Seit 80 Jahren verbunden:Die Erdinger und ihr Fliegerhorst

Lesezeit: 2 min

Bis 1957 waren amerikanische und deutsche Soldaten gemeinsam auf dem Fliegerhorst stationiert und teilten sich den Wachdienst. (Foto: oh)

Eine geplante Ausstellung befasst sich mit dem Verhältnis der Bürger zu "ihrem" Soldatenstützpunkt

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Gegenseitiges Interesse hat seit jeher das Verhältnis zwischen den Erdingern und der Bundeswehr in der Kreisstadt geprägt. Wenn in diesen Tagen die Rede vom Fliegerhorst ist, geht es meist um das Camp Shelterschleife und um Fragen, wie das weitläufige Areal im Osten der Stadt nach dem Abzug der Armee genutzt wird. Konversion ist jedoch nur der Schlusspunkt in einer abwechslungsreichen Geschichte des Luftwaffenstandorts. Das Museum Erding widmet sich von Ende September an in einer Sonderausstellung dem Fliegerhorst und zeigt eine Rückschau, von der Gründung 1936 bis zur Gegenwart. Der geplante Titel lässt die Bandbreite des Projekts erahnen: "Garnisonsstadt Erding - Wehrmacht. Amerikaner. Bundeswehr. Warteraum Asyl. Konversion: 80 Jahre Fliegerhorst". Bis voraussichtlich Mai 2017 können Besucher bekannte und weniger bekannte Facetten des Standorts entdecken.

Die Organisatoren um Museumsleiter Harald Krause und den aus Dorfen stammenden Militärhistoriker Harald Potempa wollen mit der Ausstellung nicht nur einen Blick auf die Entwicklungen innerhalb des Stützpunkts werfen, sondern auch aufzeigen, wie eng die Erdinger seit 80 Jahren mit den Menschen und den Ereignissen auf dem Fliegerhorst verbunden sind. Stadt und Standort haben sich gegenseitig geprägt. Einerseits werden historische Objekte und Fotos aus privater Hand zu sehen sein, andererseits hat die Bundeswehr Exponate angekündigt. Um was es sich genau handelt, steht aber noch nicht fest. "Das könnten möglicherweise ein Fahrwerk, eine Flieger-Kombi oder das Straßenschild vom Williamsplatz sein", sagt Oberstleutnant Robert Bundt auf Nachfrage. Die Planungen für die Ausstellung stehen derzeit am Anfang und noch gibt es wenig persönliche Quellen aus den 1930er bis 1950er-Jahren. Harald Krause setzt daher auf Unterstützung aus der Bevölkerung. Wer Fotos, Dokumente oder persönliche Gegenstände aus dieser Periode besitzt, soll sich an das Museum Erding wenden.

Nach Angaben der Luftwaffe wurden erste Lagerhallen und ein Rollfeld für Flugzeuge in Erding bereits 1935 errichtet. Von amerikanischen Truppen nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut, spielte der Fliegerhorst eine Rolle während der sogenannten Luftbrücke 1948: Von der "Airbase" Erding machten sich Piloten zu Versorgungsflügen nach Berlin auf. Bis heute erinnern der Name "Williamsville" für die Siedlung entlang der Rotkreuzstraße und eine Gedenktafel an den dabei abgestürzten US-Leutnant Lelan Williams. Nach einer einjähriger Übergangsphase verließen die Amerikaner 1957 den Stützpunkt. Die Aufgabe für die neuen deutschen Soldaten bestand seitdem in der Versorgung und Instandhaltung von Flugzeugen - zunächst des Starfighters, dann des Tornados. Als 2014 die letzte Maschine auf die Startbahn rollte, hatte man mehr als 1100 Luftfahrzeuge gewartet.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: