert werden. Gotz erkennt, wie er sagt, beim Ringschluss zwar eine "beachtliche Dynamik" und die Chance, das Projekt "gewaltig voran zu bringen".
Gotz forderte die Mitglieder seins Ortsverbandes auch auf, weiterhin an einem Strang zu ziehen, um die Wirtschaftspolitik "mit deutlicher Handschrift der CSU" fortzusetzen und durch die Ansiedelung solventer Unternehmen für Einnahmen zu sorgen.
Kritik übte Gotz an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und EU-Politikern für den Umgang mit der Flüchtlingskrise. Die Krise sei nicht überraschend gekommen, sagte Gotz. Seit Jahren sei bekannt, dass bis zu 50 Millionen Flüchtlinge an den Grenzen zu Europa stünden: "Mit dem Thema wurde alles andere als souverän umgegangen." Er unterstütze wie Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) den eigenständigen Kurs und "den Mut zur eigenen Strategie" von Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU), auch wenn damit eine Konfrontation mit der Kanzlerin verbunden sei.
Der CSU-Kreisvorsitzende Bayerstorfer warf der Kanzlerin Fahrlässigkeit vor, weil auch für eine humanitäre Hilfe der Flüchtlinge nicht permanent Gesetze gebrochen werden dürften. Bayerstorfer kritisierte erneut, dass im Flüchtlingscamp am Erdinger Fliegerhorst mehr als 15 000 Menschen nicht registriert worden seien. Das sei ein nicht kalkulierbares und nicht akzeptables Risiko für die innere Sicherheit: "Es ist einiges aus dem Ruder gelaufen." Bayerstorfer fügte an, dass der CSU-Kreisverband mit etwa 2000 Mitgliedern einer der mitgliederstärksten in Oberbayern sei.